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Podcast-Interview

Paartherapeutin: „Wir müssen alles loslassen, was wir über Beziehungen denken“

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Für viele Menschen ist das Wort „Therapie“ noch immer schambehaftet – so auch die Paartherapie. Einer dritten Person die intimsten Details aus der Ehe oder Beziehung zu erzählen, klingt zunächst unangenehm. Dabei liefert sie wichtige Erkenntnisse, nicht nur über die Beziehung, sondern auch einen selbst, und kann die Lebens- und Liebesqualität deutlich verbessern. Wir haben in der neuesten Podcast-Folge alles über den Mythos Paartherapie erfahren.

Wir haben uns auf die imaginäre Therapie-Couch gesetzt und mit Linda Mitterweger gesprochen. Sie ist Therapeutin, Autorin („Paartherapie für zu Hause“), Podcasterin („Paartherapie Podcast“) und Expertin rund ums Thema Paartherapie. Wie läuft so eine Sitzung eigentlich ab? Wie groß ist der Erfolg einer Paartherapie? Was kann man gegen quälende Eifersucht unternehmen? All das hat uns Linda verraten und auch den besten Zeitpunkt, um eine Therapiesitzung zu beginnen.

Dies ist eine verkürzte schriftliche Form unserer neuesten Podcast-Folge, die du hier hören kannst.

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desired: Linda, ich freue mich total, einmal Mäuschen auf deiner „Couch“ zu spielen. Deswegen direkt die Frage: Wie kann man sich eine Paartherapie vorstellen?

Linda Mitterweger: Also der Paartherapeut dient oft als Vermittler, als die dritte Person im Raum und als die Person, die auch ein bisschen Struktur reinbringt. Denn das Ziel der Paartherapie ist ja, Dinge anders zu machen, als wir sie vielleicht sonst immer machen. Weil die Art und Weise, wie wir Konflikte austragen oder wie wir miteinander sprechen, die hat uns ja erst in die Situation gebracht, in der wir denken, eine Paartherapie zu benötigen. Das Ziel ist zu lernen, Dinge anders zu machen. Das kann funktionieren durch Moderation, also durch die richtigen Fragen, die gestellt werden. Es kann aber auch durch bestimmte Techniken funktionieren, durch Konzepte, die das Paar kennenlernt. Und: Manchmal hat allein die Präsenz einer dritten Person schon einen riesigen Effekt auf die Art und Weise, wie wir uns begegnen. Für viele Paare, gerade für welche, die kleine Kinder haben, ist allein das Thema, sich eine Stunde Zeit füreinander zu nehmen, schon der größte Faktor. Weil diese Zeit bei vielen Paaren im Alltag einfach sehr, sehr knapp ist.

Was sind die häufigsten Gründe, aus denen Paare dich aufsuchen?

Ich denke, das lässt sich grob in zwei Gruppen aufteilen. Die eine Gruppe hat vielleicht einen Vertrauensbruch erlebt. Das kann eine Affäre, ein Seitensprung sein. Oder es wurde gelogen, es wurde etwas aufgedeckt, es herrschte große Unehrlichkeit. Bei ihnen geht es darum, diese Erlebnisse zu verarbeiten und zu gucken, „können wir zusammenbleiben?, Wie können wir zusammenbleiben?“. Auch die Frage, warum es überhaupt so weit kommen konnte und wie das künftig anders gestaltet werden könnte, kommen natürlich auf.

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Dann gibt es die Paare, bei denen nichts vorgefallen ist. Da ist das Vertrauen wahrscheinlich auch noch zu großen Teilen intakt, dennoch merken sie: „Wir sind nicht so richtig glücklich.“ Sie streiten vielleicht ein bisschen zu viel oder kriegen sich immer wieder in die Haare wegen des Haushalts, oder sie haben unterschiedliche Pläne für die Zukunft. Bei solchen Paaren geht es mehr um eine gemeinsame Entwicklung. Wie kann die Partnerschaft weiterentwickelt werden, damit beide glücklich und zufrieden in dieser Beziehung sind.

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Und einer der ersten Schritte in der Paartherapie ist tatsächlich, dann erstmal eine Vision zu entwickeln, die müssen auch gar nicht beide Partner teilen, es kann auch jeder seine eigene Vision haben. Aber es muss erstmal sichtbar werden, wo wollen wir hin, was ist der Ziel-Zustand und welche Art der Veränderung wollen wir schaffen?

Was sind die wichtigsten Faktoren für den „Erfolg“ einer Paartherapie?

Es gibt auf jeden Fall gewisse Faktoren, die dazu beitragen. Das wichtigste, das zeigt meine Erfahrung in jeder Stunde, ist der Zeitpunkt, zu dem die Paartherapie aufgesucht wird. Wir können das wirklich runterbrechen auf: „Wenn du zum ersten Mal darüber nachdenkst, zur Paartherapie zu gehen, dann mach direkt einen Termin“. Im besten Fall gehst du mit einer Sitzung da raus, hast ein paar Tools an die Hand bekommen, kommst super weiter, musst nicht hundert Stunden Paartherapie nehmen aber bist einfach gestärkt. Oder, ihr bemerkt in der Paartherapie, dass doch intensiver gearbeitet werden muss. Dann könnt ihr gleich die nächsten Stunden buchen.

Aber ganz schwierig wird’s, wenn wir versuchen, die Probleme selbst zu lösen. Im schlimmsten Fall über Monate oder Jahre. Es ist nicht unmöglich, dann noch was zu lösen. Aber es braucht so viel mehr Arbeit. Weil all diese Verletzungen, die da passiert sind, müssen wir dann auch noch aufarbeiten. Also, beim ersten Gedanken an Paartherapie: Ausprobieren. Paartherapie ist nicht wie Psychotherapie, es dauert keine sechs Monate, bis wir einen Termin bekommen. Und ohne Arbeit der Paare, die sie außerhalb der Sitzungen investieren, kommen wir auch nicht unbedingt weiter. Denn üben müssen wir in den echten Situationen, im echten Leben. Das sind die wichtigsten Faktoren: Rechtzeitig zur Paartherapie kommen und wirklich ernsthaft an den Themen arbeiten – und zwar auch jeder für sich.

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Und wie hoch sind, mit Berücksichtigung auf diese Faktoren, die Chancen einer Paartherapie?

Die „Wirkung“ von Paartherapie hängt zu einem kleinen Anteil vom Paartherapeuten ab und zu einem sehr, sehr großen Anteil vom Paar. Um es in Zahlen zu fassen, wieviel Erfolg Paartherapie hat: Ich arbeite mit sehr vielen Paaren sehr erfolgreich ein-, zweimal und dann hat sich das Thema erledigt und die sind wirklich glücklich und nutzen die erlernten Tools für die nächsten 20 Jahre ihrer Beziehung. Ich arbeite aber auch ehrlich mit vielen Paaren, die es nicht schaffen, die sich trennen. Ich bin sicher, es gibt in meiner Arbeit eine Trennungsquote von 40 Prozent. In den allermeisten Fällen ist das zurückzuführen auf: Viel zu spät gekommen und viel zu wenig miteinander geübt und gearbeitet.

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In ihrem Buch „Paartherapie für Zuhause“ begleitet Linda Paare Schritt für Schritt durch eine vollständige Paartherapie – so, als würden sie ihr in der Praxis begegnen.

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Eine glückliche, erfüllte Beziehung ist ein Zustand, den eigentlich jedes Paar anstrebt. Was aber ist eine glückliche Partnerschaft überhaupt?

Eine gute Beziehung ist im Grunde das, was diese Menschen in der Beziehung als gute Beziehung definieren. Das wäre jetzt die einfache Antwort und das bedeutet zwangsläufig: Wir müssen uns damit beschäftigen. Wir müssen uns mit allem beschäftigen, was wir über Beziehungen denken und was wir in unserem Leben darüber gelernt haben. Wir können anfangen bei unseren Eltern, in welcher Art von Beziehung standen die denn? Wir müssen an irgendeinem Punkt anfangen zu verstehen, dass das, was wir jetzt über Beziehungen denken, nur eine Möglichkeit ist. Es gibt noch ganz viele andere weitere Realitäten und wir dürfen in unserem Leben an einen Punkt kommen, an dem wir selbst auswählen – aus allem, was wir kennengelernt haben. Wie wollen wir das leben und für uns definieren? Deshalb ist es ganz wichtig, alles loszulassen was wir kennen und uns dann – so ein bisschen wie cherry picking – wirklich nur die Kirschen raussuchen, nur die Dinge, die uns glücklich machen und uns wichtig sind.

Eine Technik, die da helfen könne, ist beispielsweise anzufangen, sich mit den eigenen Werten auseinanderzusetzen. So viele Menschen definieren ihre Werte wirklich fast blind. Zum Beispiel die Werte Treue und Ehrlichkeit sind für viele die Basics. Auf der anderen Seite gibt es aber immer mehr Menschen, die sich für alternative Beziehungskonzepte interessieren oder offene Beziehungen führen. Ist Treue dann wirklich noch ein Grundwert? Ich würde jedem Paar empfehlen, sich mal mit den eigenen Werten auseinanderzusetzen und auch im Umfeld zu gucken, was einem gefällt und was nicht. Und dann immer offen sein für Veränderungen! Denn wir verändern uns durch jede einzelne Erfahrung, die wir machen. Deswegen müssen wir in Kontakt bleiben und gucken: „Passt die Beziehung jetzt noch für uns?“ Und dann geht die Arbeit los.

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