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Lästern

Psychologin erklärt, warum Gossip am Arbeitsplatz auch seine guten Seiten hat

Frau und Mann lachen in der Kaffeeküche
© iStock/JLco - Julia Amaral

Über Kolleg*innen lästern ist ein absolutes No-Go. Da sind wir uns vermutlich alle einig – oder? Nicht unbedingt, Allison Howell, Vice President of Market Innovation bei der Personalberatung Hogan Assessment sagt, dass Gossip am Arbeitsplatz sogar etwas Positives sein kann. Dazu muss man verstehen, warum wir eigentlich lästern. Wir haben mit Allison darüber gesprochen, welche Funktionen Gossip in einem Unternehmen einnehmen kann und wie wir dafür sorgen, dass er nicht außer Kontrolle gerät.

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Allison Howell
Allison Howell ist Vice President of Market Innovation bei Hogan Assessments. In dieser Rolle leitet sie die Bereiche Marketing und Produktentwicklung. Mit ihrem Hintergrund in Unternehmenskommunikation, Marketing und Personalwesen hat Allison sowohl in großen Unternehmen als auch in kleinen Beratungsfirmen gearbeitet. Bevor sie zu Hogan Assessments kam, arbeitete sie als Personalberaterin und Unternehmenscoach in Paris, Frankreich. (© Hogan Assessments)

desired: Fast alle Menschen lästern, warum wird Gossip trotzdem fast immer als etwas Negatives angesehen?

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Allison Howell: Gossip kann positiv, neutral oder negativ sein. Positiver Gossip kann dazu beitragen, Beziehungen und Vertrauen zwischen Menschen aufzubauen. Neutraler Gossip ist eher informativer Natur und dient dazu, Menschen dabei zu helfen, bestimmte Situationen oder Entscheidungen zu verstehen. Negativer Gossip dagegen kann natürlich dem Ansehen einer Person schaden oder eine Quelle von Fehlinformationen sein. Untersuchungen zeigen, dass nur 15 % des Gossips negativer Natur sind. Dennoch neigen wir fälschlicherweise dazu, den gesamten Gossip als negativ einzustufen.

Es gibt eine faszinierende historische Perspektive zu Klatsch und Tratsch – nämlich die der sozialen Kontrolle. Die Rolle von Gossip besteht im Wesentlichen darin, Informationen zu vermitteln, die uns helfen, unsere Umgebung zu verstehen. In Kontexten, in denen bestimmte Bevölkerungsgruppen keine offiziellen Kommunikationskanäle nutzen konnten, wurde Gossip daher zu einer Lebensader, um Risiken, Chancen und andere für das Überleben wichtige Informationen zu verstehen. Allerdings bedroht Gossip auch bestehende Machtstrukturen, da Informationen natürlich eine Form von Macht sind. Im Laufe der Geschichte wurde Gossip daher im Angesicht dieser Bedrohung oft bestraft.

Gossip wird oft vor allem als Frauensache gesehen? Stimmt es, dass Frauen mehr lästern oder ist das ein Klischee?

Die Annahme, dass Frauen mehr lästern als Männer, ist ein Irrglaube. Historisch gesehen wurden Frauen als klatschsüchtiger wahrgenommen, weil dies für diejenigen, die keine Plattform hatten, eine effektive Möglichkeit der Kommunikation darstellte. Darüber hinaus trägt die Art und Weise, wie wir Gossip definieren, zu dem Stereotyp bei, dass Frauen häufiger dessen beschuldigt werden. Untersuchungen zeigen, dass Männer und Frauen in ähnlichem Maße Gossip betreiben, sich jedoch der Inhalt ihres Gossips unterscheidet. Frauen neigen zu „affiliativem“ Gossip, der sich auf Menschen und Beziehungen konzentriert, während Männer häufig Gossip über Status oder Konkurrenz austauschen.

Gerade auf der Arbeit gilt Gossip als unangebracht. Welche positiven Effekte kann er sowohl für Mitarbeitende, als auch für Führungskräfte haben?

Es liegt in der menschlichen Natur, nach Informationen zu suchen, die uns helfen, die Welt um uns herum zu verstehen, und Gossip ist ein nützliches Mittel zu diesem Zweck. In Organisationen werden Führungsentscheidungen oft mit minimalen Informationen darüber kommuniziert, wie oder warum sie getroffen wurden. Wenn Mitarbeitende den vollen Umfang einer Entscheidung nicht verstehen, kann Gossip die „offiziellen“ Informationen durch hilfreiche Hintergründe ergänzen.

Darüber hinaus hilft Gossip dabei, Verbindungen zu anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufzubauen und Vertrauen zu ihnen zu entwickeln. Gossip hat einen evolutionären Wert, da er dazu beitragen kann, Bindungen zu anderen aufzubauen, um Allianzen zu schmieden oder Informationen über potenzielle Gefahren auszutauschen. Gossip bietet auch eine Möglichkeit, die Reputation einer Person zu verstehen. Für Führungskräfte kann die Beobachtung von Gossip nützliche Einblicke in die allgemeine Teamdynamik liefern. Außerdem kann Gossip ein frühes Signal für potenzielle Probleme oder Bedenken sein, die ihnen möglicherweise noch nicht bekannt waren.

Poster

Wie sollte man am besten damit umgehen, wenn man merkt, dass auf der Arbeit gelästert wird und man vielleicht auch selbst Gegenstand der Lästereien ist?

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Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass Gossip ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Verhaltens ist. Versuche, Gossip zu unterbinden, können leicht nach hinten losgehen, da Mitarbeitende immer nach Möglichkeiten suchen werden, Informationen über ihr Arbeitsumfeld weiterzugeben. Anstatt Gossip zu unterbinden, ist es besser, darauf zu achten, welche Informationen ausgetauscht werden. Gossip kann Führungskräften beispielsweise nützliches Feedback zu den Anliegen der Mitarbeitenden liefern. Er kann auf ein tiefer liegendes Problem hinsichtlich des Engagements hinweisen, das angegangen werden muss. Selbst wenn man selbst Gegenstand des Klatsches ist, können die Informationen hilfreich sein, um Reputationsrisiken am Arbeitsplatz zu verstehen.

Wenn man sich selbst mit Kolleg*innen über negative Umstände auf der Arbeit austauschen will, wie sollte man das am besten tun, um trotzdem respektvoll zu bleiben und daraus sogar etwas Positives ziehen zu können?

Mitarbeitende müssen die Möglichkeit haben, ihre Frustrationen über die Arbeit zu äußern. Es kann für sie befreiend sein, ihre Meinung sagen zu können. Wenn Gerüchte jedoch ungehindert verbreitet werden, besteht die Gefahr, dass sie übermäßig negativ und toxisch werden. Für Teammitglieder geht es darum, das Gute mit dem Schlechten in Einklang zu bringen – und direkte Angriffe auf Einzelpersonen zu vermeiden.

Führungskräfte können dazu beitragen, den richtigen Ton anzugeben, indem sie ein Umfeld schaffen, in dem sich alle psychologisch sicher fühlen und offen und transparent diskutieren können, ohne dafür bestraft zu werden, dass sie ihre Meinung sagen. Wenn Gespräche jedoch zu negativ werden, kann es hilfreich sein, sie wieder in die richtige Bahn zu lenken, indem man sich auf bestimmte Handlungen oder Verhaltensweisen konzentriert und nicht auf Personen.

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