Wenn Unternehmen ein Kleidungsstück als besonders nachhaltig verkaufen, dann liegt das oft daran, dass das Material Lyocell bzw. Tencel verwendet wurde. Doch was für ein Stoff verbirgt sich dahinter, welche Eigenschaften bringt er mit und wie nachhaltig ist er wirklich? Wir erklären dir, was Lyocell eigentlich genau ist.
Wie wird Lyocell hergestellt?
Lyocell wird aus natürlichen Zellulose-Fasern hergestellt, die jedoch chemisch bearbeitet werden. Ähnlich wie Viskose ist es also weder eine rein natürliche noch eine rein künstliche Faser. Die Zellulosefasern für Lyocell werden zum Großteil aus Eukalyptusholz aus zertifiziert ökologischem Anbau in Asien gewonnen, aber auch Holz aus europäischen Wäldern, zum Beispiel Fichte oder Buche, wird verarbeitet. Für die Verarbeitung zu Garn wird das Eukalyptusholz in kleine Schnipsel geschnitten und in einer Aminodxid-Lösung eingeweicht. Dadurch löst sich die Zellulose, die anschließend in Spinndüsen gepresst wird, in ein Spinnbad kommt und zu Garn verarbeitet wird. Die Chemikalien, die hierfür genutzt werden, können anschließend ausgewaschen und wiederverwendet werden.
Sind Lyocell und Tencel dasselbe?
Lyocell wurde in den 90ern von der Firma Lenzing entwickelt, die sich auf die Herstellung umweltfreundlicher Zellulosestoffe spezialisiert hat. Ziel war es, eine Faser zu schaffen, die von den Produkteigenschaften noch besser abschneidet als Viskose oder Modal. Im Jahr 2000 wurde das Unternehmen dafür mit dem europäischen Umweltpreis ausgezeichnet. Lenzing vertreibt Lyocell unter dem Markennamen TENCEL™, weshalb dieser Begriff oft auch synonym zu Lyocell verwendet wird. Gleichzusetzen sind die beiden allerdings nicht. Denn Lenzing bietet sowohl TENCEL™ Lyocell als auch TENCEL™ Modal an.
Welche Eigenschaften hat Lyocell?
Nicht nur, dass Lyocell ein vergleichsweise nachhaltiges Material ist, es hat auch noch eine ganze Reihe an weiteren Eigenschaften, die es für viele Kleidungsstücke, aber auch andere Textilien geeignet machen. Lyocell gilt als besonders atmungsaktiv und wärmeausgleichend und hat einen guten Feuchtigkeitsausgleich. Damit ist es auch für Sportkleidung gut geeignet. Der Stoff kann bis zu 50 Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen als Baumwolle und diese schnell wieder an die Umwelt abgeben. Die Oberfläche von Lyocell-Produkten ist meist sehr glatt und fein. Für dickere Winterkleidung ist der Stoff daher eher nicht geeignet. Eine wichtige Besonderheit besteht darin, dass das Material keinen guten Nährboden für Bakterien und Milben bietet. Diese vermehren sich hier kaum, anders als bei Kunstfasern wie Polyamid oder Polyester. Und selbst auf Baumwolle ist das Bakterienwachstum größer. Theoretisch ist es also gar nicht notwendig, den Stoff bei 60 Grad zu waschen, möglich ist es aber trotzdem ohne Probleme. Aufgrund seiner guten Eignung für Allergiker ist Lyocell ein beliebter Stoff für Bettwäsche. Lyocell aus guter Qualität ist außerdem knitterfrei und muss daher nicht gebügelt werden. Oftmals wird das Material auch mit anderen Fasern wie Baumwolle oder Polyester vermischt, um die Produkteigenschaften gegenseitig zu ergänzen.
Hier sind noch einmal die wichtigsten Vorteile von Lyocell im Überblick:
- umweltbewusste Herstellung
- für Allergiker geeignet
- guter Feuchtigkeitsausgleich
- wärmeregulierend
- atmungsaktiv
- knittert kaum
- bei 60 Grad waschbar
In diesen Onlineshops kannst du Produkte aus Lyocell, aber natürlich auch noch viele weitere nachhaltige Alternativen kaufen:
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Was ist der Unterschied zwischen Lyocell und Viskose?
Lyocell und Viskose haben einige Gemeinsamkeiten. Beide werden mit chemischen Verfahren aus Holz hergestellt. Von den Stoffeigenschaften ähneln sie sich also. Der Unterschied ist jedoch das Herstellungsverfahren, das bei Lyocell in nahezu allen Punkten deutlich umweltschonender gestaltet ist. So werden für die Herstellung sowohl deutlich weniger Chemikalien als auch weniger Wasser verwendet. Auch beim Anbau des Holzes für die Herstellung setzt Lenzing für die Produktion von TENCEL™ auf Zertifizierungen zum ökologischen und nachhaltigen Anbau, wie etwa das FSC- und das PEFC-Siegel, während das Holz für Viskose zwar aus zertifiziertem Anbau stammen kann, aber nicht zwangsläufig muss.
Wie nachhaltig ist Lyocell?
Im Vergleich zu Viskose ist Lyocell also deutlich nachhaltiger, aber wie sieht es mit anderen Stoffen aus? Im Vergleich zu Kunstfasern wie Polyester schneidet Lyocell wenig überraschend gut ab. Immerhin wird für diese schädliches Erdöl genutzt und bei jeder Wäsche gelangt Mikroplastik in unseren Wasserkreislauf. Außerdem ist Lyocell vollständig biologisch abbaubar. Aber auch im Vergleich zu Baumwolle hat das Material einen geringeren Wasserverbrauch. Zudem ist beim Anbau vom schnell wachsenden Eukalyptus kein Pestizid-Einsatz nötig und da die für die Herstellung benötigten Chemikalien wiederverwendet werden können, ist auch hier die Schadstoffbelastung für die Umwelt vergleichsweise gering. Dass Lyocell als besonders nachhaltig verkauft wird, ist also kein Greenwashing, der Stoff bietet tatsächlich eine nachhaltige Alternative. Natürlich ist kein Stoff zu 100 Prozent umweltfreundlich, wenn für die Herstellung neue Ressourcen aufgewendet werden müssen. Trotzdem ist Lyocell im Vergleich mit anderen Materialien eine gute Wahl. Leider ist der Stoff bisher im Vergleich zu Polyester oder herkömmlicher Baumwolle noch relativ selten. Der Markt nimmt jedoch zu.
Bildquelle: iStock/triocean
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