Ich gehe super gerne shoppen, auch wenn es manchmal stressig ist. Ich liebe das Entdecken von neuen Trendteilen und die positive Reizüberflutung, sobald ich einen Laden betrete. Was ich jedoch am Shoppen hasse: Wenn ich mich in der Umkleidekabine im Spiegel sehe und sofort denke „Ach du scheiße.“
Wenn Shoppen ein falsches Selbstbild vermittelt
Vielleicht kennst du das Gefühl. Wenn du voller Erwartung endlich eine freie Kabine erreichst, dich ausziehst und dir im Spiegel plötzlich die vermeintliche Realität begegnet. Und du dich fragst, ob du schon immer wie Shrek ausgesehen hast oder ob dein Spiegel zu Hause einfach nur verfälschend gnädig zu dir ist. Du willst dich am liebsten sofort wieder anziehen und gehen, denn auf das Anprobieren der mitgebrachten Teile hast du jetzt gar keine Lust mehr.
Wenn du dich dann doch traust, sieht das angesagte Kleidungsstück an dir so aus, als hätte deine beleibte 70-jährige Nachbarin versucht, ein Crop-Top anzuziehen. Frustriert verlässt du den Laden, ohne etwas zu kaufen. Und den Rest des Tages hast du Gedanken im Kopf wie „Ich muss ab morgen echt Diät machen“, „Ich muss dringend mal wieder in die Sonne“ oder „Ich muss Sport machen, aber ich hasse doch Sport :( “.
11 Umkleidekabinen im Test
Doch ich kann dich beruhigen: So wie in den meisten Umkleidekabinen der großen Modeketten siehst du nicht wirklich aus. Denn ich habe den Test gemacht und mich an einem Tag 11 verschiedenen Umkleidekabinen und ihrer gnadenlosen Beleuchtung gestellt – mit interessanten Ergebnissen.

Ich würde meine Figur übrigens als normal bezeichnen. Sport mache ich zugegebenermaßen keinen. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass mir die eine oder andere Umkleidenbeleuchtung unschöne Wahrheiten präsentiert, das war mir vor dem Test bewusst. In möglichst unspektakulären Klamotten bin ich dann also durch Berlin Mitte und verschiedene Stores gezogen. Los geht's!
1. & Other Stories – ich möchte weg

2. Topshop – Naaajaa.

Topshop ist eine angesagte britische Kette, die vor allem Trendteile für eine jüngere Zielgruppe anbietet. Die Umkleidekabinen aus Holz sind recht groß, die Tür lässt sich abschließen. Außerdem gibt es einen Seitenspiegel. Das Licht, das durch Spots in der Decke erzeugt wird, ist so naja.
3. H&M – Gar nicht mal so schlecht.

Ich liebe H&M, auch wenn ich dort lieber online shoppe, als in den Store zu gehen. Dennoch enttäuscht mich das Aufsuchen der Umkleidekabine nicht: Das Licht kommt von vorne, rechts und links neben dem Spiegel. Außerdem gibt es einen zweiten, verstellbaren Spiegel, um die ausprobierten Looks von hinten zu sehen.
4. Primark – WTF?!

Da ist er: Der absolute Kabinen-Albtraum. Der Blick in den Spiegel raubt mir jegliches Selbstbewusstsein. Mein Oberkörper sieht unförmig aus und mein Gesicht hängt nur an mir runter. Außerdem sehen meine Haare furchtbar krisselig aus. Und was soll dieses grauenhafte Licht? Schlimm genug, dass es von oben kommt, aber die grünen Vorhänge verwandeln mich nun wirklich in einen Oger. Wollte Primark damit an sein Gründungsland Irland erinnern oder hasst der Textil-Discounter seine Kunden einfach nur? Da kann man fast verstehen, warum sich manche Leute lieber auf den Gängen umziehen. Hier heißt es: Du darfst maximal 8 Teile mitnehmen, aber bitte beeil dich dabei, damit du deinen eigenen Anblick nicht länger ertragen musst.
5. Zara – Ganz gut.

Zara ist der größte Konkurrent von H&M. Wenn man die Umkleidekabinen beider Modeketten miteinander vergleicht, sind beide auch ungefähr auf einem Level. Die eher kleine Größe und die grauen Vorhänge scheinen fast identisch, und auch hier bilden zwei Leuchtröhren neben dem Spiegel die Lichtquelle. Hier hätte ich kein Problem damit, eine Menge Sachen anzuprobieren.
6. Weekday – fade into Darkness

Weekday gehört ebenfalls zur großen H&M-Familie. Hier findet man ein wenig extravagante Casual-Teile, deren Preisniveau recht hoch ist. Recht niedrig ist hingegen die Beleuchtung in den Kabinen. Ein einzelner Spot von oben offenbart hängende Gesichtsfalten und lässt den Unterkörper im Dunklen. Ganz schlimm finde ich auch die niedrigen Holztüren. Während der fünf Minuten in der Umkleide haben erst mal drei Leute ihren Kopf in meinen eigentlich privaten Bereich gesteckt, um zu schauen, ob die Kabine frei ist.
7. Galeria Kaufhof – Danke!

Galeria Kaufhof ist eine Warenhauskette, bei der man aufgrund der vielen bekannten Marken meist etwas tiefer in die Tasche greift. Die Umkleidekabine in der Abteilung für Damenmode ist unspektakulär weiß gehalten, bietet einen verstellbaren Rückspiegel und vor allem eins: das perfekte Licht. Es kommt von zwei langen, matten Leuchten, die rechts und links vom Spiegel angebracht sind. Hier fühle ich mich figurtechnisch wohl, mein Teint ist angenehm und auch meine Haare empfinde ich hier als total schön. Mein Gesichtsausdruck verrät es: Ich bin zufrieden.
8. ESPRIT – Äähm ... nein.

Bei ESPRIT sind Basic-Shirts mal eben doppelt so teuer wie bei H&M, die Marke will Qualität bieten. Bei der Konzeption der Umkleidekabinen wurde aber anscheinend nicht so viel Wert auf Kundenzufriedenheit gelegt. Zwar verleihen die unterschiedlich farbigen Vorhänge dem Umkleidebereich etwas Modernes, aber das Licht, das natürlich von oben, statt von vorne kommt, verzeiht nichts.
9. Hunkemöller – gemütlich

Hunkemöller ist kein Modeunternehmen im klassischen Sinne: Hier geht es um Dessous und Lingerie. Dennoch musste ich hier unbedingt hin, um das besondere Lichtkonzept zu testen. In den großen, pink gehaltenen Umkleidekabinen kann man zwischen vier verschiedenen Lichtfarben wählen: Casual, Sport, Swim und Seductive. Also je nachdem, ob ich etwas bei „Alltagslicht“, am Strand oder daheim bei Kerzenschein tragen möchte. Clever gelöst, denn gerade wenn es um Unterwäsche geht, sollten Geschäfte alles dafür tun, damit sich die Kundinnen halbnackt wohlfühlen. Hier ist das Umziehen auf jeden Fall ein positives Shopping-Erlebnis, auch wenn ich etwas rotstichig bin.
10. Levi’s – Hölzern und naja.

Die Umkleidekabinen des Denim-Urgesteins sollen durch viel Holz ursprünglich und rustikal wirken. Das Licht kommt von oben, aber es lässt mich nicht so schlimm aussehen wie in manch anderen Läden. Außerdem sind die Kabinen geräumig und lassen sich abschließen, was ich echt super finde.
11. Vero Moda – Help!

Bei Vero Moda scheinen längere Aufenthalte in der Umkleidekabine auch nicht so erwünscht zu sein. Die Kabine ist eng, das Licht richtet sich frontal von oben auf mich und verzeiht nichts. Ich kann jedes Babyhaar auf meinem Kopf zählen, meine Haut sieht blass aus und ich habe auf einmal dunkle Augenringe. Nur durch einen Mini-Vorhang vom Rest der Leute abgeschottet zu sein verschafft mir auch nicht gerade ein angenehmes Gefühl. Und was ist überhaupt mit meinen Brüsten los? So sehen die sonst nicht aus.
Mein Ranking: Alle 11 Umkleide-Fotos nochmal in der Übersicht
Von ganz schlimm bis yeah!
Was ich bei meiner Umkleiden-Tour gelernt habe
- Ich sehe gar nicht so schlimm aus, wie ich mich manchmal beim Shoppen fühle.
Ab jetzt kann ich getrost noch mal ein paar Kilos und Jahre abziehen, wenn ich mich in Läden wie Vero Moda sehe. - Beleuchtung, die nur von der Decke kommt, ist der Teufel.
Bitte, schafft sie ab. Niemand möchte seine körperlichen Makel durch ungünstige Schatten extrahiert präsentiert bekommen. - Gutes Licht muss von vorne kommen.
Das sollte einfach in jeder verdammten Umkleidekabine so sein. Das zeigen allein alle beleuchteten Schminkspiegel, die es auf dem Markt gibt. - Teure Modeketten haben nicht automatisch die besten Kabinen.
Zwar hat Galeria Kaufhof in Sachen Beleuchtung alles richtig gemacht, dennoch zeigen andere teure Labels wie Weekday oder & Other Stories, dass man mit dem Konzept für Umkleidebeleuchtung total daneben liegen kann.

Fragen, die ich mir immer noch stelle
- Wieso gibt es noch so viele Läden mit mieser Kabinenbeleuchtung?
So schwer kann es doch nicht sein, ein paar Lichtröhren neben dem Spiegel anzubringen. Und so teuer auch nicht. - Wollen die Modekonzerne einfach nicht, dass sich ihre Kunden wohlfühlen?
Ist eine miese Beleuchtung nicht total kontraproduktiv für den Umsatz? - Was sollen diese Mini-Türen oder Vorhänge?
Was habe ich davon, dass ich mich beim Klamottenanprobieren die ganze Zeit beobachtet fühle? - In welcher Situation im Alltag stehe ich jemals unter einem oder wenigen Spots?
Wann werde ich einfach mal gnadenlos von oben beleuchtet? Tageslicht, Bürolicht und auch das Licht zu Hause haben damit nichts zu tun. Wie soll ich mir so meinen Look vorstellen können? - Gibt es eine Ausbildung zum Store-Concepter und wenn ja, was lernt man da eigentlich?
Das würde mich mal interessieren.
Bildquelle: desired/Katja Gajek; iStock/SilvaPinto1985
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