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Meine Erfahrung

Fernbeziehung führen: Wenn Mut belohnt wird

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Von Haustür zu Haustür trennen meinen Freund und mich 288 Kilometer. Seit anderthalb Jahren führen wir eine glückliche Fernbeziehung – ja, das geht. Mit dem Auto legt man die Strecke in drei bis vier Stunden zurück. Wenn die Sterne gutstehen, bin ich mit der Deutschen Bahn schon nach 1.40 Stunden am Ziel. Soweit die nüchternen Reisedaten (und ein Diss an die Deutsche Bahn, den ich mir nicht verkneifen konnte) – mehr ausholen muss ich bei der emotionalen Komponente.

Denn an manchen Tagen verfluche ich es regelrecht, eine Fernbeziehung zu führen. Dass wir uns nicht „mal eben“ treffen können, ist für mich eine stets wiederkehrende, schmerzhafte Erkenntnis. Dass wichtige Gespräche am Telefon oder mit einer instabilen, wackeligen Facetime-Verbindung geführt werden müssen, kann so richtig nerven. Dass ein Besuch manchmal zeitlich einfach nicht passt, was schlichtweg akzeptiert werden muss, verlangt mir viel Reife ab. Denn manchmal würde ich einfach gerne wie ein kleines Kind so lange rumnörgeln, bis ich den Schokoriegel an der Supermarktkasse doch bekomme.

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Die Kommentare zu unserer Fernbeziehung bieten ein großes Spektrum. Von Bewunderung, („toll, dass ihr das versucht), Mitleid („ja, die Sonntage sind immer hart“) bis völlig taktlos („das wird eh nicht halten“) war schon vieles dabei. Von der Meinung anderer bin ich jedoch gänzlich unbeeindruckt. Jeder und jede muss seine ideale Beziehungsform finden und jede Partnerschaft ist individuell. Und vorab: ob Fernbeziehung oder nicht, ich bewundere jedes Paar. Und ich empfinde die Liebe, das Empfangen und Geben, als eine der schönsten und aufregendsten Dinge im Leben, über das man ständig Neues lernen kann.

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Was wäre die Alternative?

So lerne ich auch bei meiner ersten Fernbeziehung stetig dazu. Über die „Liebe auf Distanz“. Ich denke, für diese Form braucht es eine Extraportion Mut und meiner Meinung nach eine gewisse emotionale Stabilität und Flexibilität. Und somit trifft das eigentlich verstaubte Motto, „wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ oder auch „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, mal wieder absolut zu.

Denn, natürlich ist eine Fernbeziehung ein Gewinn und kein Trostpreis! Und das auf sehr viel mehr Ebenen, als ich anfangs dachte. Da gibt es allen voran den einen Gewinn, den Jackpot, den Goldtopf am Ende des Regenbogens, der jeden ausgefallenen Zug, jede weitere Nacht alleine, jeden Anflug von Einsamkeit und Sehnsucht vergessen lässt: Die Liebe. Ja, da ist dieses aufregende Ding im Leben wieder.

Ich frage mich oft, was die Alternative zu unserer Fernbeziehung wäre – diesen tollen Menschen, unsere gemeinsame Zeit und alles, was da noch kommen mag, nicht erleben zu können, weil ich Angst vor 288 Kilometern habe? Nein, das wäre für mich das Gegenteil von einem Gewinn, ein Verlust.

Jeder Besuch ist ein kleiner Liebesbeweis

Darüber hinaus habe ich den letzten anderthalb Jahren gemerkt, dass man in einer Fernbeziehung mehr über sich selbst lernt, als in einer „normalen“ Beziehung. „Normal“ ist ein schwieriger Begriff, doch ich definiere ihn an dieser Stelle für mich so, dass man zumindest in der gleichen Stadt wohnt. Denn die Komponente des Reisens ist nicht zu verachten.

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So empfinde ich unsere gemeinsame Zeit schon deswegen als besonders, als das eine wortwörtlich weite Strecke zurückgelegt werden musste. Ich bin meinem Freund für jeden Weg, den er auf sich nimmt, dankbar. Zeit zusammen zu verbringen ist eben nicht selbstverständlich für uns. Dadurch nehmen wir uns viel bewusster wahr.

Weil wir jede gemeinsame Minute miteinander genießen, leben wir nicht in einer alltäglichen Routineschleife nebeneinander her.

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Freiräume und Unabhängigkeit sind ein hohes Gut

Eine Fernbeziehung macht – so paradox es klingen mag – unabhängiger. Auf der einen Seite sind wir natürlich auf die Terminkalender des Anderen angewiesen. Doch daneben bleiben wir zwei Individuen in zwei unterschiedlichen Städten, mit zwei unterschiedlichen Haushalten, zwei unterschiedlichen Tagesabläufen. Diese Strukturen dann für ein Wochenende aufzubrechen und zu verschmelzen, ist und bleibt wohl eine der größten Herausforderungen einer Fernbeziehung. Doch wenn das durch die richtige Kommunikation und teils auch dem Schließen von Kompromissen gelingt, ist das ein Riesengewinn für eine Beziehung – ob nah oder fern.

Diese Geschenkideen sind für Menschen in Fernbeziehungen besonders süß!

Mein Bedürfnis, ein Individuum zu bleiben, was auch heißt, meine Einkäufe alleine in den vierten Stock schleppen zu müssen und mein Leben nach – größtenteils – meinen Vorstellungen zu regeln, wird in einer Fernbeziehung mehr als erfüllt. Und ich glaube, das tut Menschen mit einem höheren Maß an Freiheitsdrang gut. Denn die Distanz schafft einen sehr wichtigen Freiraum, der in manchen Beziehungen auf der Strecke bleiben kann was, wenn auch unbewusst, Freigeister unzufrieden machen kann.

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Alice Mecke

Distanz schärft die Sinne

Ich würde unsere Beziehung für nichts in der Welt eintauschen wollen.Sie hat einen schlechten Ruf, aber:Wer eineFernbeziehung führt, kann in seiner eigenen Geschwindigkeit leben –und genießt die gemeinsame Zeit umso mehr.Der Mut, das WagnisFernbeziehung einzugehen, wird an vielen Stellen belohnt. Klar, es gibt Abstriche, aber in welcher Beziehung gibt es die nicht? Liebe auf Distanz, ja –aber nur im Sinne von Kilometern. Die Liebe, das Lernen von-und übereinander und die Bedeutung von Kommunikation werden mit jedem Wiedersehen stärker.Und die Freude aufeinander natürlich auch.

Alice Mecke

Bildquelle: Getty Images/guruXOOX