Wie oft hast du schon „Ja“ gesagt, obwohl in deinem Bauch ein dickes, fettes „Nein“ rebellierte? Damit bist du nicht allein. Und noch weniger allein bist du mit dem Wunsch, endlich gesunde Grenzen zu ziehen. Du arbeitest gerade daran? Super! Und, merkst du in letzter Zeit, dass dein innerer Menschen-und-Aufgaben-Jongleur langsam die weiße Fahne schwenkt?
Klar, am Anfang fühlt sich das „Nein“-Sagen noch ungewohnt an – vielleicht sogar ein bisschen falsch. Dein Herz klopft schneller, die Hände werden schwitzig, und eine leise Stimme fragt: „Darf ich das überhaupt?“ Aber genau dieses Unwohlsein ist eigentlich ein sehr gutes Zeichen. Es bedeutet nämlich, dass du alte Muster durchbrichst und neue, gesündere Wege gehst. Ein bisschen wie beim Sport: Der Muskelkater zeigt, dass du aktiv an dir arbeitest. Genauso ist dieses anfängliche Unwohlsein beim Grenzensetzen ein Zeichen dafür, dass du emotional wächst und neue, gesündere Verhaltensweisen entwickelst. Denn wer lernt, gesunde Grenzen zu setzen, macht einen Riesenschritt in Richtung Selbstfürsorge und mentaler Gesundheit. Schauen wir uns einmal an, an welchen Signalen du merkst, dass du gerade auf der Überholspur des „Nein“-Sagens bist.
#1
Du erkennst deine Belastungsgrenze
Erinnerst du dich noch an die Zeiten, als dein Terminkalender aussah wie ein überfülltes Tetris-Spiel? Wo zwischen Überstunden, Familienfeiern und dem Umzug der halben Nachbarschaft kaum Zeit zum Atmen blieb? Heute spürst du viel früher, wenn dein Energietank auf Reserve läuft.
Statt wie früher automatisch „Klar, mach ich!“ zu rufen, wenn deine Kollegin Laura mal wieder ein „kleines“ Zusatzprojekt hat, kannst du inzwischen freundlich, aber bestimmt sagen: „Tut mir leid, diese Woche ist mein Zeitplan schon randvoll. Lass uns schauen, ob wir das nächste Woche einplanen können.“ Und das Beste daran? Du fühlst dich dabei nicht mal wie der größte Unmensch der Welt.
#2
Du fühlst dich weniger schuldig
Früher hättest du dir die Haare gerauft und stundenlang gegrübelt, wenn du deiner besten Freundin einen spontanen Kaffeeklatsch absagen musstest. Heute weißt du: Auch Freundschaften brauchen keine permanente Verfügbarkeit. Wenn dein Akku leer ist und du einen Abend für dich brauchst, ist das völlig okay.
Du hast verstanden, dass „Nein“ zu anderen manchmal ein wichtiges „Ja“ zu dir selbst bedeutet. Klar gibt's da noch manchmal diesen kleinen Stich im Herzen, aber das schlechte Gewissen hat seine Macht über dich weitgehend verloren.
#3
Du kommunizierst klarer
Goodbye an das berühmte „Ach, mal schauen“ oder das ausweichende „Vielleicht klappt's ja irgendwie“. Du hast gelernt, dass schwammige Zusagen niemandem helfen – weder dir noch anderen. Stattdessen findest du klare, ehrliche Worte: „Das Konzert am Samstag klingt super, aber ich muss leider passen. Die Woche war hart und ich brauche einen ruhigen Abend zum Auftanken.“
Dabei merkst du: Die meisten Menschen respektieren ehrliche Absagen viel mehr als halbherzige Zusagen, die dann in letzter Minute platzen.
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#4
Du respektierst deine Bedürfnisse
Die Zeiten, in denen du deine Mittagspause am Schreibtisch verbracht hast, während dein Magen protestierte, sind vorbei. Du hast erkannt: Deine Grundbedürfnisse sind keine Verhandlungssache. Ob es um Schlaf, Erholung oder eine warme Mahlzeit geht – du gibst diesen Dingen wieder den Raum, den sie verdienen.
Wenn dein Kollege Stefan zum dritten Mal diese Woche während deiner Pause mit einem „Das dauert auch nur fünf Minuten“ ankommt, kannst du mittlerweile freundlich kontern: „Nach meiner Pause bin ich gerne für dich da – jetzt brauche ich aber erst mal meine Auszeit.“
#5
Du wählst bewusster aus
Familie ist dir wichtig, keine Frage. Aber muss es wirklich jedes Kaffeekränzchen bei Tante Erna sein, nur weil „man das halt so macht“? Du hast gelernt, soziale Verpflichtungen zu hinterfragen und triffst bewusstere Entscheidungen. Vielleicht besuchst du Tante Erna lieber alle zwei Monate richtig intensiv, anstatt jeden Sonntag pflichtbewusst auf ein gehetztes Stündchen vorbeizuschauen.
Du verstehst: Weniger kann manchmal mehr sein – vor allem, wenn die Qualität der gemeinsamen Zeit dafür steigt.
Denk dran:
Grenzen zu setzen ist wie Fahrradfahren – am Anfang wackelig und unsicher, aber mit der Zeit wird es immer natürlicher. Fang mit kleinen „Nein“ an: Vielleicht lehnst du zunächst nur die dritte Tasse Kaffee bei Oma ab oder sagst der WhatsApp-Gruppe für die Planung des nächsten Betriebsausflugs nicht sofort zu.
Je öfter du merkst, dass die Welt nicht untergeht, wenn du auch mal an dich denkst, desto leichter wird es. Bleib dabei immer freundlich, aber bestimmt. Und denk dran: Ein ausgeruhtes, ausgeglichenes Du ist das größte Geschenk, das du deinen Liebsten machen kannst. Denn nur wer seine eigenen Grenzen respektiert, hat auch die Energie, wirklich für andere da zu sein – und zwar von Herzen und nicht aus Pflichtgefühl.
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