Manche Menschen scheinen Streit förmlich anzuziehen. Während andere harmonische Beziehungen führen, eskalieren bei ihnen regelmäßig Situationen. Und das sogar ziemlich oft, obwohl sie das selbst eigentlich gar nicht wollen. Doch woran könnte das liegen?
Während wir natürlich gerne die Schuld bei unserem Umfeld suchen, könnte die Antwort allerdings näher liegen, als uns lieb ist: bei unserer eigenen Persönlichkeit. Psycholog*innen sprechen bei solchen Menschen von einer sogenannten „High Conflict Person“. Also Personen, die durch bestimmte Charakterzüge häufiger streiten. Das bedeutet nicht, dass sie schlechte Menschen sind, aber ihre Persönlichkeitsmerkmale begünstigen Auseinandersetzungen. Kennst du das Gefühl auch, dass in deinem Leben besonders oft Stress entsteht? Ständig Diskussionen mit Kolleg*innen, Freund*innen oder der Familie? Was genau das über dich aussagt, klären wir jetzt!
#1
Du suchst die Schuld immer bei anderen
Wenn du bei Problemen oder Streitigkeiten sofort andere verantwortlich machst, verrät das einiges über deine tiefe Persönlichkeit: Du hast möglicherweise Schwierigkeiten mit ehrlicher Selbstreflexion und Eigenverantwortung. Menschen mit dieser Eigenschaft fällt es schwer, ihre eigenen Anteile an Streitigkeiten zu erkennen oder sie erkennen zu wollen.
Die Vorstellung, selbst Fehler zu machen, ist so bedrohlich, dass sie lieber andere beschuldigen. Der eigene Selbstwert ist so gering, dass die Vorstellung, die Wahrheit zu erkennen, viel zu schmerzhaft ist. Diese Abwehrhaltung schützt kurzfristig das Ego, verhindert aber eigentlich persönliches Wachstum.
#2
Du denkst nur in Schwarz-Weiß
Wenn du Menschen und Situationen nur in Extremen bewertest, deutet das auf eine bestimmte emotionale Entwicklungsstufe hin. Psycholog*innen nennen die Unfähigkeit, Widersprüche und Komplexität zu ertragen, „Spaltung“. Menschen mit diesem Persönlichkeitsmerkmal haben oft Angst vor Unsicherheit und Mehrdeutigkeit. Sie versuchen immer zwischen den Zeilen zu lesen und beziehen Stimmungen immer direkt auf sich. Sie bevorzugen klare Kategorien, weil das Sicherheit vermittelt. Diese schwarz-weiße Weltsicht kann jedoch ein Zeichen dafür sein, dass du emotional nie gelernt hast, mit der natürlichen Vielschichtigkeit des Lebens umzugehen.
Deine eigenen Unsicherheiten überwiegen der Realität und bringen dich in Situationen, in denen du in Streit gerätst, obwohl es vielleicht überhaupt keinen Grund dafür gibt.
Stärke dein Selbstbewusstsein
Im Video zeigen wir dir ein paar einfache Tipps, mit denen du dein Selbstbewusstsein stärken kannst.
#3
Du reagierst extrem auf Kritik
Eine heftige emotionale Reaktion auf Feedback sagt generell viel über dein inneres Selbstbild aus. Natürlich gibt es Situationen, in denen du impulsiv reagieren darfst, die dich überrollen und in denen Emotionen einfach herausmüssen. Wenn dich jedoch auch kleine Kritik bereits komplett aus der Haut fahren lässt, solltest du darüber nachdenken.
Menschen, die Kritik schlecht vertragen, haben oft ein instabiles Selbstwertgefühl, das von äußerer Bestätigung abhängt. Jede kritische Bemerkung wird als Angriff auf die gesamte Person interpretiert, weil das Selbstbild so fragil ist. Diese Überempfindlichkeit kann auch darauf hinweisen, dass du dich innerlich selbst sehr hart kritisierst und von der äußeren Kritik plötzlich ertappt fühlst. Die ehrlichen Worte verstärken dann die bereits vorhandene innere Kritik und deshalb nimmst du sie als besonders schmerzhaft wahr und gerätst in einen Streit.
#4
Du willst andere am liebsten kontrollieren
Der Drang, andere zu lenken und zu beeinflussen, verrät oft eine tiefliegende Angst vor Unsicherheit und Kontrollverlust. Menschen mit diesem Persönlichkeitsmerkmal fühlen sich nur sicher, wenn sie das Gefühl haben, ihre Umgebung im Griff zu haben. Dieses Verhalten kann auf frühe Erfahrungen zurückgehen, in denen sie sich hilflos gefühlt haben und die Kontrolle abgeben mussten. Die Kontrolle über andere gibt ihnen das Gefühl von Sicherheit und Macht, allerdings auf Kosten der Beziehungsqualität, denn niemand lässt sich gerne dauerhaft bevormunden.
Bekommen Menschen mit Liebe zu Kontrolle das Gefühl, alles würde ihnen entgleiten, beginnen sie oft panisch um sich zu schlagen und jeden Streit in Kauf zu nehmen, um die Kontrolle wiederzuerlangen. Falls du mit genau diesem Problem kämpfst, ist Loslassen hier definitiv der Schlüssel zum Glück.
#5
Du kannst dich nur schwer entschuldigen
Die Unfähigkeit, sich aufrichtig zu entschuldigen, deutet auf ein sehr unsicheres Selbstbild hin. Menschen mit dieser Eigenschaft haben oft das Gefühl, dass eine Entschuldigung ihre gesamte Identität infrage stellen könnte. Sie verwechseln „einen Fehler gemacht haben“ mit „eine schlechte Person sein“. Sie glauben, Entschuldigungen würden eine Schwäche aufzeigen, dabei ist die Fähigkeit, sich aufrichtig zu entschuldigen, eigentlich auch eine Stärke.
Diese Alles-oder-Nichts-Mentalität macht es unmöglich, kleine Korrekturen am eigenen Verhalten vorzunehmen, ohne das gesamte Selbstkonzept in seinen Grundmauern zu erschüttern. Emotionale Starrheit und Angst vor Verletzlichkeit sind die Folge. Alles zusammen führt immer wieder dazu, dass Streitigkeiten nie wirklich beendet werden und Freundschaften oder Beziehungen eher auf Eis gelegt werden.
#6
Du dramatisierst alles sehr gerne
Wenn du aus kleinen Problemen direkt große Dramen zauberst, offenbart das möglicherweise gleich mehrere Aspekte deiner Persönlichkeit. Zum einen wird ein starkes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Bestätigung deutlich, da du durch die Dramatisierung zum Mittelpunkt werden könntest und die Zuwendung bekommen würdest, die du dir eigentlich wünschst.
Zum anderen kann es auf Schwierigkeiten bei deiner emotionalen Regulation hinweisen: Du empfindest alles als sehr intensiv und hast noch nicht gelernt, deine Gefühle angemessen einzuordnen. Gute Laune im Überfluss, Trauer über Wochen oder Wut in absoluter Eskalationsstufe. Diese Eigenschaft kann auch ein Zeichen für eine lebhafte, aber noch untrainierte emotionale Intelligenz sein.
Wie kannst du mit deiner streitlustigen Persönlichkeit umgehen?
All diese Persönlichkeitsmerkmale, die oft dazu führen können, dass du dich häufig streitest, sind nicht in Stein gemeißelt – sie können sich entwickeln und verändern. Der erste Schritt ist die ehrliche Selbstreflexion: Erkennst du dich in einigen Punkten wieder? Dann beginne zum Beispiel in Zukunft damit, bewusst eine Pause einzulegen, bevor du emotional reagierst. Atme in Situationen, in denen du spürst, dass die Emotionen überkochen, tief durch und reagiere erst dann. Frage dich: „Was löst diese Reaktion in mir aus?“ und „Welchen Anteil habe ich an der Situation?“. Übe dich darin, Kritik nicht als Angriff auf deine Person zu sehen, sondern als Information über dein Verhalten.
Besonders hilfreich kann es außerdem sein, an deinem Selbstwertgefühl zu arbeiten. Je stabiler dein inneres Fundament ist, desto weniger bedrohlich wirken äußere Einflüsse. Professionelle Unterstützung durch Therapeut*innen oder Coaches kann dir ebenfalls dabei helfen, diese Verhaltensmuster zu verstehen und nachhaltig zu verändern. Mit Geduld und Übung kannst du lernen, auch in schwierigen Situationen gelassen und konstruktiv zu bleiben.
8 Gewohnheiten, die dich unglücklich machen
Nicht nur Streitigkeiten können deine Laune runterziehen, auch einige Gewohnheiten im Alltag haben einen negativen Einfluss auf dich – und das ganz ohne, dass du es ahnst ...