Bei anderen fällt uns toxisches Verhalten oft sofort auf – bei uns selbst tun wir uns da schon schwerer. Kein Wunder: Für unser eigenes Verhalten finden wir schnell eine Erklärung. Wir waren überfordert, müde, genervt – oder wollten uns einfach nur wehren. Aber was, wenn wir selbst manchmal die Person sind, die anderen nicht guttut? Es kann sich lohnen, ganz ehrlich hinzuschauen. Die folgenden Fragen helfen dir dabei, dein Verhalten zu hinterfragen. Wenn du mehrere davon mit „Ja“ beantwortest, ist es vielleicht an der Zeit, dir selbst gegenüber ganz ehrlich zu sein.
#1
Machst du andere für deine schlechte Laune verantwortlich?
„Wenn du nicht so genervt getan hättest, wäre ich auch nicht so ausgerastet“ – kommt dir das bekannt vor? Menschen mit toxischen Tendenzen übernehmen selten die Verantwortung für ihre eigenen emotionalen Reaktionen. Stattdessen geben sie anderen die Schuld für ihre Gefühle und ihr Verhalten.
Wenn du merkst, dass du regelmäßig anderen vorwirfst, deine schlechte Stimmung ausgelöst zu haben, solltest du dich fragen: Übernimmst du die Verantwortung für deine eigenen Emotionen? Jeder hat mal einen schlechten Tag, aber gesunde Menschen erkennen an, dass ihre Reaktionen ihre eigene Verantwortung sind.
#2
Hörst du anderen wirklich zu oder wartest du nur darauf, selbst sprechen zu können?
Ehrlich: Wie oft führst du Gespräche, in denen du gedanklich bereits deine nächste Antwort formulierst, während die andere Person noch spricht? Toxische Persönlichkeiten haben oft das Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen und ihre eigene Meinung als die wichtigste zu präsentieren.
Wenn du merkst, dass du Gespräche hauptsächlich als Bühne für deine eigenen Gedanken nutzt, anstatt echtes Interesse an den Erfahrungen anderer zu zeigen, könnte das ein Warnsignal sein. Gesunde Kommunikation bedeutet, anderen Raum zu geben und ihre Perspektiven wertzuschätzen.
#3
Reagierst du mit Schweigen oder Liebesentzug, wenn etwas nicht nach deinem Willen läuft?
„Silent Treatment“ ist eine passive-aggressive Form der Bestrafung, die toxische Menschen gerne einsetzen. Wenn du anderen die kalte Schulter zeigst, nicht mehr antwortest oder Zuneigung entziehst, sobald sie nicht das tun, was du möchtest, manipulierst du sie emotional.
Diese Taktik ist besonders schädlich, weil sie den anderen in einen Zustand der Unsicherheit versetzt und ihn dazu bringt, um deine Aufmerksamkeit zu kämpfen. Gesunde Menschen kommunizieren ihre Bedürfnisse direkt, anstatt mit emotionalem Rückzug zu strafen.
#4
Findest du immer einen Grund, warum andere schuld sind, wenn etwas schiefgeht?
„Das hätte nicht passieren können, wenn du …“ – dieser Satzbeginn sollte dir bekannt vorkommen, wenn du zu toxischem Verhalten neigst. Menschen mit toxischen Tendenzen haben große Schwierigkeiten damit, Verantwortung für Fehler oder Probleme zu übernehmen.
Stattdessen finden sie kreative Wege, andere für ihre Missgeschicke verantwortlich zu machen. Wenn du merkst, dass du selten Fehler eingestehst oder immer eine externe Erklärung für deine Probleme hast, könnte das ein Zeichen für mangelnde Selbstreflexion sein.
#5
Bringst du oft die Vergangenheit zur Sprache, um andere in Diskussionen zu schwächen?
„Weißt du noch, als du letztes Jahr …“ – wenn du regelmäßig alte Geschichten ausgräbst, um anderen ihre vergangenen Fehler unter die Nase zu reiben, verhältst du dich toxisch. Diese Taktik dient dazu, die andere Person zu schwächen und von aktuellen Problemen abzulenken.
Gesunde Menschen konzentrieren sich auf das aktuelle Problem, anstatt eine emotionale Kiste voller vergangener Verfehlungen zu öffnen. Wenn du merkst, dass du oft Scorekarten über die Fehler anderer führst und diese strategisch einsetzt, solltest du dein Verhalten überdenken.
#6
Machst du andere bewusst eifersüchtig oder unsicher?
Erzählst du deiner Partnerin bzw. deinem Partner extra von anderen attraktiven Menschen? Erwähnst du gegenüber Freund*innen bewusst andere tolle Personen in deinem Leben, um sie eifersüchtig zu machen? Dieses Verhalten ist klassisch toxisch.
Menschen, die bewusst Eifersucht schüren, wollen Macht und Kontrolle ausüben. Sie genießen es, wenn andere um ihre Aufmerksamkeit kämpfen müssen. Wenn du merkst, dass du Freude daran hast, andere unsicher zu machen, ist das definitiv ein Warnsignal.
#7
Respektierst du die Grenzen anderer oder versuchst du, sie zu überwinden?
Wenn jemand „Nein“ sagt und du versuchst, ihn umzustimmen, respektierst du seine Grenzen nicht. Toxische Menschen haben oft Schwierigkeiten damit, Grenzen zu akzeptieren, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse als wichtiger ansehen.
Ob es um emotionale, körperliche oder zeitliche Grenzen geht: Wenn du regelmäßig versuchst, andere zu überreden oder unter Druck zu setzen, nachdem sie bereits „Nein“ gesagt haben, verhältst du dich übergriffig.
#8
Nutzt du die Schwächen anderer gegen sie?
Weißt du, dass deine Freundin unsicher wegen ihres Gewichts ist und machst subtile Bemerkungen dazu, wenn ihr streitet? Kennst du die Ängste deines Partners und spielst bewusst darauf an, um ihn zu verletzen? Das ist emotionale Manipulation in Reinform.
Toxische Menschen sammeln Informationen über die Verwundbarkeiten anderer und setzen diese gezielt ein, wenn es ihnen nützt. Wenn du merkst, dass du das Vertrauen, das andere in dich gesetzt haben, gegen sie wendest, überschreitest du eine wichtige Grenze.
Erkennst du dich wieder?
Falls du mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet hast, bedeutet das nicht, dass du ein hoffnungsloser Fall bist. Es zeigt jedoch, dass du möglicherweise Verhaltensmuster entwickelt hast, die deinen Beziehungen schaden. Der erste Schritt zur Veränderung ist immer die ehrliche Selbsterkenntnis.
Toxisches Verhalten entsteht oft aus eigenen Verletzungen, Unsicherheiten oder erlernten Mustern. Wichtig ist, dass du bereit bist, Verantwortung zu übernehmen und an dir zu arbeiten. Das kann bedeuten, dass du dir professionelle Hilfe suchst, um die Ursachen deines Verhaltens zu verstehen und gesündere Kommunikationsmuster zu entwickeln.
Denk daran: Jeder Mensch hat toxische Momente – entscheidend ist, ob du bereit bist, diese zu erkennen, Verantwortung zu übernehmen und dich zu verändern. Deine Beziehungen und dein eigenes Wohlbefinden werden davon profitieren.
6 Anzeichen, dass du ein Trauma aus deiner Kindheit mit dir herumträgst (ohne es zu wissen)
Manche Erfahrungen aus der Kindheit hinterlassen tiefere Spuren, als uns bewusst ist. Oft schleichen sich alte Wunden in unseren Alltag ein – in Form von Verhaltensmustern, die wir uns nicht erklären können, oder intensiven Gefühlen, die scheinbar aus dem Nichts kommen. Wenn du dich in bestimmten Situationen immer wieder gleich fühlst oder reagierst, könnten ungelöste Kindheitserlebnisse dahinterstecken. Diese feinen Hinweise helfen dir dabei, genauer hinzusehen.