Die Hans-Böckler-Stiftung hat eine neue Studie zum Thema Kinderarmut in Deutschland veröffentlicht. Laut den aktuellen Zahlen gilt noch immer rund jedes fünfte Kind als arm – im Osten noch einmal deutlich mehr als im Westen.
Für die Studie der Hans-Böckler-Stiftung werteten die WSI-Forscher Helge Baumann und Eric Seils erstmals Daten für 39 einzelne Regionen aus, um einen umfassenden Überblick über die Kinderarmut in Deutschland zu erhalten. Die Ergebnisse sprechen für sich. Demnach leben in der ganzen Bundesrepublik 18,9 Prozent aller Kinder unterhalb der Armutsgrenze. Im Westen sind es jedoch nur 17,4 Prozent, während im Osten ganze 26,3 Prozent als arm gelten. Insgesamt haben sich die Werte der Kinderarmut in Deutschland zwischen Ost und West allerdings seit 2005 angenähert. Trotz der besseren Werte im Westen, gibt es aber auch hier noch einige Problemgebiete. So ist das westliche Bremen Spitzenreiter der Studie und auch Teile von Nordrhein-Westfalen weisen überdurchschnittlich hohe Quoten auf, teilweise mit steigender Tendenz. Besonders gut hingegen schnitt die Oberpfalz ab. Hier leben nur rund 9,9 Prozent der Kinder an der Armutsgrenze.
Kinderarmut in Deutschland: Nach wie vor ein Problem
In die Statistik der Kinderarmut in Deutschland fällt grundsätzlich, wer über weniger als 60 Prozent des bedarfsgewichteten Nettoeinkommens verfügt. Bei einem Elternpaar mit einem Kind liegt die Grenze hierfür zum Beispiel bei einem Monatseinkommen von 1564 Euro. Die hohe Zahl der Kinderarmut in Deutschland hat für die Betroffenen teilweise schwere Auswirkungen. So können gut 70 Prozent der armutsgefährdeten Kinder nicht in den Urlaub fahren und ein Viertel der Kinder im Westen sowie ein Drittel der Kinder im Osten haben zu Hause zu wenig Platz. Besonders gravierend wird die Kinderarmut in Deutschland in der kalten Jahreszeit. Rund jedes elfte Kind im Westen und jedes siebte Kind im Osten lebt in einer Wohnung mit feuchten Wänden. Darüber hinaus besitzen 10 Prozent im Westen und 12 Prozent im Osten keine anständige Winterkleidung.

Kinderarmut in Deutschland: Bürger würden mehr Steuern zahlen
Erst vor kurzem gab das Deutsche Kinderhilfswerk eine Studie zum Thema Kinderarmut in Deutschland bei infratest dimap in Auftrag. Dabei kam heraus, dass 66 Prozent der deutschen Bürger bereit wären, mehr Steuern zu bezahlen, wenn dadurch die Kinderarmut in Deutschland bekämpft wird. „Diese Zahlen lassen in ihrer Deutlichkeit keinen Spielraum für Interpretationen, die Menschen in Deutschland sehen Staat und Gesellschaft ganz klar in der Pflicht, entschiedener als bisher die Kinderarmut in Deutschland zu bekämpfen“, äußerte sich Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Die Kinderarmut in Deutschland ist nach wie vor ein großes Problem. Vor allem im Osten leben weit über 20 Prozent der Kinder an der Armutsgrenze. Dabei wären gut zwei Drittel der Menschen bereit, sogar mehr Steuern zu zahlen, wenn die Kinderarmut in Deutschland dadurch bekämpft werden würde.
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