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Kommentar

Warum ich den Tochterkuss nicht creepy finde

David Beckham Tochterkuss

Die Diskussionen über körperliche Zuneigungsbekundungen zwischen Eltern und ihren Kindern gehen in die nächste Runde: Nachdem es schon fast ein Jahr her ist, dass das Kuss-Selfie von Victoria Beckham mit ihrer Tochter für Aufruhr gesorgt hat, ist die Familie Beckham nun wieder im Fokus von Kritikern. Diesmal ist der Stein des Anstoßes ein Foto, auf dem David Beckham seine Tochter Harper auf den Mund küsst. Schnell hagelte es auf Instagram negative Kommentare: Der Tochterkuss sei zu anzüglich und habe keinen Platz in einer normalen Eltern-Kind-Beziehung. Warum ich David Beckhams Selfie mit seiner Tochter aber absolut nicht creepy finde und diese Art von körperlicher Intimität nichts mit Pädophilie zu tun hat, erfährst du hier.

David Beckham Tochterkuss
David Beckham scheint ein sehr liebevolles Verhältnis zu seinen Kindern zu pflegen, doch geht ein Kuss auf den Mund zu weit?
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Dieses Kuss-Selfie sorgt für hitzige Diskussionen

Die Beckhams sind bekannt dafür, nicht gerade medienscheu zu sein und auch selbst zahlreiche Privatfotos auf ihren Instagramkanälen zu posten. David Beckham alleine hat derzeit über 37,7 Millionen Follower auf Instagram, die vor wenigen Tagen ein Foto aus seinem Südafrikaurlaub zu sehen bekamen. Darauf ist er vor untergehender Sonne zusammen mit seiner 5-jährigen Tochter Harper zu sehen. Für Aufregung sorgte aber nicht, dass er überhaupt ein Foto seiner Tochter öffentlich postet, sondern dass sich die beiden darauf auf den Mund küssen. Das Foto mit der Bildunterschrift „Kiss for Daddy ♥“ erhielt zwar innerhalb weniger Tage schon über 1,8 Millionen Likes, sorgte aber auch für Empörung.

Die empörten Reaktionen im Netz

Ein Kuss auf den Mund zwischen Vater und Tochter – das geht in den Augen vieler Instagram-User gar nicht. Ich fühle mich natürlich sofort an die Debatte um Victoria Beckhams Selfie mit Harper erinnert, das genau aus dem gleichen Grund in der Kritik stand.

Wieder ist von einem wahren Shitstorm die Rede. Wenn man sich durch die zahlreichen Kommentare zu David Beckhams Instagram-Post durchscrollt, fallen einem aber erst mal die überwiegend positiven Reaktionen auf, in denen es zum Beispiel heißt: „Schön, wenn man so ein inniges Verhältnis hat.“ Ich würde bei diesem überwiegend positiven Feedback zwar nicht von einem Shitstorm sprechen, dennoch ist es interessant, sich einmal näher anzuschauen, was manche Menschen an diesem Foto anstößig finden.

Ein User schreibt zum Beispiel: „Eltern und Kinder machen nicht miteinander rum!!“ oder „Das ist pervers!!!“ Andere begründen ihre Ansicht wie folgt: „Es gibt keinen guten Grund für ein Mädchen von ihrem Vater geküsst zu werden. Wann wird er aufhören ... Wenn sie 9, 12 oder 16 ist? Die Lippen sind eine erogene Zone. Armes Mädchen ...“. Während sich in vielen Kommentaren Unbehagen darüber zeigt, wie Harper durch diesen Kuss in ihrem späteren Leben geschädigt sein wird, fällt in anderen ganz klar der Vorwurf der Pädophilie. Ein ganz schön hartes Urteil. Ich habe mich daher gefragt, was hinter solchen Anschuldigungen stecken könnte.

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Grenzt das wirklich an Pädophilie?

Wenn es darum geht, wie weit körperliche Intimität zwischen Eltern und Kindern gehen darf, bewegt man sich in der Tat auf einem schwierigen Terrain. Denn während mündige Erwachsene in der Regel klar äußern können, was ihnen gefällt und was nicht, können sich kleine Kinder oft noch keine eigene Meinung bilden. Als Erwachsener und als Elternteil im Besonderen trägt man also die Verantwortung, die körperliche Unversehrtheit des Kindes nicht zu gefährden und diese Machtposition nicht auszunutzen. Dass sexuelle Handlungen mit Kindern daher ein absolutes Tabu sind, steht außer Frage. Bei mancher Ausdrucksform elterlicher Liebe, wie etwa dem nackten Kuscheln oder eben auch dem Kuss auf den Mund, fällt das gesellschaftliche Urteil aber nicht so eindeutig aus. Dass David Beckham ein inniges Verhältnis zu seinen Söhnen und zu seiner Tochter pflegt, hat er bereits in zahlreichen anderen Fotos zur Schau gestellt, wie auch hier mit seinem Sohn:

Ein Kuss auf den Mund zwischen Vater und Tochter scheint aber bei vielen anzügliche Assoziationen zu wecken. Und genau hier liegt meines Erachtens nach schon das erste Problem: Der harmlose Kuss wird in einen sexuell aufgeladenen Kontext gestellt, der wohl kaum der Realität entspricht. Man sollte nicht vergessen, dass es sich bei dem Foto um eine kurze Momentaufnahme handelt. Bei diesem Kuss waren Vater und Tochter also mit Sicherheit nicht in eine innige Knutschsession versunken, sondern es handelt sich bestimmt vielmehr um ein liebevolles Küsschen. Irgendwie creepy wird die Aufnahme erst dann, wenn David Beckham hier pädophile Neigungen unterstellt werden.

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Kuss ist nicht gleich Kuss

Ja, ein Kuss auf die Lippen gilt zwar in den meisten Kulturen als wesentlich intimer als ein Kuss auf die Stirn oder Wange, ist aber auf keinen Fall immer sexuell aufgeladen. Manch einer gibt auch seinen platonischen Freunden gerne ein Küsschen auf die Lippen und auch Hundebesitzer lassen sich schon mal von ihrem Vierbeiner die Lippen abschlabbern. Auch wenn einem das selbst zu intim ist, muss man doch zugeben, dass so ein flüchtiger Kuss auf die Lippen mehr Gemeinsamkeiten mit einem (übrigens fälschlicherweise sogenannten) Eskimokuss als mit einem leidenschaftlichen Zungenkuss hat.

Bei körperlichen Berührungen dieser Form sollten daher meiner Meinung nach schon der Kontext und die Art und Weise des Kusses mit einbezogen werden. Ich habe in meiner Kindheit ebenfalls meine Eltern auf den Mund geküsst. Davon gibt es zwar nun keine öffentlichen Beweisfotos im Internet, aber verstört hat mich diese Form der Intimität auch so nicht. Ich denke, dass man auch als Kind und später als Jugendlicher einen großen Unterschied zwischen diesen harmlosen Küsschen und dem ersten leidenschaftlichen Kuss mit einem Partner wahrnimmt. Natürlich gibt es durchaus einige Menschen mit pädophiler Neigung und insbesondere innerhalb von Familien ist die Dunkelziffer hoch. Deswegen aber vorsorglich jegliche Form von körperlicher Zuneigungsbekundung zwischen Eltern und ihren Kindern zu unterbinden, halte ich für die falsche Schlussfolgerung.

Sollten Väter bei körperlicher Zuneigung zurückhaltender sein?

Ich bin der Meinung, dass wir viel eher damit aufhören müssen, das Verhältnis zwischen Vätern und Töchtern im Allgemeinen zu sexualisieren. Dass das Foto von David Beckham mit seiner Tochter für derartige Vorwürfe sorgt, hat meines Erachtens nämlich auch etwas mit seinem Geschlecht zu tun. Dass er darüber hinaus auch noch ein besonders attraktiver Mann ist, steuert wohl nur noch mehr dazu bei, dass das Vater-Tochter-Selfie bei manchen gewisse Assoziationen auslöst. Dabei fühlt sich seine kleine Tochter – Ödipuskomplex hin oder her – ganz bestimmt nicht in einer romantischen Art und Weise zu ihrem Vater hingezogen. Und auch David Beckham küsst trotz seiner Heterosexualität seine Tochter gewiss nicht anders als seine Söhne. Allein das zu niederzuschreiben, fühlt sich seltsam an. Es scheint jedoch notwendig zu sein, wenn man hinterfragt, woher gewisse gesellschaftliche Annahmen kommen.

In Sachen Kindererziehung wird Männern häufig Misstrauen entgegengebracht und allzu oft werden pädophile Neigungen unterstellt. Männliche Erzieher haben es zum Beispiel häufig schwer, das Vertrauen der Eltern zu gewinnen und dürfen kleine Mädchen nicht nackt sehen, während Erzieherinnen gleichermaßen mit Jungen und Mädchen arbeiten können. Dabei sehe ich unschuldige Küsschen auf die Lippen oder Nacktheit zwischen Vätern und Töchtern überhaupt nicht als Problem an. Ich bekomme viel eher Ekelgefühle bei Ritualen und Aussagen, die gesellschaftlich viel anerkannter sind.

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Man denke nur an Vater-Tochter-Bälle in den USA, auf denen Töchter ihren Vätern sexuelle Enthaltsamkeit schwören, so als würden diese erwachsenen Männer ein Vorrecht auf die Körper ihrer eigenen Töchter haben. Doch auch strenge Väter hierzulande, die auf der einen Seite gutheißen, wenn ihre Söhne das erste Mal in ihrer Jugend Sex haben, jedoch bei ihren Töchtern andere Maßstäbe gelten lassen, lösen in mir viel mehr Unbehagen aus. An dieser Stelle fängt es für mich nämlich eher an, creepy zu werden. Wie kann es sein, dass ein harmloses Kuss-Selfie Pädophilievorwürfe auslöst, während es auf der anderen Seite gesellschaftlich voll akzeptiert ist, dass Väter über die Sexualität ihrer jugendlichen oder erwachsenen Töchter bestimmen und Eifersuchtsgefühle äußern dürfen? Eine gesellschaftliche Debatte über diese fragwürdigen Vater-Tochter-Verhältnisse finde ich daher viel wichtiger.

Ganz ehrlich, wie war deine erste Reaktion auf das Kuss-Selfie von David Beckham? Hat es bei dir auch zuerst unangenehme Assoziationen ausgelöst oder sind solche Küsse zwischen Eltern und Kindern für dich das normalste auf der Welt? Teile deine Meinung mit uns in den Kommentaren! Außer Frage steht natürlich, dass Kinder bei körperlicher Intimität immer ein Mitspracherecht haben müssen und dies in der Erziehung eine wichtige Rolle spielen sollte. Wie eine Mutter ihrer Tochter beigebracht hat, zu Küssen auch Nein sagen zu können, kannst du hier nachlesen.

Bildquelle: Getty Images/JEWEL SAMAD, Getty Images/Pascal Le Segretain

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