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Definitionssache

Lieb haben und lieben: Gibt es einen Unterschied?

hab dich lieb

Seine Zuneigung zu einer anderen Person kann man im Deutschen in vielen Worten ausdrücken. Nichts kommt wohl aber an ein ernst gemeintes „Ich liebe dich“ heran. Ist es also bedenklich, wenn der Partner einen mal nur „lieb hat“? Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, warum sich diese ähnlich klingenden Ausdrücke so unterschiedlich anfühlen und welche Formulierung in einer Beziehung angemessen ist. 

Wen ich so alles lieb habe

Wenn man mich fragen würde, wenn ich lieb habe, würde ich durchaus an meinen Partner denken. Allerdings ganz schnell auch an meine Eltern, meine Schwester oder gute Freunde – selbst wenn ich dies nicht allen regelmäßig sage. Seitdem meine Mutter jedoch auf WhatsApp zugreifen kann, endet sie ihre Nachrichten stets mit einem „Hab dich lieb“ (oder auch ganz frühe 2000er-mäßig: HDL).

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mutter tochter kuss
Lieben sich die beiden oder haben sie sich lieb?

Für mich fühlt es sich ganz selbstverständlich an, diese lieben Worte zu erwidern. Warum ich das hier erwähne? Für mich wird hieran ganz gut der Unterschied zwischen beiden Formulierungen deutlich: Wenn mir meine Mutter ständig „Ich liebe dich“ sagen würde, müsste ich mich schon ganz schön überwinden, „Ich dich auch“ zu sagen. Der Grund hierfür liegt ganz sicher nicht daran, dass ich meine Mutter nicht liebe (Mama, wenn du das liest: Sei beruhigt!).

Es geht viel eher darum, wie diese Wörter ausgesprochen klingen und welche Assoziationen durch sie geweckt werden. Während mir ein „Klar liebe ich meine Mutter!“ zwar locker von der Zunge geht, wäre es für mich unvorstellbar, ihr in die Augen zu sehen und „Ich liebe dich“ zu sagen. Das hängt wohl damit zusammen, dass ich diese Situation mit romantischer Liebe verknüpfe, die sich im Kontext Familie und Freunde eben einfach deplatziert anfühlt.

Wann „Ich hab dich lieb“ angebracht ist

Wie gut, dass es da auch noch die Formulierung „Ich hab dich lieb“ gibt, denn sie umschreibt viel besser die unschuldige, kindliche Liebe, die man gegenüber seinen Eltern verspürt. Ich muss dabei auch an den Kinderbuchklassiker „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“* denken, in dem ein kleiner Hase einem großen Hasen zeigt, wie lieb er ihn hat – herzallerliebst! Hieße das Buch stattdessen „Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?“, würde man eher von einem Liebesroman ausgehen. Dabei handelt es sich natürlich um mein subjektives Empfinden. Manch einer mag es völlig normal finden, seinen Eltern oder sogar Freunden „Ich liebe dich“ zu sagen. Für mich hingegen würde es sich genauso komisch anfühlen, wie meine Eltern auf den Mund zu küssen.

Wer ein „Ich liebe dich“ zu hören bekommt

ich liebe dich i love you
So ein Frühstück bekommt nicht Jeder!

Während der Kreis der Menschen, die ich lieb habe relativ groß ist, kann ich die Personen, denen ich in meinem Leben „Ich liebe dich“ gesagt habe, an einer Hand abzählen. Na gut, ich habe sicherlich auch schon mal einem netten Freund „Ich liebe dich“ gesagt, wenn mir im verkaterten Zustand Pizza vorbeigebracht wurde. Wirklich ernst gemeinte Liebesbekundungen habe ich aber stets nur gegenüber meinen Partnern geäußert, mit denen ich in einer festen Beziehung war.

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Das erste Mal von meinem Freund diese Worte zu hören, war ein wunderschöner Moment, schließlich werden sie nicht jedem gegenüber geäußert. Zumindest ist das bei mir der Fall: Würde ich allen Menschen, die mir etwas bedeuten „Ich liebe dich“ sagen, würde dies für mich die Bedeutung verwässern. Manch einer mag jetzt mit dem Spruch daherkommen: „Liebe ist das Einzige, was sich vermehrt, wenn man es teilt.“ Ich finde es jedoch schön, wenn „Ich liebe dich“ neben einigen anderen Dingen ausschließlich für einen Partner reserviert ist. Polyamouröse Menschen würden mir hier natürlich widersprechen. Ob du für offene Beziehungen geeignet bist, verrät dir dieser Test.

Bedeutet ein „Ich hab dich lieb“ weniger Gefühle?

Ich habe nun aufgeschlüsselt, worin für mich der Unterschied zwischen den beiden Liebesbekundungen liegt: „Ich hab dich lieb“ fühlt sich bei der Familie und Freunden angemessen an, „Ich liebe dich“ ist allein für den Partner gedacht. So weit, so gut. Doch was bedeutet es, wenn dein Partner dir sagt, dass er dich „lieb hat“? Sind seine Gefühle nicht stark genug, dass es für ein „Ich liebe dich“ reicht? Sich über die genaue Formulierung wohlgemeinter Worte den Kopf zu zerbrechen, mag lächerlich wirken, ich kenne diese Zweifel jedoch allzu gut. Denn mein derzeitiger Partner verwendet mir gegenüber tatsächlich beide Ausdrücke. Und schließlich kann man „Ich liebe dich“ auch ganz ohne Worte sagen, wie unser Video zeigt:

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Es hat eine ganze Weile gedauert, bis mich dieses „Ich hab dich lieb“ von meinem Freund nicht verunsichert hat. Kein Wunder, schließlich haben wir lange Zeit eine On-Off-Beziehung geführt. Erst als auch unsere Beziehung zueinander gefestigter war, begriff ich langsam, dass diese Formulierungen auch nebeneinander existieren können. Ja, ein „Ich hab dich lieb“ fühlt sich immer noch anders an als ein „Ich liebe dich“, aber das ist auch ganz gut so.

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Denn nicht immer fühlt man sich in leidenschaftlicher oder romantischer Weise zu seinem Partner hingezogen, sondern verspürt vielleicht eher ein Gefühl kindlicher Geborgenheit oder tiefer Freundschaft. Wenn mein Freund zum Beispiel irgendetwas Albernes sagt und ich davon total verzückt bin, finde ich einen Kuss auf die Stirn und ein lockeres „Ich hab dich lieb“ durchaus angemessener als ein bedeutungsschweres „Ich liebe dich“.

Nina Everwin

Beides geht klar

Mal abgesehen davon, dass es höchst subjektiv ist, welche Worte man gegenüber seinen Liebsten für angemessen hält, möchte ich mich ganz klar für beide aussprechen. Ja, ein „Ich hab dich lieb“ fühlt sich im Vergleich zu „Ich liebe dich“ nicht so bedeutsam an. Dennoch sollte Ersteres auch in einer Beziehung kein Grund zur Beunruhigung sein. Ich kann ein „Ich liebe dich“ nur dann ernst nehmen, wenn es nicht ständig verwendet wird. Da höre ich von meinem Partner ab und an lieber ein „Ich hab dich lieb“ und schätze dadurch die „Ich liebe dich“-Momente um so mehr.

Nina Everwin

Bildquelle: iStock/HunterBliss, iStock/PosiNote, iStock/michaeljung