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Ich steh' dazu

Ich lese am liebsten Liebesromane

Anne Buch-26 violett

Die Bücherregale meiner Freundinnen verraten mir: Ich bin nicht alleine. Viele lesen sehr gerne Liebesromane in all ihren Facetten - verpackt in einem Thriller, einem Krimi oder einer Komödie. Das Problem: Diese als „seicht“ geltende Unterhaltungsliteratur wird oftmals herabschauend belächelt, weshalb man sich für den aktuellen Roman in seiner Tasche rechtfertigt oder ihn sogar verleugnet. Ich bin das ewige Versteckspiel Leid!


In der Reihe „Ich steh’ dazu“ nimmt die desired-Redaktion kein Blatt vor den Mund. Egal, ob es um gesellschaftliche Tabuthemen, peinliche Erlebnisse oder persönliche Schwächen geht: Wir stehen einfach dazu! Erfahre, was uns bewegt und entdecke Themen, über die sonst nicht so offen gesprochen wird!

Es ist doch ganz einfach: Wenn ich mir die Zeit nehme, ein Buch zu lesen, dann tue ich in diesem Moment etwas für mich. Das Besondere am Lesen ist ja schließlich das Eintauchen in eine andere Welt, in den Kopf einer anderen Persönlichkeit, mit einem anderen Beruf, in einer anderen Stadt. Für mich ist das Entspannung pur und ein wahres Entertainment. Das man sogar überall mit hinnehmen kann. Eigentlich.

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Die Cover sind miese Verräter

Viele Liebesromane haben folgendes Manko: Ihre Cover sind übersät mit rosa Blüten, hellblauen Schmetterlingen oder dunkelroten Kirschen. Zu allem Überfluss beinhalten die Titel erschreckend oft die Wörter Herz, immer und Liebe. Diese Aufmache schreit förmlich nach einem absolut klischeebehafteten Inhalt. Was in vielen Fällen gar nicht zutrifft, aber das wissen leider nur die, die das Buch gelesen haben. Nehme ich also morgens mein Buch mit in die U-Bahn, achte ich beim Auspacken penibel darauf, dass niemand das Cover – oder noch schlimmer den Titel – meines Buches sehen kann. Aus lauter Furcht vor einer öffentlichen Enttarnung schaue ich sogar ab und zu hoch, um sicherzugehen, dass mich wirklich niemand dabei „erwischt“, wie ich gerade meinen neuesten Liebesroman lese.

Denn ein Auffliegen käme dem unbegründeten Urteil gleich, dass ich mich neben Unterhaltungsliteratur keinesfalls auch für „Anspruchsvolleres“ wie Lyrik interessieren kann. Um mein Geheimnis also kompromisslos zu bewahren, treffe ich weitere Vorsichtsmaßnahmen: Ich besitze insgesamt drei Buchhüllen in verschiedenen Größen, damit ich wirklich jeden Liebesroman von meiner Umwelt abschirmen kann.

Das Verstecken von Liebesromanen: Ein klarer Fall von Selbstschutz

Bei genauerem Nachdenken frage ich mich natürlich direkt selbst: Was stimmt nicht mit mir? Dabei ist die Antwort eigentlich ganz klar: Ich schütze einzig und allein mich selbst und das Bild, das ich nach außen verkörpern möchte. Denn war ich doch zu unvorsichtig, und jemand konnte einen kurzen Blick auf das rosafarbene Cover mit den Lavendelkörben erhaschen, steht dem Gegenüber oftmals eine leichte Missbilligung ins Gesicht geschrieben. Direkt fühle ich mich entblößt, als ungebildet oder gar anspruchslos abgestempelt und würde am liebsten mit dem Fußboden der U-Bahn eins werden.

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Kommt es mal von Freunden oder Bekannten zu der Frage, was ich denn gerade lese, entgegne ich häufig eine mich selbst belächelnde Rechtfertigung. Dass ich in letzter Zeit so viel schwere Literatur oder Sachbücher gelesen habe, dass ich mal wieder etwas „Leichtes“ brauchte. Oder, dass ich gerade so einen Roman lese, der eigentlich nur der Unterhaltung dient, ich aber als nächstes auf jeden Fall den neuen Bestseller von Michel Houellebecq lesen werde. Zwei sehr starke Beschönigungen der Realität.

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Anne Heigel

Ab sofort ist Schluss mit dem Versteckspiel

Dabei ist doch niemandem geholfen, wenn ich keine Liebesromane lese. Niemandem ist geholfen, wenn ich mich in der U-Bahn für meine Lektüre schäme. Und erst recht ist niemandem geholfen, wenn ich selbst vor meinen Freunden meine angeblich „seichten“ Interessen rechtfertige oder gar ganz verheimliche. Da es sowieso einzig und allein mich etwas angeht, was ich lese oder eben nicht, ist ab sofort Schluss mit dem Verstecken. Von jetzt an werde ich alles lesen, was ich will. Und zwar ohne Buchhülle.

Anne Heigel

Bildquelle: desired; Instagram/withfantasy; Unsplah/ Nicole Honeywill