Manchmal sind es nicht die großen Streitereien, die eine Beziehung belasten, sondern viel mehr die kleinen, alltäglichen Gewohnheiten, die wir gar nicht bewusst wahrnehmen. Und trotzdem sind sie da, ständig und immer wieder beeinflussen sie unser Miteinander. Diese scheinbar harmlosen Verhaltensweisen können das Vertrauen und die Verbindung zu deinem Partner bzw. deiner Partnerin nach und nach untergraben, ohne dass du es merkst. Und das kann fatale Folgen haben.
Denn auch wenn es natürlich ganz normal ist, Routinen und Gewohnheiten zu haben, und viele davon sicher positiv sind, gibt es eben auch noch die, die unbemerkt Schaden anrichten können. Gerade auch bei Menschen, mit denen wir viel Zeit verbringen. Oft liegt das daran, dass wir uns so sicher und wohl mit unserem Gegenüber fühlen, dass wir weniger auf unsere Worte und Taten achten. Doch gerade diese unbewussten Verhaltensweisen können langfristig die Beziehung belasten. Zeit, einen ehrlichen Blick darauf zu werfen, mit welchen Gewohnheiten du deine Partnerin oder deinen Partner möglicherweise unbewusst verletzt:
#1
Du hörst nur mit einem Ohr zu und bist nicht bei der Sache
Deine Partnerin oder dein Partner erzählt dir vom Tag, während du gleichzeitig durch Instagram scrollst oder Nachrichten beantwortest. Der Griff zum Handy passiert ganz automatisch. Was wie Multitasking aussieht, vermittelt deinem Gegenüber aber möglicherweise das Gefühl, weniger wichtig zu sein als dein Smartphone und das, was darin passiert. Social Media kann sogar zu richtiger Eifersucht führen. Diese geteilte Aufmerksamkeit kann auf Dauer das Gefühl entstehen lassen, nicht wertgeschätzt oder ernst genommen zu werden. Dabei merkst du vielleicht gar nicht, wie verletzend es ist, wenn du nur oberflächlich zuhörst und dann nachfragen musst: „Kannst du das bitte noch mal wiederholen?“
Tipp: Versucht, euch bewusst handyfreie Zeit einzuplanen. Zum Beispiel beim gemeinsamen Abendessen hat das Telefon dann eben nichts in eurer Hand zu suchen. Dabei könnt ihr euch wunderbar unterhalten und aufmerksam austauschen.
#2
Du nimmst Aufgaben im Haushalt als selbstverständlich hin
Er oder sie räumt die Spülmaschine aus, bringt den Müll raus und versucht, genauso Teil vom Haushalt zu sein wie du. Doch für dich ist das selbstverständlich und du siehst es eigentlich gar nicht mehr. Eigentlich ist das auch vollkommen okay, schließlich sollte der Haushalt nicht nur an einer Person hängenbleiben, da ihr beide die gleichen Verpflichtungen habt. Trotzdem könnte es auch ganz guttun, zwischendurch mal zu sagen, dass man die Arbeitsteilung schön findet. Wenn Hilfe und Unterstützung nämlich keine Sichtbarkeit mehr bekommen, entsteht schnell das Gefühl, dass die eigenen Bemühungen nicht wahrgenommen oder geschätzt werden.
Tipp: Ein einfaches „Danke“ oder „Das war lieb von dir“ kann bereits einen großen Unterschied machen.
#3
Du unterbrichst beim Sprechen häufig
Mitten im Satz fällst du ihr oder ihm ins Wort, weil dir etwas Wichtiges eingefallen ist oder du seine Geschichte bereits zu kennen glaubst. Diese Gewohnheit kann deiner Partnerin oder deinem Partner signalisieren, dass seine Gedanken und Meinungen weniger wertvoll sind als deine. Du stellst seine oder ihre Worte immer wieder in eine Warteposition und priorisierst in diesen Momenten des Unterbrechens nur dich selbst. Auch wenn du es nicht böse meinst und vielleicht einfach nur enthusiastisch mitdiskutieren möchtest – das ständige Unterbrechen kann auf Dauer das Gefühl vermitteln, nicht respektiert zu werden.
Tipp: Versuche bewusst zuzuhören und deine Gedanken nicht schweifen zu lassen. Solltest du doch mal etwas sagen wollen, sprich deine Partnerin oder deinen Partner im Nachhinein wieder auf das an, was gesagt wurde. Nimm das Gespräch genau an der Stelle wieder auf, an der du unterbrechen musstest. So zeigst du, dass du sehr wohl zugehört hast und interessiert bist.
#4
Du kritisierst ständig kleine Dinge
„Du hast schon wieder die Zahnpastatube offen gelassen“ oder „Du hast schon wieder den Klodeckel oben gelassen“ – solche vermeintlich kleinen Kritikpunkte rutschen uns oft unbewusst heraus und können sich richtig summieren. Was als harmlose Bemerkung und Feststellung gemeint ist, kann sich aber wie ständiges Meckern anfühlen. Deine Partnerin oder dein Partner könnte das Gefühl bekommen, dass du sie oder ihn grundsätzlich kritisch betrachtest und nichts, was er oder sie macht, gut genug ist. Diese Mikrokritik kann das Selbstwertgefühl und die Beziehungsqualität schleichend verschlechtern.
Tipp: Versuche zunächst, Wörter wie „schon wieder“, „immer“ oder „ständig“ zu vermeiden. Sie suggerieren, dass du alles verallgemeinerst und deine Partnerin oder dein Partner eigentlich nie etwas richtig machen kann. Im nächsten Schritt könntest du außerdem darauf achten, Dinge, die dich stören, nicht ständig in kleinen Momenten zu erwähnen. Nutze stattdessen einfach einen guten Moment und sage freundlich, was dich stört. Die Bereitschaft, dann an sich zu arbeiten, wird deutlich größer sein.
#5
Du planst wichtige Dinge ganz alleine
Du sagst spontan Freund*innen zu, machst Pläne für das Wochenende oder buchst einen Termin – ohne vorher nachzufragen oder deine Partnerin oder deinen Partner zu informieren. Auch wenn ihr natürlich nicht jeden Schritt absprechen müsst und du keine Erlaubnis brauchst, kann es trotzdem verletzend sein, wenn wichtige Entscheidungen ohne Rücksprache getroffen werden. Schließlich führt ihr ein gemeinsames Leben. Dein Gegenüber könnte sich übergangen fühlen oder das Gefühl bekommen, in deinem Leben keine wichtige Rolle zu spielen. Wie würdest du das andersherum finden?
Tipp: Ein gemeinsamer Kalender und ein Hinweis, wenn du etwas neu eingetragen hast, kann helfen, damit ihr einen guten Überblick behaltet und damit deine Partnerin oder dein Partner das Gefühl bekommt, in deine Pläne involviert zu sein.
#6
Du zeigst kein Interesse an Hobbys und Leidenschaften
Am Anfang der Beziehung hast du noch neugierig nachgefragt, wenn er von seinem Sport, seiner Musik oder sie von ihren Projekten erzählt hat. Jetzt hörst du nur noch mit halbem Ohr zu oder wechselst schnell das Thema? Vielleicht hast du auch schon von Anfang an nicht viel Interesse an den Dingen von deinem Herzmenschen gezeigt, weil es dich selbst einfach nicht weiter interessiert, was er macht. Diese nachlassende oder mangelnde Aufmerksamkeit für die Dinge, die deiner Partnerin oder deinem Partner wichtig sind, kann das Gefühl vermitteln, dass ihr euch auseinanderlebt und du kein echtes Interesse an der Person hast.
Tipp: Natürlich müsst ihr nicht die gleichen Interessen haben, trotzdem solltet ihr euch zumindest aufeinander einlassen. Frag einfach mal ein paar Details ab und mach deutlich, dass dich interessiert, was für deine Partnerin oder deinen Partner von Belangen ist.
#7
Du stellst ständig Vergleiche mit anderen an
„Mein Kollege hilft seiner Frau immer beim Kochen“ oder „Die Nachbarin bekommt jeden Tag Blumen von ihrem Mann“ – solche beiläufigen Vergleiche können sehr verletzend sein, auch wenn du sie eigentlich nicht wirklich als Kritik meinst. Deine Partnerin oder dein Partner könnte sich dadurch unzulänglich fühlen oder das Gefühl bekommen, dass du unzufrieden bist. Diese Vergleiche setzen künstlich unter Druck und können das Gefühl verstärken, den Erwartungen nicht zu genügen.
Tipp: Wenn du Dinge hast, die du dir wünschst, äußere sie einfach klar und direkt und vor allem ganz ohne Vorwürfe. Spiel keine Spielchen, sondern gib deiner Partnerin oder deinem Partner die Chance, auf dich und deine Bedürfnisse eingehen zu können, ohne erst versteckte Hinweise entschlüsseln zu müssen.
Stell dich deinen Gewohnheiten
Solche kleinen Gewohnheiten schleichen sich leider im Laufe der Zeit oft unbemerkt ein, weil wir uns in der Beziehung sicher und entspannt fühlen. Doch gerade deshalb ist es wichtig, regelmäßig bewusst auf unser Verhalten zu achten. Frag dich selbst: Wie würde ich mich fühlen, wenn sich mein Partner oder meine Partnerin mir gegenüber so verhalten würde? Was würde mich verletzen?
Der erste Schritt ist das Bewusstsein für diese Muster. Nimm dir vor, eine Woche lang besonders aufmerksam zu sein: Hörst du wirklich zu? Zeigst du Wertschätzung? Beziehst du deinen Partner oder deine Partnerin in Entscheidungen ein? Oft reichen schon kleine Veränderungen, um die Beziehungsqualität erheblich zu verbessern. Denk daran: Auch in der längsten Beziehung verdient dein*e Partner*in dieselbe Aufmerksamkeit und denselben Respekt wie am ersten Tag. Nur so könnt ihr eure Liebe aufrechterhalten und eurer Beziehung die Qualität verleihen, die ihr beide braucht, um euch darin wohlzufühlen.