Freundschaften gehören mit zu den wichtigsten Beziehungen in unserem Leben. Doch während wir ihre Nähe genießen, schleicht sich manchmal auch diese oft total irrationale Angst ein, dass wir unsere Liebsten urplötzlich verlieren könnten. Und dass sie – egal, wie close wir auch sind – plötzlich nichts mehr mit uns zu tun haben wollen. Dieses Phänomen hat auch einen Namen: „Friendship Anxiety“, also die Angst, Freundschaften verlieren zu können. Und Schuld daran sind unsere eigenen Gedanken. Denn auf einmal interpretieren wir alles über, nehmen Dinge extra persönlich und verhalten uns irgendwie anders – und das, weil wir Schiss haben, dass unsere größte Angst Realität werden könnte.
Dass diese aber in den meisten Fällen total unbegründet ist, vergessen wir dabei komplett. Kommt dir das bekannt vor? Woran du erkennst, dass du unter starker Verlustangst in Freundschaften leidest – und die aber ziemlich sicher unbegründet ist – verraten wir dir jetzt!
Woher kommen diese Ängste?
Doch bevor wir zu den genauen Anzeichen kommen, die dafür sprechen, dass auch du dir vielleicht zu viele Sorgen in deinen Freundschaften machst, sollten wir vielleicht klären, woher diese (oft völlig grundlosen) Ängste kommen. So kann zum einen das Bindungshormon Oxytocin eine entscheidende Rolle dabei spielen. Denn während dies bei sicheren Bindungstypen Vertrauen fördert, kann es bei Menschen mit unsicherem Bindungsstil paradoxerweise die Angst vor Zurückweisung verstärken. Und klar, wenn dann auch noch frühere Erfahrungen mit Verlust oder Ablehnung ihre Spuren in unserem emotionalen Gedächtnis hinterlassen haben, werden die bei ähnlichen Situationen natürlich blitzschnell aktiviert – oft ohne, dass wir uns dessen bewusst sind.
Und dann ist da zum anderen ja auch noch Social Media, das uns gerne mal ein idealisiertes Bild von Beziehungen – Freundschaften mit eingeschlossen – vermittel. Wir sehen auf Insta und Co. durchgestylte Gruppen-Selfies und emotionale Freundschaftsbekundungen, die den Eindruck erwecken, anderen gelinge es mühelos, tiefe und konfliktfreie Verbindungen zu pflegen. Im Vergleich dazu erscheinen unsere eigenen, manchmal holprigen Beziehungen dann vielleicht defizitär, was die Verlustangst noch verstärkt. Das Ergebnis: Wir konstruieren regelrechte Worst-Case-Szenarien in unserem Kopf, die mit der Realität wenig zu tun haben.
Du auch? Diese Anzeichen sprechen dafür:
#1
Du interpretierst normale Kommunikationspausen als Ablehnung
Reagiert ein Freund oder eine Freundin nicht sofort auf deine Nachricht, gerätst du in Panik und fragst dich, ob du etwas falsch gemacht hast. Du checkst ständig, wann die Person zuletzt online war oder ob deine Nachricht gelesen wurde. Dabei können die Gründe für verzögerte Antworten vielfältig sein – Stress bei der Arbeit, familiäre Verpflichtungen oder einfach der Wunsch, nicht ständig erreichbar zu sein. In gesunden Freundschaften ist es völlig normal, dass nicht jede Nachricht sofort beantwortet wird, ohne dass dies die Beziehung infrage stellt.
#2
Du entschuldigst dich ständig – auch wenn du nichts falsch gemacht hast
„Sorry, dass ich dich störe“ oder „Entschuldige, dass ich so viel rede“ – solche Sätze rutschen dir ständig heraus, selbst in entspannten Gesprächen mit guten Freund*innen. Diese übermäßigen Entschuldigungen sind oft ein Zeichen dafür, dass du dich als Last empfindest und befürchtest, deine Freund*innen könnten dich ablehnen, wenn du zu viel Raum einnimmst. Dabei vergisst du, dass Freundschaft ein Geben und Nehmen ist und deine Freund*innen die Zeit mit dir genießen – sonst wären sie nicht in deinem Leben.
#3
Du analysierst jede Interaktion bis ins kleinste Detail
Nach jedem Treffen oder Gespräch gehst du die Situation in Gedanken immer wieder durch. Du grübelst über einzelne Aussagen, Gesichtsausdrücke oder den Tonfall nach und suchst nach versteckten Botschaften oder Anzeichen von Missfallen. Diese Überanalyse raubt dir nicht nur Energie, sondern führt auch dazu, dass du harmlose Situationen falsch interpretierst. Menschen, die sich ihrer Freundschaften sicher fühlen, nehmen Interaktionen in der Regel so an, wie sie sind, ohne jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.
#4
Du gehst Konflikten aus dem Weg – um jeden Preis
Obwohl ehrliche Aussprachen und das Klären von Missverständnissen zu gesunden Freundschaften gehören, vermeidest du jede Form von Konflikt. Selbst wenn dich etwas stört oder verletzt, schluckst du deinen Unmut hinunter – aus Angst, die Freundschaft könnte daran zerbrechen. Du befürchtest, dass schon die kleinste Meinungsverschiedenheit dazu führen könnte, dass deine Freund*innen sich von dir abwenden. Dabei vergisst du, dass konstruktive Auseinandersetzungen Beziehungen tatsächlich stärken können, indem sie Grenzen klären und gegenseitiges Verständnis fördern. Die stabilsten Freundschaften sind oft jene, die auch Konflikte überstanden und dadurch an Tiefe gewonnen haben.
#5
Du fühlst dich schnell ausgeschlossen, auch ohne Beweise
Wenn deine Freund*innen etwas ohne dich unternehmen und du erst später davon erfährst, überfällt dich sofort ein Gefühl der Zurückweisung. Du bist überzeugt, absichtlich nicht eingeladen worden zu sein, obwohl es dafür keine konkreten Anhaltspunkte gibt. Statt praktische Gründe in Betracht zu ziehen – vielleicht war es eine spontane Verabredung oder sie wussten, dass du an dem Tag bereits andere Pläne hattest – interpretierst du die Situation als Beweis dafür, dass du nicht wichtig genug bist. Diese vorschnellen Schlussfolgerungen ohne tatsächliche Beweise sind ein klassisches Zeichen für unbegründete Verlustangst.
#6
Du fühlst dich unsicher, wenn jemand in der Gruppe enger mit anderen wirkt
Du beobachtest mit wachsender Unruhe, wie zwei deiner Freund*innen sich angeregt unterhalten oder private Witze teilen. Sofort fühlst du dich wie das fünfte Rad am Wagen und glaubst, langsam ersetzt zu werden. Dabei vergisst du, dass in jeder Freundesgruppe unterschiedliche Dynamiken existieren und sich Unterhaltungen natürlich entwickeln. Freundschaften sind keine exklusiven Verträge – dass andere eine gute Verbindung haben, bedeutet nicht, dass deine Beziehung zu ihnen weniger wert ist. Diese Angst vor Ersetzbarkeit kommt meist aus dir selbst, nicht aus dem tatsächlichen Verhalten deiner Freund*innen.
#7
Du vergleichst deine Freundschaften ständig mit denen anderer
Social Media zeigt dir täglich scheinbar perfekte Freundschaften: gemeinsame Urlaube, emotionale Geburtstagsposts und ständige gegenseitige Unterstützung. Du fragst dich, warum deine eigenen Beziehungen nicht so aussehen, und zweifelst an ihrer Qualität. Dabei vergisst du, dass Online-Darstellungen oft nur die Höhepunkte zeigen und nicht den wahren Alltag von Freundschaften abbilden. Jede Freundschaft hat ihren eigenen Rhythmus und ihre eigenen Ausdrucksformen – manche sind laut und präsent, andere ruhig und beständig, ohne dass eine Form besser wäre als die andere.
Deine Ängste haben oft mehr mit dir als deinen Freund*innen zu tun!
Erkennst du dich in mehreren dieser Punkte wieder? Dann ist es Zeit, dir bewusst zu machen, dass deine Ängste wahrscheinlich mehr mit deiner inneren Gedankenwelt als mit der Realität deiner Freundschaften zu tun haben. Versuche, deine negativen Gedanken zu hinterfragen: Welche Beweise hast du tatsächlich dafür, dass deine Freundschaften in Gefahr sind? Meistens wirst du feststellen, dass es sich um Annahmen handelt, nicht um Fakten.
Statt dich in Sorgen zu verlieren, konzentriere dich auf das, was deine Freundschaften tatsächlich ausmacht: gemeinsame Erlebnisse, gegenseitige Unterstützung und die Freiheit, ihr selbst zu sein. Das bedeutet natürlich auch, dass du offen kommunizieren solltest, wenn du dich in bestimmten Situationen vielleicht etwas unsicher fühlst, statt Signale einfach irgendwie (meistens falsch) zu interpretieren. Und solltest du merken, dass deine Sorgen vielleicht doch begründet sind, dann ist es vielleicht an der Zeit, weiterzuziehen. Denn am Ende hast du Freundschaften verdient, mit denen du dich gut fühlst und wertgeschätzt wirst.
Schon mal Journaling probiert?
Um deine Gedanken und Ängste zu sortieren, kann es manchmal auch helfen, sie niederzuschreiben. Danach wirken Sorgen oft viel kleiner als gerade noch in deinem Kopf. Warum Journaling generell eine gute Sache für deine mentale Gesundheit ist, zeigen wir dir im Video.
Und falls du direkt loslegen willst, können wir dir dieses Tagebuch ans Herz legen: