Eigentlich sollten wir uns doch freuen: Endlich ist Sommer, das Wochenende lädt zum Entspannen ein, und überall herrscht gute Stimmung. Doch paradoxerweise fühlen sich viele Menschen gerade an Juli-Wochenenden besonders emotional – mal euphorisch, mal niedergeschlagen, oft beides gleichzeitig. Dahinter stecken verschiedene psychologische und biologische Mechanismen, die unsere Gefühlswelt durcheinanderbringen können.
Die Kombination aus Sommerhitze, veränderten Tagesrhythmen, gesellschaftlichem Druck und eigenen Erwartungen schafft ein perfektes Umfeld für emotionale Höhen und Tiefen. Während manche Menschen diese Intensität als bereichernd empfinden, kann sie für andere zur Belastung werden. Die gute Nachricht: Wenn du verstehst, warum deine Emotionen gerade jetzt so stark sind, kannst du lernen, besser mit ihnen umzugehen.
#1
Die Hitze bringt dein Nervensystem durcheinander
Hohe Temperaturen beeinflussen nicht nur unseren Körper, sondern auch unsere Psyche. Bei Hitze arbeitet unser Nervensystem auf Hochtouren – der Körper versucht, die Temperatur zu regulieren, was Stress für den Organismus bedeutet. Gleichzeitig produzieren wir bei starker Sonneneinstrahlung mehr Serotonin, das „Glückshormon“. Diese Kombination kann zu intensiven Stimmungsschwankungen führen: Von euphorischen Hochgefühlen bis hin zu plötzlicher Gereiztheit ist alles möglich. Dein Körper ist schlichtweg damit beschäftigt, mit den extremen Bedingungen klarzukommen, da bleiben emotionale Extreme leider nicht aus.
#2
Sozialer Druck und Erwartungen verstärken deine Gefühle
Der Juli ist Hochsaison für soziale Aktivitäten: Grillpartys, Festivals, Urlaube. Gefühlt wird einfach überall gefeiert und das Leben zelebriert. Dieser gesellschaftliche Druck, die „beste Zeit des Jahres“ zu genießen, kann paradoxerweise zu emotionalem Stress führen. Wenn du nicht automatisch in Feierlaune bist, kein Geld für einen Urlaub hast oder dich einsam fühlst, während alle anderen scheinbar Spaß haben, verstärkt das negative Emotionen. Gleichzeitig können positive Erlebnisse durch die hohen Erwartungen besonders intensiv wirken. Es ist ein Teufelskreis: Je mehr du erwartest, desto stärker fallen deine emotionalen Reaktionen aus.
#3
Veränderte Schlafmuster beeinflussen deine Stimmung
Längere Tage und warme Nächte bringen unseren Biorhythmus durcheinander. Viele Menschen schlafen im Sommer schlechter oder weniger, besonders an Wochenenden, wenn der Alltag wegfällt. Schlafmangel macht uns emotional instabiler. Wir reagieren schneller gereizt, sind sensibler und haben weniger Kontrolle über unsere Gefühle. Hinzu kommt, dass das veränderte Tageslicht unsere Hormonproduktion beeinflusst. Melatonin wird später ausgeschüttet, was zu einem Gefühl der Aufgedrehtheit führen kann, gefolgt von einem emotionalen „Crash“.
Im Video: So heilsam ist Journaling
Wie und warum sich Journaling so positiv auf deine psychische Gesundheit auswirkt, erklären wir dir im Video.
Und wenn du direkt loslegen willst, können wir dir dieses 6-Minuten-Tagebuch sehr ans Herz legen:
#4
Erinnerungen und Nostalgie werden aktiviert
Der Juli weckt oft starke Erinnerungen: Schulferien, erste Liebe, unvergessliche Sommer aus der Vergangenheit. Diese Nostalgie kann intensive Emotionen auslösen – sowohl positive als auch negative. Vielleicht denkst du an Menschen, die nicht mehr in deinem Leben sind, oder an Zeiten, in denen du dich freier gefühlt hast. Gerade am Wochenende, wenn du mehr Zeit zum Nachdenken hast, können diese Erinnerungen überwältigend werden. Gleichzeitig verstärkt die Sommerstimmung sowohl Glücksgefühle als auch Melancholie. Beides wird intensiver wahrgenommen.
#5
Dein Körper kämpft mit dem Kontrast zwischen Aktivität und Ruhe
Während der Woche hetzen wir oft von Termin zu Termin, am Wochenende sollen wir dann plötzlich entspannen. Dieser abrupte Wechsel kann emotional destabilisierend wirken. Dein Körper und Geist brauchen Zeit, um vom Stress-Modus in den Entspannungs-Modus zu wechseln. In dieser Übergangsphase können sich angestaute Emotionen entladen. Darum fühlst du dich vielleicht am Samstagmorgen plötzlich überwältigt oder am Sonntagabend melancholisch, obwohl das Wochenende eigentlich schön war.
Denk dran:
Nimm deine intensiven Emotionen im Juli nicht als Schwäche wahr, sondern als natürliche Reaktion auf die besonderen Umstände dieser Zeit. Achte bewusst auf deinen Schlaf, bleib hydriert und gönn dir regelmäßige Pausen im Schatten. Lass dich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen unter Druck setzen – es ist völlig in Ordnung, wenn du nicht permanent in Sommerlaune bist. Wenn starke Erinnerungen hochkommen, nimm sie bewusst wahr, aber lass dich nicht von ihnen überwältigen. Manchmal hilft es, diese Gefühle aufzuschreiben oder mit vertrauten Menschen zu teilen. Denk daran: Diese emotionale Intensität ist vorübergehend und kann dir auch helfen, das Leben bewusster zu erleben.