Toxische Männlichkeit ist mittlerweile ein etablierter Begriff, doch es gibt auch toxische Weiblichkeit. Dieses Phänomen beschreibt schädliche Verhaltensweisen und Einstellungen, die aus gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen entstehen und sowohl uns selbst als auch andere verletzen können. Die Autorin Sophia Fritz hat sogar ein ganzes Buch über toxische Weiblichkeit geschrieben – du findest es zum Beispiel bei Amazon:
Doch welche Verhaltensweisen deuten darauf hin, dass du selbst von toxischer Weiblichkeit betroffen bist? Das haben wir hier für dich zusammengefasst:
#1
Du unterdrückst deine Gefühle und Meinungen
Wenn du regelmäßig „Alles ist in Ordnung“ sagst, obwohl es das nicht ist, oder deine ehrliche Meinung für dich behältst, um Konflikte zu vermeiden, könnte das ein Zeichen toxischer Weiblichkeit sein. Viele Frauen lernen früh, dass direkte Kommunikation „unweiblich“ oder „aggressiv“ ist. Stattdessen halten wir uns zurück und schlucken den Ärger runter (oder entwickeln passiv-aggressive Kommunikationsmuster, dazu später mehr), um bloß nicht anzuecken. Dabei verdienen wir alle es, gehört und ernst genommen zu werden – auch wenn unsere Meinung unbequem ist.
#2
Du konkurrierst (heimlich) mit anderen Frauen
Toxische Weiblichkeit zeigt sich oft in Konkurrenz zu anderen Frauen, besonders in Bereichen wie Aussehen, Beziehungen oder beruflichem Erfolg. Wenn du dich dabei ertappst, andere Frauen zu bewerten, ihre Erfolge herunterzuspielen oder dich durch ihre Errungenschaften bedroht zu fühlen, ist das ein Warnsignal. Diese Rivalität entsteht oft aus der gesellschaftlichen Botschaft, dass es nur begrenzten Platz für erfolgreiche Frauen gibt, was schlichtweg nicht wahr ist.
#3
Du übernimmst die emotionale Arbeit anderer
Ein klassisches Anzeichen ist es auch, wenn du automatisch die Rolle der emotionalen Managerin übernimmst. Du sorgst dafür, dass alle glücklich sind, löst Konflikte zwischen anderen und stellst dabei deine eigenen Bedürfnisse hinten an. Während Empathie eine wunderbare Eigenschaft ist, wird sie toxisch, wenn sie zu Selbstaufopferung führt. Du bist nämlich nicht dafür verantwortlich, die Gefühle aller anderen zu regulieren.
#4
Du nutzt passive Aggression als Kommunikationsmittel
Statt direkt zu sagen, was dich stört, greifst du zu indirekten Methoden: sarkastische Kommentare, das Schweigen, kleine Racheakte oder das berühmte „Nichts ist los“. Passive Aggression entsteht ebenfalls – genau wie das Zurückhalten von Gefühlen und Meinungen –, weil direkte Konfrontation als „unweiblich“ betrachtet wird. Diese Kommunikationsform schadet am Ende jedoch allen Beteiligten und verhindert echte Problemlösung.
Was bedeutet eigentlich Female Empowerment?
Im Video erfährst du die Antwort.
#5
Du wertest andere Frauen für ihre Entscheidungen ab
Toxische Weiblichkeit manifestiert sich auch in der Bewertung anderer Frauen für ihre Lebensentscheidungen. Ob es um Mutterschaft geht („Wie kann sie nur Vollzeit arbeiten?“ vs. „Wie kann sie nur Hausfrau sein?“), Beziehungen oder Karrierewege. Wenn du dich dabei ertappst, andere Frauen für ihre Entscheidungen zu verurteilen, reproduzierst du schädliche Stereotypen. Jede Frau hat das Recht, ihren eigenen Weg zu gehen. Egal, ob du diesen Weg gut findest, oder nicht. Stichwort Girl's Girl …
#6
Du machst dich selbst klein, um anderen zu gefallen
Vielleicht kennst du das: Du spielst deine Erfolge herunter, entschuldigst dich für deine Meinungen oder machst Witze über dich selbst, bevor andere es tun können. Dieses Verhalten entsteht aus der gesellschaftlichen Erwartung, dass Frauen bescheiden und selbstlos sein sollten. Toxische Weiblichkeit zeigt sich darin, dass du dich selbst kleiner machst, um andere – insbesondere Männer – nicht zu „bedrohen“.
#7
Du hilfst anderen dabei, ihre Fehler zu rechtfertigen
Wenn du das schädliche Verhalten anderer entschuldigst oder rechtfertigst, besonders von Männern in deinem Leben, spricht das ebenfalls für toxische Weiblichkeit. Sätze wie „Er meint es nicht so“ oder „Das ist halt seine Art“ können darauf hindeuten, dass du dich in der Rolle der Vermittlerin verloren hast, die sich für andere Menschen entschuldigt. Auch damit übernimmst du die emotionale Arbeit für sie, obwohl sie selbst für ihr Verhalten verantwortlich sind.
Erkennst du dich selbst wieder?
Toxische Weiblichkeit ist nicht unser Verschulden, sondern das Ergebnis gesellschaftlicher Konditionierung. Frauen werden oft dazu erzogen, „nett“ zu sein, ihre Bedürfnisse zurückzustellen und indirekt zu kommunizieren. Wenn du diese Muster bei dir wieder erkennst, ist das also nicht deine Schuld. Es ist jedoch wichtig, sich dessen bewusst zu werden und daran zu arbeiten – denn diese erlernten Muster können zu Verhaltensweisen führen, die unsere Beziehungen und unser Wohlbefinden beeinträchtigen.
Fange klein an: Übe direkte Kommunikation in sicheren Situationen, setze klare Grenzen und feiere die Erfolge anderer Frauen, statt sie als Bedrohung zu sehen. Authentizität ist keine Charakterschwäche. Du darfst deine Meinung haben, deine Erfolge feiern und andere Frauen als Verbündete statt als Konkurrentinnen sehen. Der Weg zu gesunder Weiblichkeit führt über Selbstakzeptanz, direkte Kommunikation und die Erkenntnis, dass es genug Platz für alle gibt, um zu strahlen.