Mal zwei ganz direkte Fragen vorab: Triffst du dich aktuell vielleicht schon länger mit ein und derselben Person? Die Dating-Phase habt ihr längst überschritten, aber eine Beziehung ist es irgendwie auch nicht? Dann steckst du wahrscheinlich mitten in einer Situationship – oder wie es vielleicht passender formuliert ist: in einem wilden Beziehungslimbo, der emotional verdammt aufreibend sein kann. Denn dass sich so eine „Trennung“ von einer Beziehung, die eigentlich nie offiziell eine Beziehung war, wie der schlimmste Heartbreak ever anfühlen kann, haben wir ja bereits hier erläutert. Situationships sind also nicht gerade etwas, auf das viele Leute Bock haben – und trotzdem hängt man schnell mal in einer fest ...
Der Wunsch nach Verbindlichkeit ist groß – und trotzdem landen wir in Situationships
Und das, obwohl tatsächlich immer weniger Menschen danach streben, eine lockere Beziehung ohne richtige Zukunftspläne einzugehen. Das ergab kürzlich auch eine Studie im Auftrag der Dating-App Parship.at, für die österreichische Singles befragt wurden. Das Ergebnis: Vor allem Singles in den 20ern und 30ern wünschen sich Verbindlichkeit – sieben von zehn, um genau zu sein. Von den über 60-Jährigen gaben das nur 29 Prozent an.
„Gerade in jüngeren und mittleren Jahren ist ein stabiles und verlässliches Fundament innerhalb einer Beziehung für die meisten von großer Wichtigkeit. Viele möchten gemeinsame Zukunftspläne schmieden und haben den Wunsch, sich vertrauensvoll auf jemanden einlassen zu können, ohne eine ständige Unsicherheit zu spüren“, so Parship-Psychologin Caroline Erb. Und trotzdem kann es natürlich passieren, dass man dennoch immer und immer wieder in solchen „Quasi“-Beziehungen landet – ohne das eigentlich zu wollen. Das kommt dir bekannt vor? Dann verraten wir dir nun, welche (oft unbewussten) Gründe dahinterstecken können.
#1
Die emotionale Intensität verwechselst du mit Gegenseitigkeit
So eine Situationship bringt oft intensive emotionale Momente mit sich. Die Ungewissheit, die ständige Spannung zwischen Nähe und Distanz – all das macht die „Beziehung“ aufregend und beinahe magisch. Und klar, die eigenen Gefühle sprudeln dabei gerne mal über. Was jedoch häufig passiert: Du interpretierst diese Intensität als Zeichen dafür, dass die andere Person genauso fühlt wie du. Du glaubst, so intensive Momente können nur bedeuten, dass da „mehr“ ist – also bleibst du dran. Doch dabei übersiehst du möglicherweise, dass dein Gegenüber diese emotionalen Hochs zwar mit dir teilt, aber keine tiefere Bindung sucht.
Die berühmte rosarote Brille ...
Ganz ehrlich? Ich fühle mich bei diesem Punkt fast schon ertappt. Und ich glaube, da geht es vielen Menschen da draußen ähnlich. Denn auch ich hing schon mal in einer Situationship fest, von der ich eigentlich dachte, dass sie mehr gewesen wäre. Warum? Weil wir über ein paar Monate hinweg eine richtig intensive Zeit hatten. Wir haben zusammen gekocht, gekuschelt, miteinander geschlafen und JA, auch außerhalb des Schlafzimmers Dinge zusammen unternommen. Mir fehlte also eigentlich nichts – bis auf die Gewissheit, dass dieses „Ding“ zwischen uns auch für ihn Richtung Beziehung gehen sollte. Denn während für mich die Sache eigentlich glasklar war (alles fühlte sich schließlich so berauschend an), bereitete er sich innerlich wahrscheinlich schon auf das „So richtig fühl ich's irgendwie nicht“-Gespräch vor. Die bittere Konsequenz? Ein gebrochenes Herz ... und das, obwohl ich die Zeichen vielleicht schon viel früher hätte richtig deuten können.
#2
Die unklare Situation dient als perfekte Ausrede
In einer Situationship musst du dich nie wirklich verletzlich zeigen. Du kannst emotional involviert sein, ohne dich vollständig zu committen. Wenn es nicht klappt, kannst du dir sagen: „Es war ja eh nie was Ernstes.“ Diese unterschwellige Bindungsangst und die Furcht vor emotionaler Verletzung versteckst du hinter der Unverbindlichkeit der Situation. Das Problem: Du verpasst die Chance auf eine erfüllende Beziehung, weil du in dieser „sicheren“ Grauzone festhängst.
#3
Du hoffst auf die große Transformation
Tief in dir lebt die romantische Fantasie: Wenn du nur geduldig genug bist und dich als „perfekter“ Partner oder „perfekte“ Partnerin erweist, wird sich die andere Person eines Tages ändern wollen. Diese Hoffnung auf Transformation ist ein klassisches Muster, das dich in unbefriedigenden Situationen festhält. Du investierst in das Potenzial statt in die Realität – und übersieht dabei, dass Menschen sich nur ändern, wenn sie es selbst wollen.
Nach diesen Red Flags solltest du beim Dating Ausschau halten ...
Egal, ob in deiner Situationship oder in jeder anderen Dating-Phase – die Red Flags im Video gehen gar nicht!
#4
Das Drama füllt eine innere Leere
Situationships sind oft dramatisch: Wird er*sie sich melden? Was bedeutet diese Nachricht? Warum war das letzte Treffen so intensiv und jetzt wieder Funkstille? Dieses Drama lenkt dich perfekt von tieferliegenden Themen ab. Vielleicht fühlst du dich in anderen Lebensbereichen orientierungslos oder unerfüllt. Die emotionale Achterbahn einer Situationship gibt dir dann zumindest das Gefühl, dass „etwas“ passiert – auch wenn dieses Etwas nicht wirklich erfüllend ist. Diese ungesunde Dynamik kann sich wie ein Suchtmuster anfühlen: Du weißt, dass es dir nicht guttut, kannst aber trotzdem nicht davon loslassen.
#5
Dein geringes Selbstwertgefühl lässt dich weniger erwarten
Menschen mit einem niedrigen Selbstwertgefühl neigen dazu, sich mit weniger zufriedenzugeben, als sie eigentlich verdienen. In einer Situationship akzeptierst du möglicherweise Verhaltensweisen und Umstände, die deinen eigentlichen Bedürfnissen widersprechen. Du denkst vielleicht unbewusst, dass du keine „richtige“ Beziehung verdienst oder dass niemand dich langfristig an seiner Seite haben möchte. Diese innere Überzeugung kann wie ein Magnet wirken, der dich immer wieder in ähnliche Dynamiken zieht.
#6
Du vermeidest Konflikte um jeden Preis
Eine klare Beziehung bedeutet auch, Konflikte auszutragen und schwierige Gespräche zu führen. In einer Situationship kannst du diesen aus dem Weg gehen – schließlich seid ihr ja „nicht wirklich zusammen“. Diese Vermeidungsstrategie kann sich aus früheren Erfahrungen entwickelt haben, in denen du Konflikte als bedrohlich erlebt hast. Das Paradoxe: Gerade das Ansprechen von Unstimmigkeiten und das gemeinsame Lösen von Problemen würden dir die emotionale Sicherheit geben, nach der du dich eigentlich sehnst.
Frag dich: Was willst du wirklich?
Eine erfüllende Beziehung beginnt damit, dass du dir selbst gegenüber ehrlich bist: Was willst du wirklich? Welche Art von Beziehung wünschst du dir? Der erste Schritt zur Veränderung ist also, diese Muster bei dir zu erkennen. Frag dich ehrlich: Was hält dich wirklich in dieser Situationship? Oft liegt die Antwort nicht in der anderen Person, sondern in deinen eigenen unbewussten Mustern und Ängsten. Bist du bereit, die scheinbare emotionale Sicherheit einer Situationship gegen die Verletzlichkeit einzutauschen, die echte Nähe nun mal mit sich bringt? Eine professionelle Begleitung kann dir natürlich auch dabei helfen, diese Muster zu durchbrechen und den Weg für eine erfüllende Beziehung zu ebnen.
Denn eines ist klar: Wer immer nur im Wartezimmer der Liebe sitzt, verpasst die Chance auf die große Bühne.