Viele Menschen kennen diese Situation: Du befindest dich in einer Runde von Kolleg*innen, Bekannten oder sogar Freund*innen, aber anstatt dich wohl und zugehörig zu fühlen, überkommt dich ein nagendes Gefühl der Fremdheit. Du fragst dich, was die anderen wohl von dir denken, ob du die richtigen Worte findest oder ob du überhaupt etwas Wertvolles zur Unterhaltung beitragen kannst. Diese Selbstzweifel sind völlig normal und haben oft nachvollziehbare Gründe:
#1
Du neigst zur Selbstkritik und zum Vergleichen
Menschen, die sich in Gruppen unwohl fühlen, beobachten oft sehr genau, wie andere sich verhalten, und vergleichen sich ständig mit ihnen. Du denkst dir vielleicht: „Die ist so witzig, ich bin so langweilig“ oder „Der wirkt so selbstsicher, ich fühle mich total unbeholfen“. Diese ständigen Vergleiche lenken deine Aufmerksamkeit weg vom natürlichen Miteinander und hin zu deinen vermeintlichen Schwächen. Dabei übersehen wir oft, dass andere genauso unsicher sein können wie wir selbst.
#2
Du hast schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit
Negative Erlebnisse in früheren Gruppensituationen können sich tief in unser Gedächtnis einprägen. Vielleicht wurdest du in der Schule ausgeschlossen, hast dich in einem Team unwillkommen gefühlt oder negative Kommentare über dich gehört. Solche Erfahrungen können dazu führen, dass dein Gehirn Gruppensituationen automatisch als potenzielle Bedrohung einstuft, auch wenn die aktuelle Gruppe völlig harmlos ist. Dein Unterbewusstsein versucht dich zu schützen, indem es dich in eine defensive Haltung versetzt.
#3
Du bist introvertiert
Introvertierte Menschen tanken ihre Energie in der Stille auf und brauchen Zeit, um ihre Gedanken zu sammeln, bevor sie sprechen. In Gruppensituationen, wo oft schnell und spontan kommuniziert wird, können sie sich überfordert fühlen. Während extrovertierte Personen durch das Sprechen denken, denkst du möglicherweise erst gründlich nach, bevor du etwas sagst. Das kann dazu führen, dass du das Gefühl hast, immer einen Schritt hinterher zu sein oder nicht schnell genug zu reagieren.
#4
Du hast Angst vor Ablehnung oder Bewertung
Die Furcht, von anderen negativ beurteilt oder abgelehnt zu werden, kann in Gruppensituationen besonders stark werden. Du fragst dich ständig: „Was denken die anderen über mich?“, oder „Habe ich gerade etwas Falsches gesagt?“. Diese Gedanken führen dazu, dass du dich selbst zensierst und nicht authentisch sein kannst. Paradoxerweise macht genau diese Zurückhaltung es schwerer, echte Verbindungen zu knüpfen, was das Gefühl des Fremdseins verstärkt.
#5
Du hast andere Interessen oder Werte
Manchmal liegt das Gefühl des Nicht-Dazugehörens daran, dass du tatsächlich andere Prioritäten, Interessen oder Werte hast als die Menschen um dich herum. Wenn sich eine Gruppe hauptsächlich über Themen unterhält, die dich nicht interessieren, oder Ansichten vertritt, die nicht zu deinen passen, ist es völlig natürlich, dass du dich fehl am Platz fühlst. Das bedeutet nicht, dass mit dir etwas nicht stimmt – es zeigt nur, dass du möglicherweise noch nicht deine „richtige“ Gruppe gefunden hast.
Unser Ratschlag
Das Gefühl, in Gruppen fehl am Platz zu sein, ist ein Zeichen deiner Sensibilität und Selbstreflexion – nicht deiner Unzulänglichkeit. Erkenne zunächst an, dass diese Gefühle normal sind und viele Menschen sie kennen. Statt dich zu verurteilen, übe Selbstmitgefühl und erinnere dich daran, dass du genauso wertvoll bist wie alle anderen in der Gruppe.
Arbeite daran, deine innere Kritikerstimme zu beruhigen und konzentriere dich darauf, authentisch zu sein, anstatt zu versuchen, anderen zu gefallen. Suche dir Gruppen, die zu deinen Interessen und Werten passen – dort wirst du dich natürlicher zugehörig fühlen. Falls die negativen Gefühle sehr stark sind oder dein Leben beeinträchtigen, zögere nicht, professionelle Unterstützung zu suchen. Ein Therapeut oder eine Therapeutin kann dir helfen, die Wurzeln deiner sozialen Ängste zu verstehen und neue Strategien für selbstbewusstes Auftreten zu entwickeln.