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Experten warnen

Ist „Tote Mädchen lügen nicht“ gefährlich?

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Vor wenigen Wochen ist „Tote Mädchen lügen nicht“ auf Netflix gestartet – doch mittlerweile warnen Behörden vor der neuen Serie. Warum?

Schon die Thematik, eine Jugendliche, die sich das Leben nimmt und ihre Mitschüler dafür verantwortlich macht, sorgte im Vorfeld für viel Diskussionsstoff. Kann man diese (leider noch) tabuisierten Themen wie Selbstmord und Mobbing in einer Serie, die hauptsächlich Jugendliche anspricht, so darstellen, dass diese weder beschönigt noch belächelt werden? Netflix ist sich sicher: Ja, das kann man. Und produzierte 13 Folgen für die erste Staffel „Tote Mädchen lügen nicht“, die seit dem 31.03.2017 auf dem Streamingportal verfügbar ist. Worum es in der Serie genau geht? Hier erfährst Du mehr!

Heftige Diskussionen entfachen weltweit

Weltweit sorgte die Serie in den sozialen Netzwerken schon kurz nach ihrem Erscheinen für heftige Diskussionen. Viele User sind sich einig: „Tote Mädchen lügen nicht“ sei eine sehr gute Serie. Doch könne sie für viele Menschen, die eventuell sogar unter Depressionen leiden, ein falsches Bild vermitteln. Auch verschiedene Gesundheitsbehörden warnen, denn gerade die drastische Darstellung des Selbstmordes von Hannah Baker könne labile Jugendliche auf falsche Gedanken bringen.

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„Ich bin emotional so involviert, dass meine Mutter mir gesagt hat, ich soll aufhören die Serie zu gucken. Und ich habe mich bei jemandem auf Facebook kurz erschrocken, weil er wie Bryce aussah.“

„Bin ich die Einzige, die glaubt, dass die Serie etwas ausgelöst hat? Mich hat es nämlich sehr hart getroffen.“

„Diese blutige Szene, in der Hannah sich selbst umbringt ist unfassbar gefährlich für Menschen mit Suizidgedanken.“

Behörden warnen vor „Tote Mädchen lügen nicht“

Die australische Gesundheitsorganisation „Headspace“ erklärt im Bezug auf die Serie, dass das Zeigen gefährlicher suizidaler Inhalte eine verstörende Wirkung auf junge Zuschauer haben und zu einem erhöhten Risiko und Nachahmungseffekt führen könne.

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Die Organisation „Save“ hat sogar eine ausführliche Liste veröffentlicht, in der sie auf wichtige Punkte im Bezug auf die Netflix-Serie eingeht. Sie versucht zu erläutern, dass viele der Darstellungen nicht unbedingt der Realität entsprechen müssen:

Auch deutsche Sozialpädagogen warnen

Die Osnabrücker Zeitung hat sich zu „Tote Mädchen lügen nicht“ mit Anna Gleiniger, Sozialpädagogin und Projektleiterin der deutschen Online-Suizidprävention [U25] ausgetauscht, die sich der Meinung der internationalen Behörden anschließt: „Für Jugendliche kann die Serie triggernd sein“, sagt Anna Gleiniger und erklärt, dass Menschen, die bereits depressive Gedanken oder schon einmal über Suizid nachgedacht haben, sich bestätigt fühlen könnten.

Die Sozialpädagogin sieht zwei große Schwachpunkte in der Serie: Zum einen werde Suizid romantisch dargestellt und die Hauptfigur heroisiert. Zum anderen werde der Zuschauer nicht aufgeklärt, ob Hannah Baker eventuell an einer Depression oder anderen psychischen Erkrankung litt. Denn, so erklärt sie, seien 90 Prozent der Menschen, die einen Selbstmord begingen, psychisch krank. Die Expertin rät: Jugendliche sollten sich die Serie nicht alleine ansehen. Und Eltern müssten mit ihnen hinterher darüber sprechen und Schulen diese auch im Unterricht thematisieren. Denn in einem Punkt sind sich alle Experten, Behörden und Social-Media-User einig: „Tote Mädchen lügen nicht“ behandelt ein sehr wichtiges Thema, das nicht mehr tabuisiert werden darf und das uns alle etwas angeht!

Ist die Kritik an „Tote Mädchen lügen nicht“ übertrieben?

Auch ich habe mir, wie viele andere, die komplette Staffel an einem Wochenende angeschaut. Mich 13 Stunden mit den Gründen für Hannah Bakers Selbstmord auseinandergesetzt. Mit Clay Jensen gelitten, Jessica Davis erst gehasst und dann bemitleidet und Bryce Walker von tiefstem Herzen verabscheut. Und ich bin der Meinung, dass es mit Sicherheit wie in „Tote Mädchen lügen nicht“ an jeder Schule in diesem Land mindestens einen „Bryce“ gibt (und wenn auch nur in Ansätzen), der Mädchen nicht so behandelt, wie sie es verdient haben. Und ebenso wird es auch eine „Hannah Baker“ geben. Ein Mädchen, das von anderen Schülern gemobbt und verunsichert wird, die Liebe anderer nicht mehr annehmen und auch sich selbst nicht mehr lieben kann. Deshalb empfinde ich es als äußerst wichtig, dass Schulen genau jetzt endlich Mobbing, Vergewaltigung und Selbstmord ent-tabuisieren und Aufklärung zu dieser Thematik im Unterricht anbieten.

Die Kritik an der drastischen Darstellung des Selbstmordes in der Badewanne finde ich persönlich gerechtfertigt. Diese Szene in „Tote Mädchen lügen nicht“ ist gerade für Menschen, die depressiv sind oder sogar suizidale Gedanken hegen, viel zu gefährlich. Ich verstehe, dass die Produzenten den Suizid so authentisch wie möglich darstellen wollten, glaube aber, dass sie ihre Intention der Abschreckung damit verfehlt haben. Im Gegenteil: Meiner Meinung nach wurde der Suizid hier sogar noch beschönigt.

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Was ist die Message dahinter?

Doch was bleibt am Ende? Ich hoffe, dass trotz der weltweiten Kritik an der Serie bei vielen Zuschauern da draußen die wichtige Message hinter der Story ankommt. Es geht nicht um den Selbstmord von Hannah Baker, es geht auch nicht darum, vollständig in Hannahs Gedanken einzutauchen und alle ihre Entscheidungen nachzuvollziehen. Es geht darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es ist, Hannah Baker zu sein.

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Und es ist wichtig zu erkennen, dass Auslöser für Suizid nicht nur Vergewaltigung, sexuelle Belästigung und heftiges Mobbing sein können, sondern auch viele kleine Dinge, Worte und Taten, die in einem labilen Menschen schlimme Gedanken und Gefühle auslösen können.

Meine Empfehlung: „Tote Mädchen lügen nicht“ ist ein absolutes MUSS für jeden. Man sollte sich vorher nur darüber klar sein, dass es sich nicht um eine Sonntagabend-Unterhaltungsserie, sondern um harten, emotionalen Stoff handelt, der vom Zuschauer hinterher in Gesprächen mit anderen aufgearbeitet und reflektiert werden sollte. Denn am Ende geht es nicht um Hannah Baker, Clay Jensen oder Bryce Walker, sondern um uns alle. Wir sollten anfangen, unsere Mitmenschen besser wahrzunehmen und mehr Empathie, Verständnis und Achtsamkeit in unseren Alltag einfließen zu lassen.

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Bildquelle: Netflix

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