Eine gesunde Ernährung ist wichtig, gerade bei Kleinkindern hat sie einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit und geistige Entwicklung. Menschen, die in Armut leben, können oft nicht nur sich, sondern auch ihren Kindern keine allumfassende Ernährung bieten. Auf der heute in Berlin stattfindenden Konferenz „Wir können mehr als Currywurst – Gesunde Ernährung für alle“ diskutieren Experten, welche Maßnahmen denkbar sind, um sich dieser Herausforderung zu stellen.
Zu dieser Vortrags- und Diskussionsrunde hat die SPD-Bundestagsfraktion geladen, die sich des Themas Ernährung vermehrt annehmen möchte. Ziel ist es, allen Menschen, unabhängig von Einkommen oder Bildungsgrad, den Zugang zu einer ausgewogenen Ernährung zu ermöglichen. Dass es an dieser Stelle Aufholbedarf gibt, verdeutlichte Prof. Dr. Hans Biesalksi, Ernährungsmediziner und Direktor des Food Security Centers an der Universität Hohenheim: „Leute, denen wenig Geld zur Verfügung steht, ernähren sich qualitativ schlechter, und das hat nicht nur mit dem Bildungsstand zu tun. Eine ausgewogene Ernährung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln ist ein Gebot sozialer Gerechtigkeit. Eine bessere Nährwertkennzeichnung und mehr Aufklärung gehören für den Experten zu den Grundlagen, um das Ziel „gesunde Ernährung für alle“ auch zu erreichen. Er schlägt daher vor, bei der Kennzeichnung auf Produktverpackungen nicht mehr den prozentualen Anteil des Tagesbedarfs aufzudrucken, sondern stattdessen auf das Verhältnis der Nährstoffdichte umzuschwenken, dem Nutrient Density Score (NDS). Diese Nährwertkennzeichnung soll es Verbrauchern vereinfachen, die eigene Ernährung und die der Kinder „qualitativ gut und quantitativ nicht zu viel“ zu gestalten.

Die richtige Ernährung ist besonders für Kleinkinder entscheidend
Fakt ist: Industriell hergestellte Lebensmittel, die reich an Fett und Energie sind, sind deutlich günstiger als jene, die mit essentiellen Nährstoffen ausgestattet sind. Das hat zur Folge, dass gerade finanziell schwache Familien Schwierigkeiten haben, ihren Kindern eine ausgewogene Ernährung zu bieten. Oft genug sind sie gezwungen, die Kosten für Nahrungsmittel so gering wie möglich zu halten. Gerade die Entwicklung von Kleinkindern wird in der Schwangerschaft sowie in den ersten beiden Lebensjahren durch ihre Ernährung nachhaltig beeinflusst. Dieses „sogenannte 1000-Tage-Fenster ist der entscheidende Zeitraum – falsche Ernährung in dieser Zeit hat massive Konsequenzen für die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder“. Ein Blick auf den Hartz-IV-Tagesregelsatz zeigt, dass Kindern bis vier Jahren pro Tag 2,47 Euro für Nahrungsmittel zugesprochen werden. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist mit diesem Satz kaum realisierbar. Der Ernährungsmediziner sieht auch die Bundesländer in der Pflicht, die allumfassende Ernährung für alle Bundesbürger zugänglich zu machen. Er sieht einen Lösungsansatz in kostenlosen Essen in Kitas und in Ganztagsschulen. Doch der Weg dahin ist weit: „Dazu ist ein öffentlicher Diskurs erforderlich, wie man das Problem angehen kann und will“.
Zur sozialen Gerechtigkeit gehört tatsächlich der Zugang zu Lebensmitteln, die eine gesunde Ernährung ermöglichen. Die körperliche und geistige Gesundheit wegen mangelnder finanzieller Mittel aufs Spiel setzen zu müssen, ist ein Zustand, den es zu ändern gilt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Konferenz in Berlin ausreichend Impulse liefern kann, sodass eine gesunde Ernährung tatsächlich für alle zugänglich wird. Mit ihrer Hilfe auf diese Missstände auch in der allgemeinen Bevölkerung aufmerksam zu machen, ist auf jeden Fall ein wichtiger erster Schritt.
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