Die kalte Jahreszeit bringt nicht nur Schnee und Dunkelheit mit sich, sondern auch eine Veränderung in unserem gesamten System. Unser Körper und unsere Psyche reagieren auf den Lichtmangel, die Kälte und die damit verbundenen Einschränkungen in unserem Alltag. Während einige Menschen den Winter lieben und sich an gemütlichen Abenden zu Hause erfreuen, kämpfen andere mit echten emotionalen Herausforderungen. Und das ist völlig in Ordnung! Was genau in uns vorgeht und wie wir am besten mit dieser sensiblen Phase umgehen können, erfährst du hier.
#1
Der Lichtmangel beeinflusst unsere Hormone
Im Winter bekommen wir deutlich weniger Sonnenlicht ab als in den wärmeren Monaten und das hat direkte Auswirkungen auf unsere Hormonproduktion. Besonders betroffen ist Serotonin, unser sogenanntes Glückshormon, das maßgeblich für unsere Stimmung verantwortlich ist. Weniger Licht bedeutet weniger Serotonin, was zu Niedergeschlagenheit und erhöhter emotionaler Empfindlichkeit führen kann.
Gleichzeitig produziert unser Körper mehr Melatonin, das Schlafhormon, das uns müde und träge macht. Diese hormonelle Verschiebung erklärt, warum wir im Winter schneller emotional reagieren und uns Dinge mehr zu Herzen nehmen als sonst. Unser Gehirn ist buchstäblich in einem anderen Modus.
Tipp: Um deinen Serotoninspiegel auf natürliche Weise zu unterstützen, kannst du eine Tageslichtlampe nutzen, die dir hilft, den Lichtmangel auszugleichen und deine Stimmung zu stabilisieren.
#2
Soziale Isolation verstärkt emotionale Reaktionen
In den Wintermonaten ziehen wir uns häufiger zurück, nicht nur metaphorisch, sondern auch ganz real. Die Kälte hält uns drinnen, soziale Aktivitäten finden seltener statt und wir verbringen mehr Zeit allein. Während ein gewisses Maß an Rückzug durchaus heilsam sein kann, führt zu viel Isolation dazu, dass wir in unseren Gedanken gefangen bleiben und negative Emotionen sich verstärken.
Ohne den regelmäßigen Austausch mit anderen fehlt uns oft die Perspektive von außen, die uns helfen würde, Situationen realistischer einzuschätzen. Zudem sind wir als soziale Wesen darauf angewiesen, emotionale Verbindungen zu pflegen – fehlen diese, werden wir automatisch empfindlicher und verletzlicher.
Es ist wichtig zu verstehen, dass dieser Rückzug zwar natürlich ist, aber bewusst durchbrochen werden sollte. Plane regelmäßige Treffen mit Freund*innen ein, auch wenn es nur ein Video-Call ist, und versuche, dich nicht komplett zu isolieren.
#3
Unser Körper ist im Energiesparmodus
Evolutionär betrachtet ist der Winter eine Zeit, in der unser Körper Energie sparen möchte. Früher bedeutete die kalte Jahreszeit Nahrungsknappheit und erhöhter Energieaufwand, um sich warmzuhalten. Auch wenn wir heute in beheizten Wohnungen leben und jederzeit Zugang zu Nahrung haben, reagiert unser Organismus noch immer auf die alten Programme. Wir fühlen uns müder, brauchen mehr Schlaf und haben weniger Energie für alltägliche Aufgaben.
Diese körperliche Erschöpfung wirkt sich direkt auf unsere mentale Gesundheit aus – wenn wir uns physisch erschöpft fühlen, sind wir auch emotional weniger belastbar. Kleinigkeiten, die uns im Sommer nicht aus der Ruhe bringen würden, können im Winter plötzlich überwältigend wirken. Das ist keine Einbildung, sondern eine natürliche Reaktion deines Körpers.
Unterstütze deinen Körper z.B. mit ausreichend Vitaminen, besonders Vitamin D, das im Winter oft zu kurz kommt.
Leidest du unter Winterdepressionen?
Erfahre im Video mehr über die Symptome, Präventionen und wann es dringend Zeit ist, zu handeln.
#4
Ruhigere Zeiten bringen verdrängte Emotionen an die Oberfläche
Der Winter lädt zur Innenschau ein – und das kann emotional herausfordernd sein. Während wir im Sommer oft abgelenkt sind durch Aktivitäten, Reisen und soziale Events, zwingt uns die dunkle Jahreszeit dazu, mehr Zeit mit uns selbst zu verbringen. Diese Selbstreflexion ist grundsätzlich wertvoll, kann aber auch dazu führen, dass verdrängte oder unverarbeitete Emotionen plötzlich hochkommen. Themen, die wir monatelang beiseitegeschoben haben, fordern nun Aufmerksamkeit.
Das erklärt, warum wir im Winter oft emotionaler und tränenreicher sind; es ist nicht unbedingt der Winter selbst, sondern die Zeit und der Raum, die er uns gibt, um wirklich zu fühlen. Diese erhöhte Sensibilität ist keine Schwäche, sondern eine Chance zur emotionalen Verarbeitung und persönlichem Wachstum. Nutze diese Phase bewusst für Selbstfürsorge und erlaube dir, deine Gefühle zuzulassen, anstatt sie zu unterdrücken.
#5
Erwartungen vs. persönliche Realität
Besonders in der Vorweihnachtszeit und zum Jahresende wird von uns erwartet, fröhlich, dankbar und voller Vorfreude zu sein. Weihnachtsmärkte, Familienfeste und der soziale Druck, die „besinnliche Zeit“ zu genießen, können zusätzlichen Stress erzeugen – besonders wenn unsere innere Realität ganz anders aussieht. Wenn du dich im Winter emotional empfindlich fühlst, während alle um dich herum scheinbar in Festtagsstimmung sind, kann das zu Schuldgefühlen und dem Gefühl führen, dass mit dir etwas nicht stimmt.
Doch die Wahrheit ist: Viele Menschen kämpfen mit ähnlichen Gefühlen, sprechen nur nicht darüber. Der Kontrast zwischen der erwarteten Freude und der eigenen emotionalen Verfassung kann die Empfindlichkeit noch verstärken. Es ist wichtig zu verstehen, dass du nicht „funktionieren“ musst und dass deine Gefühle gültig sind, unabhängig davon, was die Gesellschaft von dir erwartet.
Tipp: Ein Achtsamkeits-Tagebuch kann dir helfen, deine wahren Gefühle zu erkunden und anzuerkennen, ohne dich dafür zu verurteilen.
Sei liebevoll mit dir selbst und gib dir die Zeit und den Raum
Emotionale Empfindlichkeit im Winter ist keine persönliche Schwäche oder ein Zeichen mangelnder Widerstandsfähigkeit – sie ist eine natürliche Reaktion auf veränderte Umweltbedingungen und biologische Prozesse. Statt gegen diese Sensibilität anzukämpfen, ist es hilfreicher, sie anzunehmen und bewusst mit ihr umzugehen. Das bedeutet: Sei sanft zu dir selbst und erkenne an, dass du in dieser Jahreszeit vielleicht mehr Ruhe, mehr Licht und mehr emotionale Unterstützung brauchst als sonst.
Praktische Schritte können einen großen Unterschied machen: Verbringe täglich Zeit im Tageslicht, auch wenn es bewölkt ist, bewege dich regelmäßig an der frischen Luft, pflege soziale Kontakte aktiv und schaffe dir Wohlfühl-Rituale, die dir Freude bereiten. Achte auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Omega-3-Fettsäuren, die deine Stimmung positiv beeinflussen können. Wenn du merkst, dass deine emotionale Empfindlichkeit über normale Schwankungen hinausgeht und dich im Alltag stark einschränkt, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Winterdepression (oder saisonal-abhängige Depression) ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die behandelt werden kann.
Der Winter ist eine Phase, die vorübergeht. Deine emotionale Empfindlichkeit ist ein Zeichen dafür, dass du lebendig bist und fühlst und das ist etwas Wertvolles, auch wenn es sich manchmal überwältigend anfühlt. Sei liebevoll mit dir selbst und gib dir die Zeit und den Raum, den du brauchst, um gestärkt durch diese Jahreszeit zu kommen.








