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Kommentar

Eine lesbische Königin für Frozen!

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„Frozen 2“ wird aus vielen Gründen heiß ersehnt. Nie war ein Disneyfilm so erfolgreich, so feministisch und so anders, als die Standard-Märchen, die sonst über die Leinwand flimmern. Nun befeuerte Regisseurin Jennifer Lee Gerüchte, dass die Wünsche der riesigen LGBTQ-Fangemeinde erhört wurden und Königin Elsa sich in eine Frau verlieben könnte. Das wäre wundervoll und ein riesiger Meilenstein in der Geschichte des Familienfilms. Ich finde: „Frozen“ eignet sich perfekt für die erste lesbische Königin der Disneygeschichte.

„Let it go“, der Titelsong vom Musicalfilm Frozen ist nicht nur Elsas Befreiungsschlag, der Moment, in dem sie der ganzen Welt zeigt, dass sie magische Kräfte hat. Mittlerweile ist es auch eine Hymne in der LGBTQ-Szene. Im Origaltext heißt es dort: „Conceal, don’t feel, don’t let them know. Well now they know ...Let it go, let it go. Can’t hold it back anymore." Auf Deutsch: „Verbirg es, fühl nichts, lass sie nichts wissen. Nun, jetzt wissen sie es. Ich lass es raus. Lass es raus. Kann es nicht mehr zurückhalten.“ Für viele queere Menschen beschreibt der Text genau ihre Emotionen, als sie ihr Coming-Out hatten. Viele wünschten Elsa daher auch auf Twitter für den angekündigten, zweiten Teil von „Frozen“, unter dem #giveelsaagirlfriend keinen Traumprinzen, sondern eine Freundin.

Die Twitter-Userin Gabzy schreibt zum Beispiel: „Gebt Elsa eine Freundin, dann gäbe es endlich mal [queere] Repräsentation. Als ich ein Kind war, hätte ich gerne gewusst, dass es Liebe nicht nur zwischen Junge und Mädchen gibt.“

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Wenn nicht „Frozen“, was dann?

Kaum ein Film könnte sich besser eignen, um die erste queere Hauptfigur in einem Disneyfilm zu präsentieren. Denn Frozen bricht schon im ersten Teil wunderbar mit Klischees. Ich war ganz verliebt in die Elsa, die mit allen Märchentraditionen brach und ihrer Schwester sagte, sie könnte keinen Mann heiraten, den sie gerade erst kennengelernt habe.

Nicht nur Elsas Kampf um Freiheit, sie selbst sein zu können, hat viele Mädchen, Jungen und mich beeindruckt. Auch das „Frozen“ uns zunächst über den wahren Bösewicht im Unklaren lässt und Anna die Bedeutung von wahrer Liebe nicht in einem Mann, sondern in ihrer Schwester findet, bricht mit allen Erwartungen, die wir sonst an eine Märchenverfilmung haben. Das machte sie zu meinem Lieblingsdisneyfilm.

Ein Vorbild für junge Mädchen

Eine Frau als Lebenspartnerin an Elsas Seite würde das noch steigern. Ich bin mir einer Sache ziemlich sicher: Kinderfilme beeinflussen die Wahrnehmung der Realität von Heranwachsenden. Wie oft haben wir Kinder sagen hören (oder selbst gesagt): „Eine Frau kann keine andere Frau heiraten“ oder „Das gibt es doch nicht“. Natürlich gibt es das.

Aber Kinder sehen nun mal nicht besonders weit über ihren eigenen Tellerrand hinaus. Das, was sie in ihrer unmittelbaren Umgebung wahrnehmen, halten sie für Realität. Für Kinder, die zu queeren Erwachsenen heranwachsen, aber in Haushalten mit einem klassischen Familienverständnis aufwachsen, ist es deshalb besonders schwer. Sie haben oft das Gefühl, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Daher begrüßt die LGBTQ-Community die Vorstellung, einen Filmcharakter als mögliches Vorbild für Kinder zu haben, der ebenfalls „anders“ ist.

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Die Twitter-Userin Ellie schreibt dazu: „Die Möglichkeit, dass Disney (so gering die Wahrscheinlichkeit auch sein mag) in Betracht zieht, Elsa eine Freundin zu geben, lässt das Kind in mir weinen wollen. Hätte es [queere] Repräsentation gegeben, als ich ein Kind war, hätte es mir viele Jahre der Verwirrung und des sich-nicht-zugehörig-Fühlens erspart.“

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Kinder werden hier zu nichts gezwungen

Es gibt zwei Aspekte an der ganzen Geschichte, die mich traurig stimmen. Zum einen: Warum erst jetzt? Das ist die Frage, die viele Entwicklungen für queere Rechte in den letzten Jahren begleitet. Aber ich will hier nicht zu kleinlich sein und mich einfach freuen. Falls Disney Elsa wirklich eine Freundin gibt, dann werde ich ganz vorn in der Schlange zum Kino stehen und diese Entscheidung feiern. Doch da wäre noch eine Sache, die meine Freude trübt: homophobe Menschen. Bei Facebook schreibt eine Nutzerin unter einem Beitrag von Pomiflash zu dieser Thematik:

Meine Tochter ist 4 und ein riesen Elsa-Fan. In diesem Alter einem Kind zu vermitteln, dass ihr Lieblingscharakter „lesbisch“ ist halte ich für sehr gewagt und in diesem Alter für absolut unangemessen einem Kleinkind die sexuelle Orientierung ihres „Idols“ zu erklären. Ich hoffe also nicht, dass Elsa's Rolle dadurch kaputt gemacht wird. Das hat auch rein gar nichts mit Toleranz oder Intoleranz zutun!
Facebook-Nutzerin
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Die Kritik steht oft unter dem Deckmantel der Sorge um die Frühsexualisierung von Kindern. Die Argumentation hinkt, da eindeutig heterosexuelle Handlungen nicht kritisiert werden. Niemand findet es anstößig, wenn Elsas jüngere Schwester Anna in Frozen mit Hans durchbrennen will oder am Ende mit Christof knutscht. Die eindeutige, heterosexuelle Handlung wird nicht als aufdringlich empfunden. Ich finde diese Kommentare daher einfach nur homophob. Es klingt so, als ob sie sagen würde: Heterosexuell ist normal und deshalb nicht anstößig, homosexuell dagegen falsch, manipulierend und nur etwas für Erwachsene.

Keine Sorge um „negatives Vorbild“

Die Eltern, die fürchten, ihre Kinder könnten durch das Anschauen eines Films mit einem queeren Hauptcharakter schwul oder lesbisch werden, möchte ich an die Szene erinnern, in der Elsas Eltern gefragt werden, ob sie verflucht wurde oder mit ihren Kräften auf die Welt kam. Ihr Vater sagt, dass sie so geboren wurde. Schon wieder ein wundervolles Gleichnis: Auch eine sexuelle Orientierung können wir keinem Kind aufdrängen. Falls eure Kinder eines Tages Menschen mit gleichem Geschlecht lieben und „Frozen“ gesehen haben, wird das ein Zufall sein. Aber falls es im zweiten „Frozen“-Teil eine lesbische Königin von Arendale gibt, dann werden sehr viele Kinder endlich eine Verbündete im Kampf um Anerkennung finden.

Helena Serbent

Abwarten und hoffen

Es bleibt abzuwarten, ob wir in Bezug auf Elsa wirklich die Regenbogenfahne schwenken dürfen. Ich würde mich sehr über diese Figur freuen und eines Tages meinen Kindern erzählen: „Das war die erste Figur von Disney, die lesbisch sein durfte.“ Sie werden hoffentlich lachen, weil es so absurd ist, dass das mal eine diskussionswürdige Angelegenheit war und für sie nun Alltag. Ich drücke fest die Daumen, damit „Frozen 2“ ein Meilenstein der Geschichte werden wird.

Helena Serbent
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Bildquelle: Disney, Giphy