Dass der Lockdown während der Coronakrise Folgen für die Entwicklung von Kindern hat, ist bereits bekannt. Doch nun haben Forschende in einer Studie herausgefunden, dass Babys, die während der Pandemie geboren wurden, einen niedrigeren IQ aufweisen. Einer der Hauptgründe dafür seien vor allem die Eltern!
Durchschnittlicher IQ von 100 auf 78 gesunken
Forschende der Brown University im Bundesstatt Rhodes Island haben sich die Frage gestellt, ob die Pandemie einen Einfluss auf die Entwicklung des IQs von Neugeborenen haben könnte und führten eine Studie durch. Das Ergebnis: Babys, die seit März 2020 geboren wurden, sollen laut der US-amerikanischen Studie sowohl schlechtere kognitive als auch verbale und motorische Fähigkeiten haben, als Kinder, die vor dem Auftreten des Coronavirus geboren wurden. Während der durchschnittliche IQ-Wert bei standardisierten Tests für Kinder im Alter zwischen drei Monaten und drei Jahren vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie bei etwa 100 lag, sei er bei Kindern, die während der Coronakrise geboren wurden, auf nur noch 78 gesunken.
Fehlende Stimulation & Interaktion
Der Hauptgrund für die sinkenden Werte bei Säuglingen sei laut Forschenden vor allem der Stress für Eltern, die sowohl bei der Arbeit (und das nicht nur im Home-Office) als auch bei der Kinderbetreuung durch geschlossene Kitas und Schulen vor großen Herausforderungen standen. Das Resultat solcher Situationen sind gestresste und erschöpfte Eltern, die versuchen, Arbeit und Kinderbetreuung zu vereinbaren, ihren Kindern jedoch in den meisten Fällen weniger Aufmerksamkeit schenken können, als sie es zuvor getan haben. Diese fehlende Stimulation zu Hause und weniger Interaktion mit der Außenwelt scheinen bei den Tests zur Beurteilung der kognitiven Entwicklung zu den erschreckend niedrigen Ergebnissen geführt zu haben, so Sean Deoni, außerordentlicher Professor für Pädiatrie an der Brown University.
Wie man ein bisschen gegen die Langeweile ankämpfen kann, wenn man mit den Kindern alleine zu Hause ist, verraten wir dir in diesem Video:
Langfristiger Einfluss unklar
Ob diese niedrigeren kognitiven Werte einen langfristigen Einfluss haben werden, sei jedoch bisher unklar. Sicher ist aber, dass in den ersten Lebensjahren eines Kindes, die Grundlagen für die Kognition gelegt werden. Die Forschenden vergleichen dies mit dem Bau eines Hauses, bei dem das Hinzufügen von Räumen einfacher ist, während das Fundament gebaut wird. Möchte man hier später noch etwas verändern, wird es wesentlich schwieriger.
An der US-amerikanischen Studie nahmen insgesamt 672 Kinder aus dem Bundesstaat Rhode Island teil, in dem die Universität der Forschenden ihren Sitz hat. 188 der Kinder wurden nach Juli 2020 und 308 vor Januar 2019 geboren, während 176 zwischen Januar 2019 und März 2020 geboren wurden. Die Ergebnisse müssen im sogenannten Peer-Review-Verfahren von unabhängigen Gutachter*innen, und Wissenschaftler*innen desselben Fachgebiets gegengeprüft werden, heißt es.
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