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Für mehr Gründerinnen

Jeannine Koch im Interview: So können wir dem „gender investment gap" entgegenwirken

Jeannine-Koch---Copyright-Emely-Timm

Ein eigenes Unternehmen gründen, davon träumen viele. Doch am Ende machen es nur wenige. Insbesondere wenige Frauen. Die Zahl der Gründerinnen liegt in Deutschland weit unter der Zahl der Gründer. Mit Jeannine Koch, Vorstandsvorsitzende des medianet berlinbrandenburg e.V., haben wir uns über genau dieses Problem unterhalten. Mit dem Female Investors' Dinner 2023 setzt sie sich für die Unterstützung von Startups von Frauen ein.

desired: Liebe Jeannine, kannst du kurz erklären, was der medianet berlinbrandenburg e.V. genau ist und was ihr macht?

Jeannine Koch: Wir sind der einzige interdisziplinäre Netzwerkverein der Medien-, Kreativ- und Digitalwirtschaft in der Region Berlin-Brandenburg. Zu uns gehören etwa 450 Mitgliedsunternehmen, dahinter verbergen sich etwa 1.500 Multiplikator*innen, darunter große etablierte Unternehmen wie z. B. Axel Springer SE, Deutsche Telekom AG, Universal Music und UFA GmbH, Ubisoft, der breite Mittelstand sowie Anwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfer*innen, Berater*innen aus der Medienbranche und zahlreiche Startups. Alle Unternehmen kommen aus den Bereichen Medien & Medientechnologien, Film/TV, Games, Kreativ- und Werbeagenturen und Digital Economy.

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Wir haben vor allem vier wichtige Aufgaben, denen wir intensiv nachkommen: Zum einen steht stets die Vernetzung unserer Mitglieder untereinander im Mittelpunkt, um neue Geschäftskontakte zu identifizieren oder neue Geschäftsideen zu entwickeln. Dies ermöglichen wir u. a. durch unsere zahlreichen 80-90 Events im Jahr, Delegationsreisen, Messeauftritte und und und.

Des Weiteren sind wir als Interessensvertretung – also als Sprachrohr in die Politik – für unsere Mitglieder unterwegs. Ein einzelnes Unternehmen kann an die Politik nur selten herantreten, wir als Verein können aber die Belange der Unternehmen gegenüber der Politik vertreten und damit Sichtbarkeit erzeugen. Außerdem spielt der Wissenstransfer innerhalb unserer Mitglieder eine große Rolle und überdies sind wir ebenfalls mit Aufgaben des Standortmarketings, wie Ansiedlung innerhalb der Hauptstadtregion, betraut.

Zum ersten Mal veranstaltet das medianet in diesem Jahr ein Female Investors' Dinner, also eine Veranstaltung speziell für Startups, die von mindestens einer Frau gegründet wurden. Wie kam es dazu?

Da lohnt sich ein Blick auf aktuelle Statistiken: Der Anteil weiblicher Gründerinnen liegt in Deutschland derzeit nur bei 20 %. Dabei erwirtschaften weibliche Gründungs-Teams in Deutschland auf fünf Jahre gesehen durchschnittlich 10 % mehr Einnahmen und schaffen rund fünf Arbeitsplätze mehr als von Männern gegründete Startups. Es ist also nur folgerichtig, diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken und verstärkt Frauen die Möglichkeit zu geben, in der Startup-Szene Fuß zu fassen, indem wir ihren Geschäftsideen eine eigene Plattform bieten und damit dem „gender investment gap“ entgegenzuwirken. Es haben sich rund 140 Startups beworben und wir sind sehr gespannt, welche Resonanz die etwa zwei Dutzend Startups, die von der Jury ausgewählt wurden, am 04. Mai erfahren werden.

Was glaubst du persönlich, warum gründen Frauen immer noch seltener ein Unternehmen als Männer und wie kann man hier mehr Gleichgewicht erreichen?

Aus meiner Perspektive ist das ein strukturelles Problem, welchem wir nur durch intensive Aufklärungsarbeit und Sichtbarmachung entgegenwirken können. Hierbei geht es unter anderem um Fragen rund um die Care-Arbeit, also wer kümmert sich um Kinder oder auch um die Pflege von Verwandten, wenn Frau gründet? Das bezieht sich auch auf staatliche Institutionen wie Kitas etc. Zudem haben Studien ergeben, dass in Startups mit ausschließlich weiblichen Gründerinnen deutlich seltener und weniger investiert wird, was die finanzielle Hürde für Frauen noch erhöht. Unglücklicherweise haben Frauen auch immer noch weniger Vertrauen in die eigene Kreativität und Flexibilität als Männer und stellen auch oftmals ihre Gründungen- oder Gründungsideen gar nicht als Startup dar, was wiederum die Gründung an sich gefährdet. Es ist ein jahrelanger anerzogener und struktureller Teufelskreis, den es nun zu durchbrechen gilt.

Aus diesem Grund ist es auch ein super Zeichen, dass die Berliner Senatswirtschaftsverwaltung kürzlich das Förderprogramm „Chancenfonds“ ins Leben gerufen hat, das den Anteil selbständiger Frauen erhöhen soll. Geplant sind hier Netzwerkveranstaltungen, Coaching-Programme und Beratungsstrukturen, wodurch u. a. der Zugang zu Kapital für Frauen erleichtert werden soll. Eines ist klar: Unser Wirtschaftsstandort wird umso stärker, je diverser er aufgestellt ist und weibliche Vorbilder hervorbringt.

Wie werden die Gründerinnen durch das Female Investors' Dinner und das medianet konkret unterstützt?

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Die Investors' Dinner-Reihe bringt Startups und Investor*innen an einem Abend an einen Tisch und bietet die Möglichkeit, die eigene Geschäftsidee in einem Speed-Pitch beim Dinner vorzustellen. Daraus ergeben sich im Optimalfall konkrete Investments, auf jeden Fall aber nachhaltige Kontakte zu wirklich hochkarätigen Investor*innen und den anderen anwesenden Gründer*innen. Durch das fundierte Feedback sammeln sie außerdem wichtige Erfahrungswerte. Außerdem haben wir starke Partner an Bord, die im Nachgang Workshops und Beratung für die Gründer*innen bereitstellen, um sie auf weitere Schritte vorzubereiten. Zudem erhalten die am Dinner teilnehmenden Startups eine einjährige Mitgliedschaft im medianet, wodurch sie die Möglichkeit haben, all unsere Netzwerkleistungen zu nutzen und gleichzeitig Zugriff auf eine riesige engagierte Community zu bekommen.

Hast du einen persönlichen Tipp, den du anderen Frauen für ihre Karriere mit an die Hand geben kannst, der dir vielleicht selbst schon geholfen hat?

Ich bin davon überzeugt, dass man alles erreichen kann, was in der eigenen Vorstellungskraft liegt. Ich glaube, das Wichtigste ist, mutig zu sein und auch mal ein Risiko einzugehen. Außerdem ist für mich eines immer präsent: Das Leben ist im steten Wandel und verändert sich jeden Tag von Sekunde zu Sekunde. Selbst wenn einmal etwas nicht so läuft, wie geplant, geht es immer weiter. Also keine Angst vor der Zukunft zu haben und immer im Moment zu leben und zu entscheiden, das ist für mich persönlich elementar. Natascha Wegelin – bekannt durch ihren Blog „Madame Moneypenny", in dem sie über finanzielle Unabhängigkeit von Frauen informiert – hat es als Gast in unserem medianet-Podcast „The Medium is the Message" einmal wunderbar formuliert: „Einfach mal machen!" Dem stimme ich zu 100 % zu.

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Weitere Informationen zum Female Investors' Dinner und anderen Veranstaltungen des medianets berlinbrandenburg findest du auf deren Website. Lust auf noch mehr Inspiration von weiblichen Role Models? Schau doch mal in unserer EmpowHER-Themenreihe vorbei:

EmpowHER: Unsere Themenreihe zu inspirierenden Frauen

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Bildquelle: Emely Timm, Die Hoffotografen

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