Für viele Großeltern ist es ein Herzenswunsch, eine enge Beziehung zu ihren Enkeln aufzubauen und zu pflegen, auch wenn hunderte oder gar tausende Kilometer zwischen ihnen liegen. Die gute Nachricht: Eine starke Bindung ist auch auf Distanz möglich. Dr. Maral Amani, Kinderpsychologin und Expertin für Kinderentwicklung bei Lovevery, erklärt, wie das gelingt.
Regelmäßiger Kontakt schafft Vertrautheit
Auch wenn persönliche Besuche selten möglich sind, kann durch regelmäßige Gespräche eine stabile Verbindung aufgebaut werden. Dabei muss es nicht immer ein langes Telefonat sein – kurze, liebevolle Videonachrichten oder Sprachnachrichten reichen oft aus. Wichtig ist die Konstanz, nicht die Länge.
Experten-Tipp: Rituale wie ein wöchentlicher Videoanruf oder eine Gute-Nacht-Nachricht geben Kindern emotionale Sicherheit.
Gemeinsame Aktivitäten auf Distanz
Dank digitaler Medien ist gemeinsames Erleben auch über weite Entfernungen möglich. Großeltern können über Videocalls gemeinsam ein Bilderbuch anschauen, Lieder singen, ein Spiel spielen oder etwas basteln, was später per Post verschickt wird.
Experten-Tipp: Wenn Kinder merken, dass Oma oder Opa sich auf ihre Welt einlassen – sei es beim Vorlesen ihrer Lieblingsgeschichte oder beim Zeigen eines gebastelten Werks – entsteht Nähe trotz Distanz.
Persönliche Post schafft bleibende Erinnerungen
Handgeschriebene Briefe, kleine Überraschungspakete oder selbstgemalte Bilder haben für Kinder einen hohen emotionalen Wert. Sie fühlen sich gesehen und geliebt, auch wenn Oma und Opa nicht in der Nähe sind. Besonders schön: Briefe mit kleinen Aufgaben („Zeichne mir dein Lieblingsessen“) oder Geschichten aus der Kindheit der Großeltern.
Experten-Tipp: Kinder lieben es, Post zu bekommen. Das macht Großeltern für sie greifbar und besonders.
Empathie und Interesse zeigen
Eine aufrichtige, kindgerechte Kommunikation ist der Schlüssel zur Bindung. Fragen wie „Was hat dich heute zum Lachen gebracht?“ oder „Was war das Schönste an deinem Tag?“ zeigen ehrliches Interesse und fördern Gespräche auf Augenhöhe.
Experten-Tipp: Kinder spüren, wenn ihnen jemand wirklich zuhört. Das stärkt ihr Selbstwertgefühl – und die Beziehung zu den Großeltern.
Kreative Verbindungsideen für jede Altersstufe
Je nach Alter der Enkelkinder können verschiedene Formen der Verbindung sinnvoll sein:
- Kleinkinder: Reime, einfache Lieder oder Bildkarten via Video.
- Vorschulkinder: Gemeinsames Basteln, Vorlesen oder Bildertausch.
- Schulkinder: Briefwechsel, gemeinsame Online-Spiele oder ein digitales Reisetagebuch.
- Teenager: Austausch über Interessen, etwa über Musik, Filme oder sogar gemeinsame Projektideen (zum Beispiel ein Rezeptbuch).
Experten-Tipp: Verbindung entsteht durch Zuwendung, nicht durch räumliche Nähe. Jede Botschaft, jeder Anruf, jeder kleine Gruß kann für ein Kind bedeuten: Ich bin wichtig. Ich werde geliebt.
Auch wenn geografische Distanzen groß sind, kann emotionale Nähe zwischen Enkelkind und Großeltern durch regelmäßige, bewusste Kommunikation und liebevolle Gesten entstehen. Mit etwas Kreativität und viel Herz können Großeltern eine wichtige Bezugsperson im Leben ihrer Enkel bleiben – egal, wie weit entfernt sie wohnen.

