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Bereinigt und unbereinigt

Gender Pay Gap in Deutschland: Wie hoch ist er und was bedeutet die Zahl?

Gender Pay Gap

Es ist 2023 und noch immer gibt es einen Gender Pay Gap, also eine Lücke zwischen den durchschnittlichen Gehältern der Geschlechter. Frauen verdienen weniger. 18 Prozent beträgt der Gender Pay Gap in Deutschland laut den offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamts von 2022. Doch wie wird der Gender Pay Gap eigentlich berechnet und was ist der Unterschied zwischen bereinigtem und unbereinigtem Gender Pay Gap? Wir haben die Definition.

Definition: Was ist der Gender Pay Gap?

„Gender Pay Gap” bedeutet auf Deutsch in etwa „Geschlechter-Gehaltslücke”. Die Zahl gibt an, wie groß der Unterschied zwischen dem Durchschnittseinkommen eines Mannes und dem einer Frau ist. Als Referenzwert hierfür wird in der Regel der Bruttostundenverdienst herangezogen. In Deutschland wird der Gender Pay Gap alle vier Jahre vom statistischen Bundesamt erhoben. Die Formel dafür lautet:

((Durchschnittlicher Bruttostundenverdienst der Männer – durch­schnittlicher Brutto­stunden­verdienst der Frauen) / durch­schnittlicher Brutto­stundenverdienst der Männer) * 100

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Die Daten für das Jahr 2022 wurden kürzlich veröffentlicht. Hier verdienten Frauen in einer Stunde im Schnitt 18 Prozent weniger brutto – seit 2020 hat sich demnach nichts am Gender Pay Gap getan.

Was ist der Unterschied zwischen bereinigtem und unbereinigten Gender Pay Gap?

In diese Berechnung werden allerdings nicht die vielfältigen strukturellen Ursachen für den Gender Pay Gap miteinbezogen. Denn dass Frauen schlechter bezahlt werden, hat vielfältige Gründe: Sie arbeiten oft in schlechter bezahlten Branchen, stellen ihre Karriere häufiger aufgrund der Kindererziehung zurück, sind damit seltener in Führungspositionen vertreten und hatten vor allem auch in Vergangenheit seltener Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen. Der Gender Pay Gap gibt deshalb zunächst keinen Aufschluss darüber, ob Frauen auch unabhängig davon allein wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden und für die gleiche Arbeit weniger Lohn erhalten.

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Da auch diese Zahl natürlich sehr interessant ist, wird zusätzlich noch einmal zwischen unbereinigtem und bereinigtem Gender Pay Gap entschieden. Letzterer gibt Aufschluss über den Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen in vergleichbaren Positionen. Auch hierzu nimmt das statistische Bundesamt seit 2006 alle vier Jahre eine Analyse vor. Dabei handelt es sich allerdings um eine Obergrenze. Würden mehr Informationen zu lohnrelevanten Einflussfaktoren vorliegen, könnte das den bereinigten Gender Pay Gap weiter senken. 2022 lag der bereinigte Gender Pay Gap in Deutschland bei 7 Prozent. Die davor liegen für 2018 vor. Damals betrug er 6 Prozent. Die Zahl hat sich in den letzten Jahren also leider verschlechtert anstatt verbessert.

Je nach Branche und Position kann dieser Wert natürlich noch einmal stark variieren. Je mehr Verhandlungsspielraum für das Gehalt geboten wird, desto größer kann auch der Gender Pay Gap ausfallen. Studien zeigen, dass Frauen nicht nur seltener ihr Gehalt nachverhandeln, sie verlangen auch zum Berufseinstieg weniger als ihre männlichen Kollegen. Das legen etwa Daten der renommierten Unternehmensberatung McKinsey nahe. Diese erforschte in einer Umfrage die Einstiegsgehälter, die Studierende mit besonders guten Leistungen zum Berufseinstieg forderten. Dabei verlangten Frauen im Schnitt 23 Prozent weniger. In realen Zahlen bedeutet das: Sie forderten im Schnitt 50.300 Euro Jahresgehalt und damit 11.500 Euro weniger als ihre männlichen Kommilitonen, die 61.800 Euro forderten. Zudem zeigt eine Umfrage des Finanzdienstleisters Weltsparen, dass 41 Prozent der Frauen ihr Gehalt nie verhandeln.

Damit sich etwas ändert, müssen Frauen noch immer für ihre Rechte kämpfen. Im Video zeigen wir dir, was Female Empowerment bedeutet:

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Wie entwickelt sich der Gender Pay Gap in Deutschland?

Der unbereinigte Gender Pay Gap wird in Deutschland seit 1995 nach EU-Vorgaben ermittelt, der bereinigte seit 2006. Dementsprechend liegen bereits zahlreiche Daten zur Entwicklung der Lohnlücke in Deutschland vor – und leider zeigt sich hier, dass sich seit den frühen 2000ern wenig getan hat. Zwischen den Jahren 2000 und 2016 pendelte der Wert regelmäßig zwischen 21 und 23 Prozent, mal sank er, mal stieg er. Erst seit 2017 ist ein kleiner Abwärtstrend zu erkennen, der Gender Pay Gap sank von zunächst 20 auf 19 und zuletzt auf 18 Prozent, wo er aktuell stagniert.

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Gender Pay Gap Deutschland 2000 bis 2021

Der bereinigte Gender Pay Gap ist von 2006 bis 2018 von acht auf sechs Prozent gesunken und zuletzt wieder um ein Prozent gestiegen. Während der unbereinigte Gender Pay Gap in den neuen Bundesländern deutlich geringer ausfällt als in den alten, ist es beim bereinigten genau andersrum. Unbereinigter und bereinigter Gender Pay Gap waren 2018 im Osten identisch bei sieben Prozent. Im Westen hingegen lag der unbereinigte Gender Pay Gap in diesem Jahr bei 21 Prozent, der bereinigte nur bei sechs Prozent.

Im EU-Vergleich hat Deutschland neben anderen Ländern den zweithöchsten Gender Pay Gap. Spitzenreiter ist Estland mit einer Gehaltslücke von 22 Prozent. EU-Weit liegt der Schnitt bei 15 Prozent. Einen besonders niedrigen Gender Pay Gap gibt es etwa in Luxemburg (1%), Rumänien (2%) und Italien (4%).

Wie lässt sich der Gender Pay Gap verkleinern?

Sieht man, wie langsam sich der Gender Pay Gap verkleinert und wie schlecht Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern abschneidet, stellt sich schnell die Frage, woran das liegt und was sich dagegen tun lässt. Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, den Gender Pay Gap bis 2030 auf 10 Prozent zu senken. Dafür müssen vor allem strukturelle Probleme, die zu einem hohen unbereinigtem Gender Pay Gap führen, behoben werden.

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So müssen etwa Kindererziehung und Beruf besser vereinbar und klassische „Frauenberufe“ besser bezahlt werden. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass vor allem Frauen in systemrelevanten Berufen wie der Pflege oder dem Einzelhandel arbeiten, die zwar sehr wichtig für die Gesellschaft sind, aber schlecht bezahlt werden. Ausgerechnet im Gesundheits- und Sozialwesen war der Gender Pay Gap 2020 mit 24 Prozent noch immer überdurchschnittlich hoch.

Was den bereinigten Gender Pay Gap angeht, so ist vor allem mehr Transparenz bei den Gehältern wichtig, aber auch mehr finanzielle Bildung für Frauen ist ein bedeutender Faktor. Viele Frauen werden etwa durch negative Glaubenssätze in Bezug auf Geld davon abgehalten, ihre Gehälter besser zu verhandeln. Auch geben sie sich eventuell schneller mit einem Gehalt zufrieden, das auf den ersten Blick in Ordnung scheint, letztendlich aber dafür sorgt, dass sie im Alter zu wenig Rente erhalten. Denn der Gender Pension Gap fällt in Deutschland noch deutlich höher aus als der Gender Pay Gap.

Um etwas zu ändern, können Frauen also bedingt selbst etwas tun, indem sie höhere Löhne verlangen, sich mit Finanzen auseinandersetzen, mit anderen über ihre Gehälter sprechen und sich für Gleichberechtigung stark machen. Letztendlich steckt hinter dem Gender Pay Gap aber in erster Linie ein strukturelles Problem, das von Politik und Wirtschaft bekämpft werden muss.

Equal Pay Day: In diesen Berufen ist der Gender Pay Gap am größten

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Bildquelle: istock/nito100

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