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Nähe und Geborgenheit

Was ist Attachment Parenting? Methodik & Kritik auf einen Blick

Was ist Attachment Parenting? Methodik & Kritik auf einen Blick

Die Frage nach der Erziehung ist für viele Eltern sehr wichtig, wenn sie ein Kind erwarten. Das ist auch kein Wunder, schließlich prägt die Art wie Eltern mit ihren Kindern umgehen diese ein Leben lang. Doch die Auswahl an Erziehungsratgebern ist groß und alle paar Jahre ist ein neues, innovatives Konzept populär. Im Moment ist das sogenannte Attachment Parenting auf dem Vormarsch.

Was ist Attachment Parenting?

Attachment Parenting bezeichnet ein Konzept des Kinderarztes William Sears, das auf den Erkenntnissen der Bindungstheorie basiert. Diese geht davon aus, dass alle Menschen von Geburt an das Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit haben und somit natürlicherweise intensive emotionale Bindungen zu ihren Mitmenschen aufbauen wollen. Vor allem in der Kindheit sei dies von besonderer Bedeutung und insbesondere bei der Mutter-Kind-Bindung. Das Attachment Parenting geht auf dieser Grundlage davon aus, dass eine emotional aufgeschlossene Erziehung, die auf Nähe basiert, die emotionale und soziale Entwicklung des Kindes fördert, während eine distanzierte und kühle Erziehung für große Unsicherheiten im emotional-sozialen Bereich führen kann. Dies könne im späteren Leben auch zu weitreichenden psychischen Erkrankungen wie etwa Depressionen oder Essstörungen führen.

Attachment Parenting: Glückliche Familie.
Das Attachment Parenting stellt die Nähe und Geborgenheit zwischen Eltern und Kinder in den Vordergrund der Erziehung.

Was macht Attachment Parenting aus?

In Hinblick auf die Eltern spricht William Sears beim Attachment Parenting von sieben Grundsteinen, die im Umgang mit und in der Erziehung des Kindes eine wichtige Rolle spielen sollen. An erster Stelle steht das Bonding, welches zwischen Mutter und Kind direkt nach der Geburt erfolgen soll, um den Grundstein für eine enge Bindung zu legen. Auch das schnelle und angemessene Reagieren auf die Signale und vor allem Schreie, die das Baby von sich gibt, steht oben auf der Liste und soll das Vertrauen zwischen Mami und Baby stärken. Darüber hinaus spielen das Stillen, das Babytragen und das Schlafen im gleichen Raum – besser noch im gleichen Bett – eine entscheidende Rolle. Wenn das Kind älter wird, sei es vor allem wichtig, Grenzen zu setzen, hierbei aber die richtige Balance zu finden und zu wissen, wann ein „ja“ und wann ein „nein“ angemessen ist. Als letztes wird beim Attachment Parenting Wert darauf gelegt, dass die Eltern auf ihre eigenen Instinkte vertrauen und nicht etwa blind auf Ratgeber hören, die ihnen eintrichtern, wie sie ihr Kind zu trainieren haben.

Was bedeutet Attachment Parenting für das Kind?

Im Hinblick auf das Kind und wie es betrachtet wird, bedeutet Attachment Parenting eine Individualisierung. Das Kind wird bereits von Geburt an als eigene Persönlichkeit angesehen. Es wird darauf vertraut, dass das Kind weiß, was es braucht und auch alles, was ihm möglich ist, tut, um diese Dinge auch zu bekommen. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass das Kind nicht etwa als unbeschriebenes Blatt auf die Welt kommt, sondern bereits als guter und liebender Mensch, der dementsprechend nicht erzogen werden, sondern nur auf seinem Weg unterstützt und gefördert werden muss. Da im Attachment Parenting die eigenständige Persönlichkeit von Anfang an anerkannt wird, wird hier auch kein „liebes“ und „braves“ Verhalten gefordert. Das Kind darf seine Emotionen ausleben, wie dies ein Erwachsener eben auch tut. Es wird lediglich anerkannt, dass Kinder noch nicht immer in der Lage sind, dies auf sozial „angemessene“ Weise zu tun. „Unartiges“ Verhalten, was hierauf zurückzuführen ist, wird demnach nicht bestraft, sondern als normal in der Entwicklung des Kindes angesehen. Es wird viel mehr darauf Wert gelegt, nach den Ursachen des Verhaltens zu forschen, anstatt diese stumpf wegzudressieren.

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Attachment Parenting und verzogene Kinder

Die Popularität des Attachment Parenting bleibt natürlich nicht ohne Folgen und auch Kritiker haben sich zu dem Thema bereits häufig zu Wort gemeldet. Die wohl häufigste Kritik und auch Sorge von Eltern ist das mögliche Verziehen des Kindes, wenn es nicht im klassischen Sinne erzogen oder bestraft wird. Hierzu vorab: Babys können im eigentlichen Sinne des Wortes noch nicht verzogen werden. Relevant wird das Thema daher erst, wenn die Kinder älter werden. Ob sie Attachment Parenting leben oder nicht, gerade in der Kleinkindzeit stellen sich viele Eltern die Frage: „Braucht mein Kind dies nun wirklich oder tanzt es mir nur auf der Nase herum?“ Pauschal ist diese Frage selbstverständlich nicht zu beantworten. Jedes Kind ist schließlich anders so wie auch jede Situation, in der du dir diese Frage stellen könntest, anders ist. Wichtig ist, dass du hierbei auf deine Instinkte vertraust und schlicht so entscheidest, wie du es für richtig hältst, denn wie Sears sagt, geht es beim Attachment Parenting auch um Balance und Grenzen und die Fähigkeit im richtigen Moment „ja“ oder „nein“ sagen zu können. Grundsätzlich können Kinder ab einem gewissen Alter – welches bei jedem Kind individuell ist – jedoch lernen, dass auch andere Menschen wie Mami und Papi Bedürfnisse haben und dass es daher seine eigenen für einige Zeit einmal hinten anstellen kann und muss. Hierbei musst du natürlich vom Alter des Kindes und der Schwere des Bedürfnisses her abschätzen, ob dein Kleines bereits in der Lage ist, zu warten oder nicht.

Natürlich gibt es auch noch weitere Erziehungsstile, an denen man sich orientieren kann. Am Ende entscheidest du selbst, welcher für dich infrage kommt:

Erziehungsstile: Diese acht Ansätze gibt es
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Attachment Parenting ist eine relativ neue und immer beliebter werdende Form der Kinderbetreuung und -erziehung, die auch in Deutschland langsam immer populärer wird. Der Fokus liegt hierbei darauf, das Kind als Individuum zu behandeln und seine Bedürfnisse, so gut es geht, zu befriedigen.

So stärkst du die emotionale Bindung zu deinem Kind

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Bildquelle: iStock / jacoblund

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