Vor ein paar Monaten habe ich mich überraschend von meinem damaligen Freund getrennt, und mir kurz darauf schon eine Dating-App installiert. Während mir viele Freunde dazu rieten, erst mal eine gewisse Zeit lang Single zu sein, bin ich inzwischen wieder in einer sehr glücklichen Beziehung. Ich mochte das Leben als Single einfach nicht, habe aber nun das Gefühl, mich für meine neue Beziehung rechtfertigen zu müssen. Doch warum muss ich meinem Umfeld überhaupt beweisen, dass ich auch alleine klar komme?

In der Reihe „Ich steh’ dazu“ nimmt die desired-Redaktion kein Blatt vor den Mund. Egal, ob es um gesellschaftliche Tabuthemen, peinliche Erlebnisse oder persönliche Schwächen geht: Wir stehen einfach dazu! Erfahre, was uns bewegt und entdecke Themen, über die sonst nicht so offen gesprochen wird!
Ich wusste, dass ich gegen eine geläufige Dating-Regel verstoße, als ich mir kurz nach meiner Trennung ein OkCupid-Profil anlegte:
Du musst erst mal alleine klarkommen und herausfinden, wer du ohne Beziehung bist, bevor du dich auf einen neuen Partner einlassen kannst.
ungeschriebenes Dating-Gesetz
Diesen Ratschlag kannte ich nicht nur aus Frauenmagazinen, sondern bekam ihn auch von Freunden und Familienmitgliedern zu hören. Ich zögerte daher, Menschen in meinem Umfeld von meinen Dates zu erzählen. Ich wusste, wie das von außen betrachtet aussehen muss: Kaum ist Nina Single, betreibt sie Beziehungshopping, um bloß nicht alleine zu sein.
Ich höre lieber auf meine eigenen Bedürfnisse
Ich ignorierte diesen Ratschlag jedoch. Hätte ich erst viele Monate später mit meiner Partnersuche begonnen, hätte ich damit zwar die Erwartungen meines Umfelds erfüllt, aber nicht auf meine eigenen Bedürfnisse gehört. Lieber nahm ich daher in Kauf, wie eine unselbstständige Frau wahrgenommen zu werden, als so zu tun, als wäre ich als Single glücklich. Mir ist bewusst, dass viele Menschen wesentlich länger brauchen, um sich nach einer Trennung auf jemand Neues einlassen zu können. Doch ich sehe es nicht ein, nur ihnen zuliebe meine kostbare Lebenszeit als Single zu verbringen.
Seitdem ich mit 15 mit meinem ersten Freund zusammenkam, dauerte meine längste Single-Phase höchstens sechs Monate an. Meine Beziehungen gingen fast immer ineinander über, was im Klartext heißt: Ich verliebte mich in jemand anderen und fing eine neue Beziehung an. Lediglich mit meinem letzten Ex-Freund war das anders. Bevor ich dieses Jahr mit ihm Schluss machte, hatte er sich vor zwei Jahren auch schon mal von mir getrennt. In dieser Zeit war ich das erste Mal seit Beginn meines Dating-Lebens Single – und ich habe es gehasst.
Du kannst jetzt für dich alleine kochen, yay!
In meiner Single-Zeit habe ich versucht, die Vorzüge des Alleinseins zu genießen: Man ist niemandem Rechenschaft schuldig, muss weniger Rücksicht nehmen, hat mehr Zeit für seine Hobbys, kann die Filme und Serien schauen, die man mag und kann spontan Männer abschleppen – no strings attached.
Klingt erst mal großartig, jedoch nicht für mich. Während viele meiner Single-Freunde aus diesen Gründen nicht auf Partnersuche sind, konnte ich diese vermeintlichen Vorzüge nicht genießen. Ich hatte in meinen Beziehungen nie ein Problem damit, auf meinen Partner Rücksicht zu nehmen oder meine Abendplanung und Urlaubszeiten abzusprechen.
Mehr Zeit hatte ich als Single durchaus. Doof nur, dass mein Lieblingshobby Kochen ist und es mir überhaupt keinen Spaß macht, für mich alleine Essen zuzubereiten. Natürlich habe ich hin und wieder auch für meine Freunde gekocht, es war aber nicht dasselbe. So cheesy es auch klingt, meine größte Motivation beim Kochen ist die Liebe.
Und um noch ein Klischee zu erfüllen: Ich habe in dieser Zeit typische „Frauen-Serien“, wie „Gossip Girl“ oder „Pretty Little Liars“ durchgesuchtet. Ich genieße es jedoch gerade viel mehr, mit meinem neuen Freund meinen Horizont zu erweitern und beispielsweise auf Netflix eine 18-stündige Dokureihe über den Vietnamkrieg anzuschauen (was ich alleine niemals tun würde). Die Sache mit den One-Night-Stands habe ich in dieser Zeit übrigens auch ausgetestet, jedoch war auch das eher ernüchternd: Verglichen mit dem intimen Sex in einer Beziehung ist mir keine dieser Begegnungen nachhaltig in Erinnerung geblieben.
Bildquelle: Anna Düe
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