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Kommentar

Dunkle Hauttöne nach Kakao oder Mokka zu benennen ist rassistisch

Rassismus Hautfarbe Kakao

Viele Frauen mit dunkleren Hauttönen feiern die Foundation „Born This Way“ von Too Faced, weil deren Farbpalette erweitert wurde. Doch der Blick auf die Farbbezeichnungen trübt die Freude: Im Gegensatz zu den hellen Foundations wurden sie nach Schokolade, Desserts und Kaffeespezialitäten benannt. Damit ist die Marke nicht alleine. Derartige vermeintlich harmlose Bezeichnungen sind in der Beauty-Branche allgegenwärtig, haben allerdings einen rassistischen Hintergrund.

Die Erweiterung der „Born This Way“-Farbpalette fand im Rahmen einer Kollaboration mit der Schwarzen Beauty-Youtuberin Jackie Aina statt. Mit 11 zusätzlichen Farbtönen wurde vor allem das dunklere Farbspektrum auf insgesamt 35 Schattierungen erweitert, das bei vielen Make-up-Marken unterrepräsentiert ist. Der Twitter-Post von CocoaSwatches, einer Make-up-App speziell für Frauen mit dunklerer Haut, löste jedoch eine Diskussion aus.

Ganache, Mocha, Tiramisu und Butter Pecan

Vielen Twitter-Userinnen fiel bei genauerem Betrachten des gesamten Farbspektrums von Too Faced etwas auf: Während die hellen Farbtöne Namen wie „Warm Beige, „Light Beige“, „Natural Beige“, „Nude“ oder „Warm Nude“ tragen, wurden die dunklen nach Essen und Getränken wie beispielsweise „Ganache“ (Schokoladenglasur), „Tiramisu“, „Truffle“, „Butter Pecan“, „Mocha“ oder „Spiced Rum“ benannt. „Vanilla“ ist die einzige Ausnahme bei den hellen Farbtönen, wobei man hierbei beachten sollte, dass die Bezeichnung „Vanilla“ häufig verwendet wird, um die eigenschaftslose Basic-Variante zu beschreiben, wie beispielsweise auch beim Vanillasex.

Die Twitter-Userin Sabina regte aufgrund dieser Auffälligkeit eine Diskussion an: „Wie kommt es, dass die dunkleren Farbtöne IMMER nach Essen oder Geschmacksrichtungen benannt werden? Ist das so eine Fetisch-Sache? Ist es, weil Mayo und Eierschale nicht so appetitlich klingen? Der letzte Satz war ein Witz.“

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Der Vergleich mit Essen hat historische Gründe

Dass die Hautfarbe Schwarzer Frauen häufig mit Genussmitteln bezeichnet wird, kommt womöglich nicht von ungefähr. Die Twitter-Userin AClooForYou hat folgende Vermutung: „Ich habe eine Theorie darüber, warum die dunklen Farbtöne häufig mit Essen (oder Holz) bezeichnet werden: Weil Dinge wie (brauner) Zucker, Kakao, Tee, Mahagoni, Ebenholz etc. sehr wertvolle Waren waren, die durch den Kolonialismus gewonnen wurden.“

Diese Theorie mag sich auf den ersten Blick weit hergeholt anhören – nicht aber, wenn man sich näher damit befasst, wie sehr die Kolonisierung Afrikas unsere heutige westliche Kultur beeinflusst hat. Ich habe mich in meinem Ethnologie-Studium eingehend damit befasst, wie sehr unsere Sprache heute noch durch den Kolonialismus geprägt ist und rassistische Stereotype reproduziert. Es gibt sogar wissenschaftliche Bücher, die sich allein den kulturgeschichtlichen Zusammenhängen zwischen Kolonialismus, Schokolade und dem Rassismus gegen Schwarze widmen, wie etwa „Chocolate and Blackness“ von Silke Hakenesch.

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Nicht nur die englische, auch die deutsche Sprache ist stark vom Kolonialimus in Afrika geprägt. "Afrika und die Deutsche Sprache" erläutert das leicht verständlich an zahlreichen Beispielen. Das kritische Nachschlagewerk ist für 16 Euro bei Amazon erhältlich:

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Auch wenn man sich vor Augen führt, dass zahlreiche kakaohaltige Süßspeisen in Deutschland rassistische Bezeichnungen tragen, kann man erkennen, wie problematisch die Namenswahl von Too Faced ist. Man denke nur an Schaumküsse, die von vielen immer noch mit dem N-Wort bezeichnet werden.

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Schluss mit Nude!

Doch nicht nur für die Benennung der dunklen Farbtöne muss Too Faced Kritik einstecken. Viele Twitter-Userin können nicht begreifen, dass so viele Marken helle Beigetöne immer noch als „nude“, also „hautfarben“ bezeichnen. Schließlich könnte man dunkle Brauntöne ebenso als „nude“ bezeichnen. Die Hersteller könnten sich ein Beispiel an der deutschen Organisation GoVolunteer nehmen, die mit ihren 12er-Hautfarben-Stifte-Set darauf hinweisen will, dass es mehr als nur eine generische Hautfarbe gibt.

Manche Twitter-Userinnen nehmen die Farbbezeichnungen aber auch mit Humor und schlagen vor, einfach alle Schattierungen nach Essen zu benennen. Für die hellen Hauttöne liefern diese Twitter-Userinnen Vorschläge: „Schlagsahne, Fränzösische Vanille, Weiße Schokolade“ sowie „Kokosnuss, Panna Cotta, Meringue, Crème brûlée“.

Wiederum andere wollen sich überhaupt nicht in die Diskussion um die Farbbezeichnungen einmischen, sondern sich vielmehr darüber freuen, dass es inzwischen endlich brauchbare Foundation für Schwarze Frauen gibt. Die Twitter-Userin Melaninqueen schreibt: „Ihr alle liebt es, euch zu beschweren. Danke an Jackie Aina für die harte Arbeit, die uns dies beschert hat.“ Solltest du dich also auch nicht an den Namen der Foundation-Farben stören, kannst du „Born This Way“ von Too Faced inzwischen auch in Deutschland bei Douglas bestellen.

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Beim Stöbern durch das Make-up-Angebot in deutschen Drogerien habe ich entdeckt, dass auch viele andere Marken wie Nyx oder Maybelline dunkle Foundation-Töne nach Essen und Getränken wie „Cocoa“, „Mocha“ oder „Pecan“ benennen. Es scheint also kein Bewusstsein dafür zu herrschen, dass die Bezeichnungen problematisch sein könnten, wenn die hellen Töne im Gegensatz dazu Namen wie „neutral beige“ oder „nude“ tragen. Sind dir solche Namen auch schon in anderen Bereichen aufgefallen? Dann verrate uns mehr in den Kommentaren!

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Bildquelle: Unsplash/Caique Silva