Wir bewundern Menschen, die ihren individuellen Stil gefunden haben. Kein Wunder, denn Farben und Kleidungsstücke aus bestimmten Subkulturen verschaffen einem gerade in Zeiten von Social Media einen Wiedererkennungswert und werden schnell zum Markenzeichen. Ein eigener Modestil kann aber auch einengen – wie ein Korsett. Ist es nicht viel individueller, mit selbst auferlegten Regeln hin und wieder zu brechen und sich selbst auch mal neu zu erfinden? Ein Plädoyer gegen den eigenen Stil.
Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider
Ich habe mich selbst schon früh mit meinem eigenen Stil befasst. Auch wenn ich noch bis zu meinem 12. Lebensjahr in Pferde-Pullovern und Latzhosen herumgerannt bin, gab es für mich schon seit dem Kindergarten echte No-Gos. Pastellfarben waren mir viel zu mädchenhaft und Dunkelblau nur ein hässliches Möchtegern-Schwarz. Noch heute wird man in meinem Kleiderschrank mit Ausnahme von Jeans kein einziges Teil in diesen Farben finden. Daher war es auch kein Wunder, dass ich mit 13 ein Grufti wurde und mich viele Jahre lang fast ausschließlich schwarz gekleidet habe. Meinem düsteren Stil bin ich jahrelang treu geblieben – und habe dabei vergessen zu hinterfragen, was mir eigentlich wirklich gefällt.
Mit Farben werden sofort Assoziationen geweckt. Welche Farbe dominiert in deinem Kleiderschrank?
Ist das überhaupt noch mein Stil?
Keine Frage, wer seinen eigenen Stil gefunden hat, hat es beim Shoppen deutlich leichter. In Onlineshops habe ich mir lange Zeit ausschließlich schwarze oder auch mal rote Kleidungsstücke anzeigen lassen. Braun, Oliv, Rosa oder Weiß: Nein, danke. Maxikleider, Goldschmuck oder Peeptoes: Das bin einfach nicht ich. Oder vielleicht doch? Immer öfter merke ich, dass mir bestimmte Kleidungsstücke doch ganz gut gefallen, sie aber nicht zu meinem jahrelang gelebten Stil passen. Mein eigener Stil war mit der Zeit zu einem selbst auferlegten Mode-Diktat geworden: Bloß nicht zu trendbewusst kleiden, um als Mode-Opfer dazustehen. Bloß nicht zu girly, um als Tussi wahrgenommen zu werden. Bloß nicht zu elegant, weil eigentlich bin ich im Herzen doch noch Punker.
Lernen, anderen nicht gefallen zu müssen
Bei all diesen Zweifeln ist mir eines klar geworden: Ich habe stets im Hinterkopf, wie mich andere Menschen wahrnehmen. Dabei war doch genau das der Grund, warum ich in meiner Jugend angefangen habe, mir mit Band-Shirts, Tattoos und Piercings einen möglichst alternativen Style anzueignen. Doch was ist wirklich noch individuell daran, wenn ich vor bestimmten Kleidungsstücken zurückschrecke, aus Angst vor Kommentaren aus meinem Umfeld? Ist es nicht ein größerer Ausdruck von Selbstbewusstsein, ohne Stilvorgaben auch mal ein völlig ungewöhnliches Teil zu tragen?
Tatsächlich habe ich es inzwischen gewagt, mir immer öfter Kleidung und Accessoires zuzulegen, die so gar nicht zu „meinem Stil“ passen: ein langes gelbes Kleid, goldene Ketten und einen mädchenhaften Haarreifen. Musste ich mir deswegen den einen oder anderen Kommentar anhören? Klar. Ich bin jedoch zu dem Schluss gekommen, dass ich mich nicht länger so kleiden möchte, wie es mein Umfeld von mir gewohnt ist. Ich habe viel zu lange Seiten in mir unterdrückt, nur um auf Teufel komm raus meinem Stil treu zu bleiben. Mein 13-jähriges Ich würde zwar bei meinen jetzigen Outfits die Augen verdrehen, aber ich bin eigentlich sehr froh darüber. Denn egal, ob es um politische Meinungen oder den bevorzugten Kleidungsstil geht, es ist immer gut, seine eigenen festgefahrenen Haltungen hin und wieder zu hinterfragen.
Wer seinen Körper akzeptiert und ein gesundes Selbstbewusstsein hat, kann eigentlich alles tragen:
Bildquelle: Unsplash/Branislav Belko
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