Am Internationalen Weltfrauentag wird hierzulande vor allem auf Themen wie ungleiche Bezahlung oder den umstrittenen Abtreibungsparagrafen hingewiesen. Der Tag sollte aber auch genutzt werden, um sich mit den Kämpfen zu beschäftigen, die Frauen in anderen Ländern austragen müssen. Ich möchte dir daher einige mutige Aktivistinnen vorstellen, die derzeit im Iran gegen die Kopftuchpflicht protestieren und meiner Meinung nach noch zu wenig beachtet werden.
Früher hatten iranische Frauen mehr Freiheiten
Wie kann es sein, dass Frauen ausgerechnet jetzt gegen eine Kopftuchpflicht im Iran protestieren? Kommt das vielleicht durch den Einfluss vom westlichen Feminismus? Wohl nicht wirklich, denn der Iran mag zwar schon seit vielen Jahrhunderten mehrheitlich muslimisch geprägt sein, dennoch existiert die strenge Kleiderordnung erst seit der Machtübernahme der Islamisten 1979. Zuvor gab es zwar Frauen, die freiwillig ein Kopftuch trugen, jedoch war auch freizügige Kleidung üblich, wie etwa diese Aufnahme von Studentinnen aus dem Jahr 1971 zeigt:
Seitdem hat sich leider für die Frauen vieles zum Schlechteren verändert. Das eingeführte Sharia-Gesetz schreibt schon Frauen ab dem neunten Lebensjahr vor, sowohl ein Kopftuch, als auch arm- und beinbedeckende Kleidung zu tragen. Frauen, die sich nicht daran halten und in der Öffentlichkeit erwischt werden, müssen je nach Schweregrad des Verstoßes mit Geldbußen, Gefängnisstrafen bis zu zwei Monaten oder Schlägen rechnen. Selbst diese Strafen halten jedoch viele Iranerinnen nicht davon ab, sich mit einem zu locker gebundenen, zu bunten Hidschab oder ganz ohne Kopfbedeckung auf der Straße zu zeigen. Allein 2014 kam es laut der Zeit zu 3,6 Millionen polizeilichen Eingriffen wegen „schlechten Hidschab-Tragens.“
Das Kopftuch wird zur Protestfahne
Es bedarf ohnehin also schon einer gehörigen Portion Mut, um sich im Iran ohne Kopfbedeckung in die Öffentlichkeit zu begeben. Noch mehr Respekt kann man daher vor Frauen haben, die ihr Kopftuch auf der Straße demonstrativ ablegen, sich eine Stunde lang auf einen Stromkasten stellen und den Stoff zu einer Protestfahne verwandeln. Genau das hat erstmals die Iranerin Vida Movahed am 27. Dezember 2017 getan. Die 31-jährige Mutter wurde daraufhin festgenommen und verbrachte mehrere Wochen im Gefängnis.
Andere mutige Frauen ließen sich davon jedoch nicht abschrecken – im Gegenteil: Vida ist mittlerweile zur Ikone iranischer Aktivistinnen geworden, die gegen die strengen Gesetze des Landes protestieren. Wie der Guardian berichtet, wurden in den letzten Wochen mindestens 29 Nachahmerinnen festgenommen, die ihr Kopftuch wie eine Fahne schwenkten und die Fotos auf Facebook, Instagram oder Twitter posteten:
Es geht um mehr als das Kopftuch
Ob das Kopftuch im Islam generell Unterdrückung symbolisiert soll, an dieser Stelle gar nicht debattiert werden. Die iranischen Aktivistinnen wollen mit ihren Protesten schließlich auch kein Kopftuchverbot erkämpfen, sondern die Freiheit, über die eigene Bekleidung bestimmen zu können. Laut der Zeit sind viele der Aktivistinnen auch der Ansicht, dass die erzwungene Kopfbedeckung natürlich nicht das Hauptproblem iranischer Frauen sei: Die symbolische Protestfahne richtet sich auch gegen andere Diskriminierungen. So dürften Iranerinnen beispielsweise auch nicht ohne die Erlaubnis ihres Ehemannes das Land verlassen.
Solidarität zeigen zum Weltfrauentag
Neben Vida Movahed gibt es auch andere iranische Aktivistinnen, die mittlerweile international bekannt sind, wie die Gründerin des Facebook-Netzwerkes „My Stealthy Freedom“, übersetzt „Meine heimliche Freiheit“. Auf der schon seit 2014 existierenden Facebookseite posten Iranerinnen regelmäßig Fotos von sich ohne Hidschab. Anlässlich des kommenden Weltfrauentags ruft die Seite außerdem dazu auf, dass sich Frauen weltweit solidarisieren:
Jede Frau, die am 8. März ihre Solidarität mit den mutigen Iranerinnen auf Weltfrauentags-Demonstrationen zeigen will, soll ein weißes Tuch an einen Stock binden und diese Fahne schwenken. Fotos mit Botschaften an die Iranerinnen können dann gerne an „My Stealthy Freedom“ geschickt werden.
Bildquelle: Getty Images/Majid Saeedi
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