Wir alle kennen sie: Menschen, die einfach cool rüberkommen. Aber was genau macht jemanden cool – und warum finden wir das unglaublich anziehend und erstrebenswert? Die Antwort ist komplexer, als du vielleicht denkst.
Cool sein – fast jede*r möchte es (insgeheim) sein, aber was bedeutet das eigentlich? Während die einen bei Coolness an lässige Gleichgültigkeit denken, verbinden andere damit Selbstbewusstsein und Authentizität. Der Begriff „cool“ selbst hat übrigens eine interessante Geschichte: Ursprünglich stammt er aus der Jazz-Musik der 1940er Jahre und beschrieb eine entspannte, kontrollierende Art des Musizierens. Heute ist Coolness zu einem komplexen sozialen Phänomen geworden, das weit über Musik hinausgeht.
Tatsächlich ist Coolness ein faszinierendes psychologisches Konzept, das tief in unserer menschlichen Natur verwurzelt ist. Forscher*innen haben herausgefunden, dass unser Verständnis von Coolness stark von kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren geprägt wird. Was in den 1950er Jahren als cool galt – etwa James Dean mit seiner rebellischen Art – unterscheidet sich deutlich von dem, was wir heute als cool empfinden. Dennoch gibt es bestimmte Grundmuster, die über Generationen hinweg Bestand haben.
Das ist cool! Sagt die Wissenschaft
Eine aktuelle Studie wollte es ganz genau wissen. Zwischen 2018 und 2022 befragten die Forschenden insgesamt rund 6000 Personen in verschiedenen Kontinenten und Ländern zu ihrer Wahrnehmung. Die Teilnehmenden wurden etwa gebeten, an eine Person zu denken, die sie für cool oder nicht cool hielten und für gut oder nicht gut in einem moralischen Sinne. Mit dieser Unterscheidung wollten die Forschenden die Eigenschaft „cool“ von einer allgemeinen positiven Zuschreibung abgrenzen. Anschließend sollten die Probanden die Persönlichkeit und die Werte der Person bewerten.
Gute Menschen wurden dabei etwa als anpassungsfähiger, traditioneller, gewissenhafter und ruhiger wahrgenommen. „Um als cool zu gelten, muss jemand in der Regel irgendwie sympathisch oder bewundernswert sein, was ihn mit guten Menschen vergleichbar macht“, so Mitautor Caleb Warren von der Universität Arizona. „Coole Menschen haben jedoch oft auch andere Eigenschaften, die nicht unbedingt als ‚gut‘ im moralischen Sinne gelten, wie etwa hedonistisch und mächtig zu sein.“ Also, ist es doch nicht immer so erstrebenswert, cool zu sein? Dazu später mehr.
Emotionale Kontrolle und innere Ruhe
Erstmal wollen wir wissen, wer oder welche Eigenschaft denn jetzt cool ist. Also zum einen wäre da dieses Phänomen: Coole Menschen wirken oft so, als würde sie nichts aus der Ruhe bringen. Sie reagieren gelassen auf Stress, bleiben in hektischen Situationen entspannt und lassen sich nicht so schnell provozieren. Diese emotionale Stabilität signalisiert anderen Menschen: „Diese Person hat sich im Griff und weiß, was sie tut.“
Aus evolutionärer Sicht ist das extrem attraktiv, denn wer seine Emotionen kontrolliert, wirkt berechenbar und vertrauenswürdig. In der Steinzeit war es überlebenswichtig, sich auf Menschen verlassen zu können, die auch in Gefahrensituationen einen kühlen Kopf bewahren. Diese uralten Instinkte wirken noch heute in uns.
Warum wir Coolness so attraktiv finden
Neben dem Sicherheitsgefühl, dass coole Menschen ausstrahlen, fasziniert aber auch gleichzeitig das Geheimnis: Coole Menschen geben nicht alles von sich preis, was sie interessant macht. Sie umgibt ein gewisses Mysterium, die unser Interesse weckt. Wir wollen mehr über sie erfahren, aber sie machen es uns nicht zu leicht. Coolness vermittelt deshalb auch ein Gefühl von Exklusivität. Wenn jemand nicht um unsere Aufmerksamkeit buhlt, wird diese Person automatisch wertvoller für uns. Das ist ein psychologisches Prinzip, das in vielen Bereichen des Lebens wirkt.
Interessant ist auch, dass Coolness oft mit Erfolg assoziiert wird. Wir nehmen an, dass Menschen, die cool und gelassen wirken, auch in anderen Lebensbereichen erfolgreich sind. Das macht sie zu attraktiven Partner*innen, Freund*innen und Kolleg*innen.
Warum Coolness nicht mit Trends zu tun hat
Was auffällt: Coole Menschen haben oft ihren eigenen Stil und ihre eigenen Interessen. Sie laufen nicht jedem Trend hinterher, sondern machen ihr eigenes Ding. Genau das macht sie interessant und unvorhersagbar. Sie haben den Mut, auch mal gegen den Strom zu schwimmen und zu ihren Überzeugungen zu stehen. Dabei geht es nicht darum, um jeden Preis anders zu sein, sondern darum, authentisch den eigenen Vorlieben zu folgen. Diese Eigenständigkeit erstreckt sich oft auch auf ihre Meinungen und Werte. Coole Menschen lassen sich nicht so leicht beeinflussen und haben meist durchdachte Standpunkte zu verschiedenen Themen.
Aus psychologischer Sicht schätzen wir Menschen, die sich trauen, anders zu sein – sie zeigen uns, dass es okay ist, authentisch zu sein. Diese Unabhängigkeit vom Urteil anderer ist ein Zeichen für mentale Stärke und Selbstakzeptanz. Sie beweisen uns, dass man nicht der Masse folgen muss, um akzeptiert zu werden.
Warum es nicht immer cool ist, cool zu sein
Manchmal ist das Streben nach Coolness ein Schutzmechanismus. Menschen, die unbedingt cool wirken wollen, haben oft Angst vor Ablehnung oder davor, verletzlich zu erscheinen. Sie verstecken ihre wahren Gefühle hinter einer coolen Fassade und verpassen dadurch echte Verbindungen zu anderen Menschen.
Diese „performative Coolness“ kann zu einem echten Problem werden – du hast vielleicht selbst eine solche Person in deinem Umfeld. Wenn Menschen so sehr darauf fixiert sind, cool zu erscheinen, dass sie ihre Authentizität verlieren, wird die Coolness zur Maske. Sie isolieren sich emotional von anderen, weil sie Angst haben, dass ihre wahren Gefühle nicht cool genug sind.
Besonders uncool wird es, wenn Coolness mit emotionaler Kälte verwechselt wird. Manche Menschen denken, sie müssen sich nicht um andere kümmern oder Empathie zeigen, um cool zu wirken. Das ist aber genau das Gegenteil von echter Coolness. Wenn Coolness zur Maske wird, hindert sie uns daran, tiefe Beziehungen aufzubauen. Denn Nähe entsteht erst, wenn wir auch unsere verwundbaren Seiten zeigen. Menschen, die immer nur ihre coole Seite präsentieren, wirken auf Dauer oberflächlich und unnahbar.
Und der wahre Schlüssel zur Coolness?
Der Schlüssel der Coolness liegt, wie bei so vielem im Leben, darin, eine gesunde Balance zu finden. Coole Menschen sind nicht emotionslos. Sie haben nur gelernt, ihre Gefühle angemessen zu regulieren. Sie sind authentisch, ohne zu viel preiszugeben, und selbstbewusst, ohne arrogant zu sein.
Wahre Coolness bedeutet letztendlich, sich so wohl in der eigenen Haut zu fühlen, dass man nicht ständig darüber nachdenken muss, wie man auf andere wirkt. Es ist die Kunst, entspannt und authentisch durchs Leben zu gehen – und das ist vielleicht das Coolste überhaupt.