„Du bist zu viel!“ – Ein Satz, der einmal durch den ganzen Körper geht und sich dort wie ein fieser Parasit festsetzt. Ich habe diesen Satz schon oft in meinem Leben gehört. Mal ganz direkt, mal hübsch verpackt in anderen Aussagen à la „Vielleicht erwartest du einfach zu viel“ und manchmal auch etwas subtiler in dem Verhalten meines Gegenübers, das ganz klar ausgedrückt hat: Du bist mir gerade einfach zu viel. Du willst zu viel. Du engst mich ein.
Dass so ein Gefühl Kratzer hinterlässt und irgendwie auch die Art beeinflusst, wie wir uns fortan verhalten, muss ich wohl niemandem erklären. Denn wenn man zu viel ist, muss man als logische Konsequenz ja einfach etwas weniger werden, oder? Dann ist man eben leiser, erwartet nicht mehr so viel, ist einfach weniger man selbst.
Dabei hat diese Aussage „Du bist zu viel!“ eigentlich in den wenigsten Fällen wirklich etwas mit einem selbst zu tun, sondern spiegelt viel mehr die Grenzen oder Unsicherheiten der Person wider, die ihn ausgesprochen hat. Und damit du das besser verstehst, klären wir jetzt die Gründe, warum einige Menschen anderen oft das Gefühl geben, „zu viel“ zu sein.
#1
„Zu viel“ bedeutet oft nur, dass du intensiver lebst
Während manche Menschen ihre Emotionen wie einen gut sortierten Kleiderschrank handhaben – alles schön geordnet und kontrolliert –, lebst du wahrscheinlich eher wie ein bunter Regenbogen. Deine Begeisterung ist ansteckend, deine Träume sind groß und wenn du dich über etwas freust, dann merkt das jeder im Raum.
Menschen, die dich als „zu viel“ empfinden, sind oft schlichtweg nicht gewohnt, dass jemand so authentisch und ungefiltert durchs Leben geht. Sie haben gelernt, ihre Gefühle zu dämpfen – und deine Lebendigkeit erinnert sie daran, was sie sich selbst nicht erlauben.
#2
Du bist ein Spiegel für ihre eigenen Unsicherheiten
Kennst du das Gefühl, wenn du vor einem Spiegel stehst und plötzlich alle deine vermeintlichen Schwächen sichtbar werden? Genau das passiert Menschen, die dich als „zu viel“ bezeichnen. Deine Selbstsicherheit, deine Art, für deine Überzeugungen einzustehen oder deine Fähigkeit, deine Bedürfnisse klar zu kommunizieren – all das hält ihnen einen Spiegel vor.
Sie sehen in dir, was sie sich selbst oft nicht zutrauen: authentisch zu sein, ohne sich ständig zu entschuldigen. Diese Konfrontation mit der eigenen Unsicherheit ist so unangenehm, dass sie lieber das Problem bei dir suchen.
#3
Gesellschaftliche Erwartungen spielen eine große Rolle
Unsere Gesellschaft hat ungeschriebene „Regeln“ dafür, wie wir uns zu verhalten haben. Frauen sollen freundlich, aber nicht zu dominant sein. Männer sollen stark, aber nicht zu emotional auftreten. Diese unsichtbaren Grenzen sind tief in uns verankert – und wenn du sie überschreitest, löst das bei manchen Menschen Alarm aus.
Menschen, die dir also gerne mal ein „Du bist zu viel!“ um die Ohren knallen, haben meistens ihr ganzes Leben damit verbracht, sich an diese Erwartungen anzupassen und fühlen sich verunsichert, wenn eine Person einfach sie selbst ist. Deine Authentizität stellt ihre ganze Lebensstrategie in Frage.
#4
„Zu viel“ zeigt, dass du dich traust, mehr zu wollen
Während andere sich mit dem zufriedengeben, was sicher und vorhersagbar ist, wagst du es, nach mehr zu greifen. Und du träumst nicht nur, du gehst auch los und versuchst, diese Träume zu verwirklichen. Dich mit oberflächlichen Gesprächen begnügen? Das kommt für dich nicht in Frage. Stattdessen suchst du nach echten Verbindungen.
Diese Haltung kann anderen Angst machen, besonders wenn sie selbst ihre Träume aufgegeben haben oder sich nie getraut haben, über den Tellerrand hinauszublicken. Dein Mut, mehr vom Leben zu wollen, erinnert sie an ihre eigene Resignation.
#5
Manche Menschen haben einfach nicht die Kapazität für dein „Mehr“
Stell dir vor, du bist ein großes, warmes Lagerfeuer und die andere Person ist ein kleines Teelicht. Das Teelicht kann mit der Wärme und Helligkeit des Lagerfeuers schlichtweg nicht mithalten – und das ist völlig okay. Manche Menschen haben gelernt, ihre Emotionen kleinzuhalten, Konflikte zu vermeiden und lieber auf Nummer sicher zu gehen. Vielleicht auch, weil sie vergangene Erfahrungen dazu gemacht haben.
Und wenn du dann mit deiner ganzen Intensität auftauchst, sind sie natürlich überfordert. Sie haben schlichtweg nicht die emotionale Kapazität, um mit deiner Art umzugehen. Das sagt aber nichts über deinen Wert aus – ihr seid einfach nicht kompatibel.
#6
„Zu viel“ sein bedeutet, dass du dich nicht versteckst
Die meisten Menschen haben gelernt, sich zu verstellen. Sie tragen Masken, um zu gefallen, machen sich kleiner, um nicht anzuecken, und entschuldigen sich gefühlt sogar für ihre Existenz. Du dagegen hast den Mut, dich zu zeigen, wie du wirklich bist. Du stehst zu deinen Macken, sprichst aus, was dich beschäftigt, und entschuldigst dich nicht dafür, dass du Raum einnimmst.
Diese Ehrlichkeit ist selten – und macht anderen Menschen bewusst, wie sehr sie sich selbst verbiegen und ihre eigenen Unsicherheiten sie kleinhalten. Anstatt sich zu fragen, warum sie das tun, kritisieren sie dich für deine Authentizität.
#7
Sie haben Angst vor emotionaler Tiefe
Manche Menschen leben ihr ganzes Leben lang auf der Oberfläche. Sie führen Small Talk, vermeiden tiefere Gespräche und halten andere auf Distanz. Wenn du dann kommst und echte Verbindungen suchst, vulnerable Themen ansprichst oder emotionale Nähe anbietest, löst das bei ihnen Panik aus.
Sie sind es nämlich gewohnt, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten und fühlen sich überfordert von deiner Bereitschaft zur Intimität. „Du bist zu viel!“ ist dann wie ein Schutzschild gegen die Angst vor echter Nähe – sie wollen dich auf Abstand halten, bevor es zu real wird und sie verletzt werden könnten.
Denk immer daran:
Wenn dir das nächste Mal also jemand sagt, dass du „zu viel“ bist, atme einmal tief durch und denk daran: Diese Aussage sagt wahrscheinlich mehr über die andere Person aus als über dich. Du musst dich nicht kleiner machen, nur um für einen anderen Menschen „richtig“ zu sein oder irgendwelchen Bildern zu entsprechen. So wie du JETZT bist, bist du nämlich schon verdammt richtig.
Und echte Herzmenschen wollen dich auch genau so. Eine Wahrheit, die ich auf die harte Tour lernen musste. Aber irgendwie hat es mich am Ende ja auch dahin gebracht, wo ich sein will: und zwar bei Menschen, für die mein „zu viel“ genau richtig ist.