Konflikte gehören zum Leben dazu – ob in der Partnerschaft, im Job oder in Freundschaften. Doch nicht alle können damit umgehen. Denn während einige Menschen Diskussionen als Chance für Klärung und Weiterentwicklung sehen, empfinden andere sie als unangenehm und weichen diesen ständig aus.
Falls auch du zu denen gehörst, die lieber drei Schritte zurückgehen, als eine Auseinandersetzung zu riskieren, dann erkennst du dich vielleicht in diesen Persönlichkeitsmerkmalen wieder:
#1
Du bist sehr harmoniebedürftig
Menschen, die Konflikte vermeiden, haben oft ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Harmonie. Du fühlst dich in einer friedlichen, ausgeglichenen Atmosphäre am wohlsten und tust alles dafür, diese zu erhalten. Streit oder Spannungen lösen bei dir körperlichen Stress aus. Dein Puls steigt, du wirst unruhig oder bekommst sogar Bauchschmerzen. Du gehörst wahrscheinlich zu den Menschen, die lieber nachgeben oder ihre eigenen Wünsche zurückstellen, als die schöne Stimmung zu gefährden.
Diese Eigenschaft kann sehr wertvoll sein: Du wirkst beruhigend auf andere und schaffst oft eine angenehme Atmosphäre in Gruppen. Problematisch wird es jedoch, wenn du dabei wichtige Themen unter den Teppich kehrst. Manche Konflikte müssen ausgetragen werden, um echte Lösungen zu finden. Und dauerhaftes Harmonisieren kann zu noch größeren Problemen führen.
#2
Du bist ein People Pleaser
Dieser Punkt schließt eigentlich direkt an den ersten an. Denn als konfliktscheue Person möchtest du es wahrscheinlich allen recht machen. Du sagst „Ja“ zu Überstunden, obwohl du erschöpft bist, hilfst Freund*innen beim Umzug, auch wenn sich deine Termine gerade häufen, und passt dich schnell an die Erwartungen anderer an. Du übernimmst oft die Vermittlerrolle und versuchst, zwischen verschiedenen Parteien zu schlichten. Dieses People-Pleasing-Verhalten entsteht aus dem Wunsch heraus, gemocht zu werden und keine negativen Reaktionen zu provozieren.
Grundsätzlich ist es schön, hilfsbereit und rücksichtsvoll zu sein – solche Menschen sind in Teams und Freundeskreisen sehr geschätzt. Gefährlich wird es, wenn du dabei deine eigenen Grenzen komplett ignorierst. Du stellst dabei oft das Wohl anderer über deine eigenen Bedürfnisse, was langfristig zu Erschöpfung, Frustration und im schlimmsten Fall sogar zu Burnout führen kann.
#3
Du hast oft Angst vor Ablehnung
Hinter der Konfliktvermeidung versteckt sich häufig die tiefe Sorge, dass andere dich nicht mehr mögen könnten, wenn du anderer Meinung bist oder für deine Bedürfnisse eintrittst. Du befürchtest, dass Widerspruch automatisch zu Zurückweisung führen könnte. Deshalb stimmst du lieber zu, auch wenn du eigentlich völlig anderer Ansicht bist. Manchmal gehst du sogar so weit, dass du deine wahren Gedanken und Gefühle komplett versteckst.
Diese Angst ist verständlich und menschlich. Niemand möchte abgelehnt werden. Sie kann aber dazu führen, dass Menschen um dich herum nie wirklich erfahren, wer du bist. Paradoxerweise können oberflächliche, konfliktfreie Beziehungen langfristig weniger erfüllend sein als solche, in denen auch mal gestritten wird. Echte Verbindungen entstehen oft gerade durch das gemeinsame Überstehen von Meinungsverschiedenheiten.
#4
Du hast ein geringes Selbstvertrauen
Menschen, die Konflikte scheuen, zweifeln oft an sich selbst und ihren Standpunkten. Du denkst vielleicht: „Was weiß ich schon?“ oder „Die anderen haben sicher recht“ oder „Ich bin bestimmt zu sensibel.“ Dieses mangelnde Selbstvertrauen führt dazu, dass du deine Meinung gar nicht erst äußerst oder sofort einknickst, wenn jemand widerspricht. Du traust dir selbst nicht zu, in einer Diskussion zu bestehen oder überzeugende Argumente zu haben, und gehst oft davon aus, dass andere automatisch mehr wissen oder kompetenter sind.
Diese Selbstzweifel können lähmend wirken und verhindern, dass du dein volles Potenzial ausschöpfst. Du verpasst Chancen und lässt andere über dich bestimmen, obwohl du eigentlich gute Ideen hast. Die gute Nachricht ist aber: Selbstvertrauen lässt sich aufbauen ...
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#5
Du bist sehr empathisch und sensibel
Deine Konfliktvermeidung könnte auch ein Zeichen für deine hohe emotionale Intelligenz und Empathie sein. Du spürst sehr genau, wie es anderen geht, merkst sofort, wenn jemand traurig oder gestresst ist, und möchtest niemanden verletzen oder vor den Kopf stoßen. Du kannst dich gut in andere hineinversetzen und verstehst oft intuitiv, was sie bewegt. Diese Sensibilität macht dich zu einer wertvollen Vertrauensperson. Menschen öffnen sich dir, weil sie spüren, dass du sie verstehst.
Das ist grundsätzlich natürlich eine wunderbare Eigenschaft, die dich beispielsweise zu einem geschätzten Freund oder einer geschätzten Freundin macht. Problematisch wird es nur, wenn du die Gefühle anderer permanent über deine eigenen stellst. Du merkst sofort, wenn die Stimmung kippt, und gehst instinktiv in den Deeskalationsmodus, manchmal aber auch dann, wenn eine Aussprache notwendig wäre.
#6
Du hast Schwierigkeiten mit negativen Emotionen
Konflikte bringen oft intensive, unangenehme Gefühle mit sich: Wut, die in dir aufsteigt, Enttäuschung, die sich schwer im Magen anfühlt, oder Frustration, die dich innerlich zum Kochen bringt. Wenn du Streit vermeidest, könnte das bedeuten, dass du dich vor diesen überwältigenden Emotionen schützen möchtest. Vielleicht hast du nie gelernt, wie man mit starken Gefühlen umgeht, oder sie fühlen sich für dich so intensiv an, dass du lieber präventiv ausweichst, als dich ihnen zu stellen.
Diese Strategie ist verständlich, immerhin setzt sich niemand gerne negativen Gefühlen aus. Langfristig führt die Vermeidung jedoch oft dazu, dass sich Probleme aufstauen und später mit noch größerer Wucht zurückkommen. Zudem verpasst du die Chance zu lernen, dass du auch schwierige Emotionen aushalten und bewältigen kannst.
#7
Du möchtest Kontrolle behalten
Manchmal ist Konfliktvermeidung ein Weg, Kontrolle über die Situation zu behalten. Denn Konflikte sind unberechenbar. Sie können eskalieren, unerwartete Wendungen nehmen oder Geheimnisse ans Licht bringen. Indem du Spannungen ausweichst, versuchst du also sozusagen, das Chaos oder unkontrollierbare Eskalationen zu verhindern, die dich aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Du bevorzugst vorhersehbare, ruhige Situationen und möchtest verhindern, dass Gespräche eine Eigendynamik entwickeln, die du nicht mehr steuern kannst.
Dieses Kontrollbedürfnis kann auf der einen Seite ein Zeichen von Klugheit sein. Du denkst voraus und vermeidest potenzielle Probleme. Auf der anderen Seite kann es dich aber auch davon abhalten, notwendige Veränderungen anzugehen. Manche Situationen erfordern es nun mal, die Kontrolle abzugeben und sich auf unbekanntes Terrain zu begeben. Konflikte gehören zum Leben halt dazu – auch wenn es mal unangenehm werden kann.
Denk immer daran:
Konfliktvermeidung ist natürlich nicht grundsätzlich schlecht. Denn oft zeigt sie, dass du ein mitfühlender, friedliebender Mensch bist. Problematisch wird es aber, wenn du dabei dauerhaft deine eigenen Bedürfnisse übergehst oder dich selbst verleugnest.
Wenn letzteres auf dich zutrifft, versuche die Sache einfach mal in kleinen Schritten anzugehen. Äußere beispielsweise zunächst deine Meinung in unwichtigen Situationen oder bei Menschen, denen du vertraust. Lerne, dass Meinungsverschiedenheiten normal und oft sogar bereichernd sind. Eine respektvolle Diskussion bedeutet nicht automatisch, dass die Beziehung gefährdet ist.
Es kann auch hilfreich sein, dir bewusst zu machen, dass du ein Recht auf deine eigenen Gedanken und Gefühle hast. Konflikte sind oft der Weg zu besseren Lösungen und tieferen Beziehungen – auch wenn es sich anfangs unangenehm anfühlt. Wenn dich deine Konfliktvermeidung stark belastet oder du merkst, dass du dich dabei völlig verlierst, kann professionelle Unterstützung durch eine Therapeutin oder einen Therapeuten helfen, mehr Selbstvertrauen zu entwickeln und gesunde Grenzen zu setzen.