Für viele Eltern ist es jeden Tag ein Spagat zwischen dem Beruf und den eigenen Kindern. Kommt das Kind rechtzeitig zur Kita und habe ich alles für mein Meeting vorbereitet? Nur zwei von vielen Fragen, die uns dabei oft im Kopf umherschwirren. Doch können wir denn wirklich allen Erwartungen und Ansprüchen in diesen Lebensbereichen gerecht werden und ist das überhaupt notwendig? Wir haben drei Tipps für dich, um den emotionalen Druck zu stemmen und Kind, Alltag und Job unter einen Hut zu bekommen – und haben Speakerin und Mentorin Nora Dietrich gefragt, wie sie mit Stress umgeht.
3 Tipps für bessere Vereinbarkeit von Familie, Job und Alltag
#1 Was sind deine Bedürfnisse und Wünsche?
Wer sich mit dem Thema „Vereinbarkeit“ im Leben auseinandersetzt, wird schnell merken, dass man niemals immer alles „richtig machen“ kann. Beispiel? Du konzentrierst dich im Job auf ein neues Projekt, bemerkst aber, dass du dafür Überstunden machst und deine Familie zu kurz kommt.
Wir haben auch Speakerin, Mentorin und Unternehmerin Nora Dietrich zu diesem Punkt befragt. Sie arbeitet selbst in Teilzeit, hat mit ihrem Mann gemeinsam ein Unternehmen gegründet und setzt sich bei Vereinbarkeit.Jetzt. –einer Organisation, die am 14. November 2025 auch den Vereinbarkeits-Award in Köln verleiht – für bessere Möglichkeiten in diesem Bereich ein. Nora erklärt, wie man „alles“ unter einen Hut bekommt: „Ich glaube nicht an den perfekten Hut – aber an bewusste Entscheidungen. Vereinbarkeit ist für mich kein fixer Zustand, sondern ein tägliches Aushandeln. Es geht nicht darum, allem immer gerecht zu werden, sondern sich selbst immer wieder zu fragen: Was zählt heute wirklich? Das schlechte Gewissen ist meist eine geerbte Schuld überladener Erwartungen und kommt meist dann, wenn äußere Ansprüche lauter sind als die eigene Stimme. Ich versuche, mir regelmäßig diese innere Erlaubnis zu geben: Ich bin genug – auch wenn nicht alles gleichzeitig gelingt.“
Mach dir also immer bewusst, dass du nicht alles auf einmal schaffen musst. Kategorisiere (wenn möglich) deine To-do's und schau, was dir in diesem Augenblick das Wichtigste ist.
Du willst wissen, was deine Angst ist – unabhängig von der Sorge, nicht allem gerecht werden zu können? Finde es in diesem Video heraus.
#2 Schau, ob es in deinem Unternehmen Home-Office gibt
Spätestens seit der Corona-Pandemie ist das Home-Office für viele Unternehmen im Alltag kaum noch wegzudenken. Allein im Jahr 2024 arbeitete fast ein Viertel aller Beschäftigten in Deutschland im Home-Office. Selbst große Konzerne bieten ihren Mitarbeitenden oft an, von Zuhause aus zu arbeiten, was nicht nur die Gesundheit schont, sondern gleichzeitig auch die Vereinbarkeit zwischen Familie, Job und Co. verstärkt. Wenn das also für dich infrage kommt, sprich es gerne bei deinem Arbeitgeber an. Schon allein das senkt die mentale Belastung enorm, weil du neben der Arbeit noch ein paar Kleinigkeiten zu Hause erledigen kannst und so an den Nachmittagen mehr Zeit für die Familie hast.
Was ist dabei aber zu beachten? Wir haben Nora Dietrich gefragt, was Unternehmen dafür tun können, damit Vereinbarkeit nicht nur ein einfaches Buzzword bleibt. Dietrich sagt: „Wichtig ist: Den Kontext zu sehen und die Doppelbelastung anzuerkennen. Keine Schuldzuweisungen, sondern Entlastung schaffen. Ganz konkret heißt das: Führung in Teilzeit ermöglichen – wie bei Unilever, für Mütter und Väter. Meetings & Weiterbildungen in Kernzeiten verankern, damit Eltern überhaupt teilhaben können. Pflege- und Kinderbetreuung als Teil der betrieblichen Infrastruktur denken, z. B. mit Programmen wie ‚HeyNanny‘ oder Pflegezuschüssen. Care-Arbeit ist nicht ‚Privatsache‘. Sie ist ein gesamtgesellschaftlicher Faktor – und sie wird uns alle betreffen.“
#3 Erkenne, wenn du dich überlastet fühlst!
Wichtig ist es auch, dass du im Sinne der Vereinbarkeit klare Grenzen ziehst, um so auch zu erkennen, wann du überlastet bist. Denn es ist wichtig, sich Pausen zu gönnen, um zwischendurch Kraft zu tanken. Versuche also, in der freien Zeit, die du hast, nicht noch Aufgaben zu erledigen, die auf deiner To-do-Liste stehen, sondern vielmehr durchzuatmen und etwas zu tun, bei dem du entspannen kannst. Sonst kann das zu dem sogenannten Parental Burnout führen – das Burnout von Eltern.
Nora Dietrich sagt dazu: „Studien zeigen: Rund 65 % der Eltern berichten von ernstzunehmenden Symptomen. Dazu gehören emotionale Erschöpfung, Zynismus im Familienalltag, Verlust von Freude, Perfektionismus gepaart mit Schuldgefühlen, nie genug zu sein – aber auch Identitätsdiffusion. Was wir brauchen: offene Räume in Organisationen – z. B. Employee Resource Groups für Eltern. Zugang zu Coaching oder Therapie über EAP-Programme. Ein unterstützendes Umfeld, das nicht fragt: ‚Warum kommst du nicht klar?‘, sondern: ‚Was brauchst du?‘ Und ja, manchmal braucht es konkrete Entlastung: Projekte abgeben, Deadlines verschieben, Erwartungen wirklich hinterfragen.“
Wichtig ist also bei alldem: Achte immer gut auf dich. Weder in deiner Familie, noch in deinem Job oder irgendwo anders hilft es, wenn es dir nicht gut geht. Gönn dir Pausen, nimm dir Zeit für dich selbst!


