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Kommentar

Mach deine Diät, aber heul mich nicht darüber voll!

Diät Kommentar

Ich halte selbst nichts von Diäten, habe aber kein Problem damit, wenn Menschen in meinem Umfeld sich an vorgeschriebene Ernährungspläne halten. Du fühlst dich nicht wohl in deinem Körper? Dann mach ruhig eine Diät! Meine Toleranz hört aber dann auf, wenn du mich darüber volljammerst, was du alles nicht essen „darfst“ – während ich genüsslich in meine Pizza beiße.

Meine Aversion gegenüber Diäten rührt nicht etwa daher, dass ich mir selbst unkontrolliert alles in den Mund stopfe. Ich ernähre mich seit über 15 Jahren vegan und habe schon unzählige ernährungswissenschaftliche Bücher gelesen. Das eine oder andere habe ich auch schon selbst ausprobiert. Vor einigen Jahren habe ich mich für zwei Monate hauptsächlich von Obst ernährt (wenn auch nicht ganz so extrem wie „Freelee the Banana Girl“ mit ihren 51 Bananen pro Tag). Momentan bin ich sehr angetan vom Arzt Mark Hyman, der in seinem Bestseller „Food: What the Heck Should I Eat?“* eine fettreiche und hauptsächlich pflanzliche Ernährungsweise propagiert. Ich liebe es, mich in ernährungswissenschaftliche Fragen reinzunerden und bin nach dem Lesen oft motiviert, ungesunde Lebensmittel zu meiden.

Diät ja – aber freiwillig

Von zwanghaften Diäten habe ich allerdings schon lange Abstand genommen. Ich weiß inzwischen, dass ich nie mein ganzes Leben lang auf Pommes, Pizza, Weizenbrot und vor allem nicht auf Donauwelle verzichten könnte oder wollte. Derzeit meide ich weitestgehend Industriezucker und Getreideprodukte, in der Hoffnung, mein Immunsystem zu stärken und eine bessere Haut zu bekommen. Ich achte jedoch darauf, nie das Gefühl zu haben, etwas nicht essen zu dürfen. Vielmehr möchte ich momentan bestimmte Nahrungsmittel nicht essen, weil ich mich mit meinen morgendlichen Superfood-Smoothies einfach besser fühle als mit nährstoffarmen Fertigprodukten.

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So kommt es, dass ich meine Freunde und Kollegen nicht darüber zujammere, auf was ich alles verzichten muss. Denn ich muss gar nichts, sondern möchte mich aus der positiven Motivation heraus, meinem Körper etwas Gutes zu tun, besser ernähren. Dass diese Haltung nicht selbstverständlich ist, merke ich immer wieder bei anderen Frauen in meinem Umfeld (ja, es sind fast immer Frauen). Wenn hier mal wieder eine das Bikini Bootcamp, eine Zuckerfrei-Challenge oder eine andere x-beliebige Diät anfängt, bekomme ich mehr davon mit, als mir lieb ist.

Wenn die eigene Diät anderen das Essen vermiest

Sobald ein Kollege Donuts in die Büroküche stellt, leiden diese Frauen so, dass es alle mitbekommen: „Ich würde auch so gerne, aber ich darf ja keine Kohlenhydrate essen.“ Begleitet wird das Ganze von schmachtenden Blicken, während die anderen Kollegen sicher gerne ohne schlechtes Gewissen ihren Donut essen würden. Ich halte in solchen Momenten meine Klappe. Was ich aber eigentlich gerne sagen würde: „Nimm dir entweder einen Donut, oder hör auf, alle vollzuheulen. Niemand zwingt dich zu deiner Diät!“ Es mag Ausnahmefälle geben. Ich spreche hier aber wohlgemerkt von Frauen, die in der Regel bereits eine schlanke bis normale Figur haben und aus medizinischen Gründen keine Diät machen müssten.

Herumjammernde Menschen sind nie sonderlich angenehm. Wenn's ums Essen geht, können sie jedoch auch noch anderen den Genuss verderben. Das kann insbesondere unter Frauen sehr schnell passieren. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass Frauen untereinander selten ungezwungen essen und genießen können, ohne dass eine von ihnen kommentiert, wie viele Kalorien oder Kohlenhydrate in der Mahlzeit stecken, oder wie viel sie dafür am nächsten Tag trainieren muss. Anstatt, dass diese Frau jedoch für ihre belehrenden Kommentare zurechtgewiesen wird, entsteht häufig eine andere Dynamik: Alle Frauen pflichten bei, essen mit schlechtem Gewissen ihre Pizza und geloben, als Ausgleich Sport zu treiben oder eine Diät zu machen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, vergleichen sich Frauen oft untereinander und so kann die eigene Diät andere schnell unter Druck setzen. Denk also lieber das nächste Mal darüber nach, ob du wirklich allen beim Essen erzählen musst, was du alles nicht essen „darfst“. Selbst wenn du nur von dir selbst sprichst, wirst du bestimmt etwas bei anderen Personen bewirken.

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Die folgenden Diäten solltest du dir am besten gleich sparen, denn sie erzeugen hauptsächlich Frust und machen dich auf Dauer nicht schlanker:

11 sinnlose Diäten, auf die du besser verzichten solltest

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Nina Everwin

Es gibt interessantere Gesprächsthemen als deine Diät!

Ich weiß selbst, wie vereinnahmend das Thema Ernährung sein kann. In jüngeren Jahren habe ich versucht, durch radikale Diäten abzunehmen und dabei vor allem eins gemerkt: Es gibt plötzlich kein anderes Thema mehr in meinem Kopf als Essen. Daher kann ich auch nachvollziehen, warum viele Menschen auf Diät das Bedürfnis haben, über all die leckeren Dinge zu jammern, die sie gerade nicht essen „dürfen“.

Für mich grenzt dieses Verhalten schon an einer Essstörung. Anstatt auf die eigenen körperlichen Bedürfnisse zu hören, verschreibt man sich einem zwanghaften Ernährungsplan, den man augenscheinlich nicht genießt. In meiner Wut über Frauen, die über nichts anderes als ihre Diät sprechen können, schwingt daher auch immer etwas Mitleid mit. Ich hoffe sehr, dass diese Frauen irgendwann einsehen, dass kurzzeitige Diäten nichts bringen und endlich aufhören, ihren Mitmenschen den Appetit zu verderben. Wenn wir alle aufhören, andere ungefragt über unsere Diäten vollzuquatschen, tragen wir meiner Meinung nach viel mehr zu einer Gesellschaft ohne Schlankheitswahn bei, als wenn wir uns über irrelevante Fernsehsendungen wie „Germanys's Next Topmodel“ echauffieren. Und ganz ehrlich: Wen interessiert es schon, dass ich gerade Quinoa statt Reis esse? Eben. Lasst uns endlich über interessantere Dinge sprechen!

Nina Everwin

Bildquelle: Getty Images/halfbottle