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Interview

Hanna Bohnekamp: „Ich muss meine Pickel nicht lieben!“

Hanna Bohnekamp

Mit 26 Jahren hat sich die ehemalige „Germany's next Topmodel“-Kandidatin Hanna Bohnekamp 2018 dazu entschieden, die Pille abzusetzen. Die Folge: starke Akne im Gesicht, Dekolleté und dem Rücken. Wir haben Hanna zum Interview getroffen und mit ihr über die Themen Selbstbewusstsein und Skin Positivity auf Instagram gesprochen. 

Hanna steht zu ihren Makeln – das wird uns direkt bewusst, als wir sie im Rahmen der Glow Beauty Convention zum Gespräch treffen. Statt ihre Unreinheiten unter einer üppigen Schicht Make-up zu verstecken, lässt sie ihre Haut atmen, trägt lediglich ein wenig Concealer unter den Augen und Wimperntusche und sieht super aus! Für ihre Follower gilt sie genau deshalb als Vorbild – in der Beauty-Branche bekommt sie wegen ihrer Problemhaut jedoch kaum noch Jobs. Uns hat sie verraten, wie sie trotzdem selbstbewusst bleibt.

Imperfection ist auf Instagram noch nicht wirklich angekommen. Man sieht überall diese perfekten Frauen und erwischt sich selbst dabei, wie man sich hier und da vergleicht. Geht es dir genauso?

Hanna Bohnekamp: Ich hatte das vorher auch. Aber ich muss tatsächlich sagen, ich habe das nicht mehr. Wahrscheinlich auch, weil ich mich mit dem Thema so viel befasse. Wenn ich das nicht tun würde und ich dann diese perfekte Haut von anderen Leuten sehen würde, dann würde ich viel krasser darüber nachdenken: „Warum ausgerechnet bitte mein Gesicht?! Warum muss ich immer nach Streuselkuchen aussehen und alle anderen nicht?!“ Aber, weil ich ja diese Inhalte teile, merkt man, dass es völlig in Ordnung ist, halt nicht 100 Prozent zu geben oder 100 Prozent zu sein. Dann verliert sich das. Aber man muss sich unbedingt damit befassen, weil sonst passiert das tatsächlich, dass man ein schlechtes Gefühl hat. Man muss sich einfach im Klaren sein, dass das ganz normal ist.

Hanna Bohnekamp
Hanna Bohnekamp (r.) und desired-Redakteurin Alannah auf der Glow.

Du stehst zu deinen Makeln und gibst anderen damit ein gutes Gefühl. Was wünschst du dir von anderen Menschen auf Instagram mit viel Reichweite?

Hanna Bohnekamp: Ich bin sehr positiv überrascht, dass schon so viele mitmachen bei dieser ganzen Sache. Gerade durch die Storys haben wir einen sehr persönlichen Einblick bei den Leuten zu Hause. Es gibt natürlich noch Leute, die sich immer komplett schminken für die Story. Vielen ist das auch einfach superwichtig und das ist auch deren Basis. Aber es gibt auch viele Leute, die sich einfach so filmen – bei denen das Make-up schief sitzt, die morgens aufstehen und noch ungeschminkt sind, die auch Pickel zeigen. Da würde ich mir natürlich wünschen, dass das noch in den Feed reinkommt. Weil dort existiert es wirklich fast gar nicht. Es sei denn, es sind Haut-Positivity-Seiten, wo es sich dann sammelt. Aber es wäre schöner, wenn es alltäglich in den Feeds von anderen Menschen stattfinden würde. Das würde ich mir wünschen.

Ständig wird einem gesagt: „Du musst dich selbst lieben.“ Wie stehst du zu den Begriffen Selbstliebe und Body Positivity?

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Hanna Bohnekamp: Ja, das sind so leere Worte. Ich hatte damit auch ganz große Schwierigkeiten. Also, dieses Selflove an sich – bleiben wir mal alle etwas auf dem Teppich. Ich muss jetzt nicht anfangen, meine Pickel zu lieben, damit mein Leben gut ist. Ich muss einfach nur wissen, dass mein Glück wichtiger ist. Dass dieses, immer aufs Äußere reduziert zu werden, das Problem ist. Weil man das ja selber auch macht. Man will immer diese perfekte Haut haben, man will den neuen Lidschatten haben, weil, der sieht ja wunderschön aus. Aber das ist ein ewiger Sumpf, aus dem man nicht mehr rauskommt. Man versinkt immer tiefer, je mehr man strampelt.

Was für Tipps hast du an Frauen, sich wohler in ihrer Haut zu fühlen?

Hanna Bohnekamp: Es ist wirklich eine Entscheidung. Und genau das ist auch das Schwere daran. Man muss sich selber dazu bewegen, loszulassen – von diesem, was man sich selber immer einredet oder von anderen vorgelebt bekommt. Dass irgendetwas superperfekt ist und dass etwas eben so und so auszusehen hat. Man sollte sich lieber fragen: „Was ist mir wichtiger“? Und genau danach leben. Sage dir: „Ich möchte glücklich sein und für mein Glücklichsein brauche ich nichts, wo jemand anders irgendwas zu zu sagen hat. Es ist meine Entscheidung und ich möchte so leben. Und wenn jemand anderes ein Problem damit hat, dann ist das sein Problem und nicht mein eigenes.“ Und wenn jemand zu dir doof ist oder einen Kommentar abgibt, dann solltest du wissen: Er hat ein Problem, aber es betrifft einen selber nicht – weil er das Problem hat. Weil man sich einfach dazu entschieden hat. Man kann das auch jeden Morgen bewusst sagen, wenn man diese Hilfe braucht – das habe ich am Anfang auch so gemacht. Ich habe mir gesagt, dass ich mich bewusst dazu entschieden habe. Ich habe die Pille abgesetzt. Ich habe mich dazu entschieden, um gesünder zu sein, damit es meinem Körper besser geht und er leidet gerade, aber das wird irgendwann wieder vorbeigehen. Und jetzt stört es mich nicht. Ich kann an meiner Situation nichts ändern und deswegen, jeder, der mir einen blöden Blick schenkt, der kann mir egal sein, weil ich habe die richtige Entscheidung  für mich selber getroffen.

Während es im Netz also eine positive Tendenz gibt und auch du selbst gelernt hast, mit deiner Situation umzugehen, hinkt die Beauty-Branche an sich noch stark hinterher, oder?

Hanna Bohnekamp: Also modeln ist mit so einer Haut schwierig. Klar ist Photoshop da und Photoshop ist genau dafür da, um sowas zu kaschieren, aber wenn es so krass ist und das ganze Gesicht befällt, dann ist der Kunde einfach nicht happy, wenn ein Model kommt und seine Haut in einem solchen Katastrophenzustand ist. Und deswegen bekomme ich auch einfach weniger Jobs und teilweise, wenn man das ankündigt, heißt es: „Ja, ja, kriegen wir hin.“ Dann kommst du da an und es heißt: „Ach, oh, so krass?!“ Ja – ich sagte es doch. Da braucht man eben auch wieder diese dicke Haut, zu sagen: „Dein Problem.“ Es ist schwierig als Model, denn, dein Körper ist deine Basis, das ist deine Visitenkarte und der Kunde merkt sich das. Der denkt sich: „Ja, das ist die mit der schlechten Haut, die nehmen wir nicht noch mal.“ Das ist halt leider so. Die Marken sind noch nicht so weit. Weil sowas immer wieder rausretuschiert wird. Auch ganz große Models haben Pickel, natürlich, das ist etwas Menschliches. Aber, dass sie immer wieder rausretuschiert werden, ist so schade. Weil es wäre doch gar kein Problem, wenn irgendwo ein kleiner Punkt zu sehen wäre auf einer riesigen Kampagne, das wäre doch toll, wenn ich das sehe. Ich feier' es!

EmpowHER: Unsere Themenreihe zu inspirierenden Frauen

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Vielen Dank für dieses inspirierende Interview, Hanna!

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Bildquelle: Hannah Bohnekamp; Instagram/hanna_bohnekamp

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