Es gibt so Augenblicke im Leben, in den Emotionen hochkommen, die sich irgendwie nicht einfach mit „Freude“ oder „Traurigkeit“ beschreiben lassen. Sie liegen irgendwo dazwischen, sind vielschichtig und oft von bittersüßen Nuancen geprägt. Dennoch schleichen sie sich immer wieder ein – diese subtilen, aber kraftvollen Momente, die uns kurz innehalten lassen. Wir haben mal versucht, ein paar dieser Gefühle zusammenzufassen. Gefühle, in denen zwar bestimmte Emotionen mitschwingen, die sich aber trotzdem nicht wirklich mit einem Begriff beschreiben lassen. Vielleicht kennst du sie ja auch …
#1
Das „verblasste Zuhause“-Gefühl
Du kommst zurück an einen Ort deiner Kindheit – dein Elternhaus, dein altes Viertel, die Schule – und alles sieht noch genauso aus wie früher. Und doch fühlt es sich völlig anders an. Nicht weil sich der Ort verändert hat, sondern weil du es hast. Es ist diese merkwürdige Mischung aus Nostalgie und Entfremdung, wenn dir klar wird, dass du dieser Version deines Lebens entwachsen bist. Der Ort existiert noch, aber die Person, die du dort warst, nicht mehr. Dieses Erkennen, dass der Ort deiner Kindheit zwar äußerlich gleich, aber innerlich leer geworden ist, weil die Zeit dich verwandelt hat. Ein seltsam melancholisches Gefühl, das gleichzeitig Abschied und Wachstum bedeutet.
#2
Das „Beinahe“-Glücksgefühl
Es gibt diese kostbaren Sekunden, in denen alles perfekt ist. Die Sonne scheint durch das Fenster, die Musik passt genau, die Menschen um dich herum lachen, und für einen kurzen Augenblick denkst du: „Das ist der perfekte Moment.“ Aber gleichzeitig, in genau derselben Sekunde, macht es dich traurig. Denn du weißt, dass er vergeht. Du kannst ihn nicht festhalten, nicht konservieren, nicht für immer bewahren. Diese bittersüße Erkenntnis, dass das Glück gerade deshalb so intensiv ist, weil es flüchtig ist, hinterlässt eine melancholische Note in einem ansonsten makellosen Augenblick. Es ist die Schönheit und der Schmerz des Lebens in einem einzigen Gefühl.
#3
Das „gespiegelte Selbst“-Gefühl
Du triffst jemanden, den du lange nicht gesehen hast – eine alte Schulfreundin, einen früheren Kollegen, einen Jugendfreund. Ihr unterhaltet euch, und plötzlich merkst du: Diese Person sieht dich noch so, wie du damals warst. In ihrem Blick, in ihren Anekdoten, in der Art, wie sie mit dir spricht, spürst du die alte Version von dir selbst. Und es fühlt sich seltsam an, fast unwirklich. Denn du erkennst diese Person in dir kaum noch wieder. Du hast dich so weit entwickelt, so viel verändert, und doch existiert in den Augen dieser Person noch immer das Ich von früher. Es ist, als würdest du einem Geist deiner Vergangenheit begegnen, der dich daran erinnert, wie weit du gekommen bist.
Was trägst du (emotional) bei dir?
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#4
Das „letzte Mal, ohne es zu wissen“-Gefühl
Es gibt Momente in unserem Leben, die wir zum letzten Mal erleben, ohne es zu ahnen. Das letzte Mal, dass dein Kind deine Hand nimmt, bevor es zu groß dafür wird. Das letzte Treffen mit einer Freundin, bevor ihr euch aus den Augen verliert. Der letzte gemeinsame Urlaub mit der Familie in genau dieser Konstellation. Im Moment selbst wirkt es wie ein ganz normaler Tag, nichts Besonderes. Erst im Rückblick erkennst du die Bedeutung dieses Augenblicks, und dann trifft dich eine Welle von Wehmut. Wenn du gewusst hättest, dass es das letzte Mal war, hättest du vielleicht länger hingeschaut, fester umarmt, bewusster zugehört. Dieses Gefühl erinnert uns daran, wie kostbar die vermeintlich gewöhnlichen Momente sind.
#5
Das „stille Auseinanderdriften“-Gefühl
Ihr wart einmal unzertrennlich. Beste Freund*innen, die sich alles erzählt haben, die sich blind verstanden haben. Und dann, irgendwann, hat sich etwas verändert. Es gab keinen Streit, keine dramatische Szene, keinen klaren Bruch. Es war einfach ein schleichendes Gefühl: Die Nachrichten werden seltener, die Gespräche oberflächlicher, die Treffen fühlen sich plötzlich anstrengend statt selbstverständlich an. Wenn du diese Person heute siehst, ist da noch Vertrautheit, aber auch eine seltsame Fremdheit. Ihr kennt die alten Geschichten des anderen auswendig, aber nicht mehr die neuen. Dieses Gefühl ist schwer zu greifen, weil es keine Schuld gibt, keine klare Ursache. Manchmal wachsen Menschen einfach in verschiedene Richtungen, und was bleibt, ist dieses eigenartige Gefühl von Verlust ohne Abschied.
#6
Das „wortlose Geborgenheit“-Gefühl
Du machst gerade nichts. Du sitzt einfach nur neben jemandem, ihr redet nicht, ihr tut nichts. Nur dasitzen. Und trotzdem – oder gerade deshalb – fühlst du dich vollkommen in Ordnung. Die bloße Tatsache, dass dieser Mensch neben dir sitzt, lässt dich spüren, dass alles okay ist. Es ist kein spektakulärer Moment und es finden keine großen Gesten oder tiefgründigen Gespräche statt. Nur stille Präsenz. Und doch vermittelt diese Stille mehr Sicherheit als tausend Worte es könnten. Bei dieser Person zu sein, ohne etwas tun oder sagen zu müssen, ist wie nach Hause kommen. Allein die Wärme ihrer Anwesenheit und das stumme Wissen, dass ihr einfach da seid, füreinander, ohne Erwartungen. Dieses Gefühl der wortlosen Geborgenheit zeigt dir, dass manche Verbindungen tiefer gehen als Worte jemals reichen könnten.
Sauge diese Gefühle auf!
Diese Gefühle, die sich nicht wirklich mit einem Wort beschreiben lassen und irgendwas „dazwischen“ sind, haben etwas ganz Besonderes. Denn sie erinnern uns daran, dass unser emotionales Leben weitaus nuancierter ist, als unsere Sprache es manchmal abbilden kann. Klar, in vielen der beschriebenen Momente schweben Emotionen mit, die wir alle kennen und benennen können, aber irgendwie gehen sie noch tiefer. Und vielleicht ist es genau das, was diese Gefühle so wertvoll macht: Sie zeigen uns, dass manche Erfahrungen einfach größer sind als die Worte, die wir dafür haben.









