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Degrowth

Konsumverzicht: Weg vom Haben, hin zum Sein

Konsumverzicht

Mein ganzer Besitz passt in einen Koffer. Diesen Satz wird hierzulande wohl so gut wie niemandem über die Lippen kommen. Trotzdem: Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst gegen den Konsum – manche auf Zeit, andere sogar auf Dauer. Denn sie sind den Überfluss satt. Und sie haben genug davon, Spielball der Werbebranche zu sein. So setzen sie den undurchsichtigen Produktions- und Lieferketten und der Logik des Mehr und immer Neuen den simplen Verzicht entgegen. Wir verraten Dir, wie genau diese neue Beschränkung aufs Wesentliche funktioniert und was es Dir persönlich bringt.

Genügsamkeit ist in der Regel nicht gerade unsere Stärke – wir ergötzen und berauschen uns am Neuen, sei es noch so überflüssig, wir suchen darin Glück und Trost. An PS-starken Symbolen oder dem teuren Smartphone machen wir unseren Status fest, jeder Trend-Klamotte rennen wir hinterher. Unsere Kleiderschränke quellen über und doch finden wir nicht das Richtige anzuziehen. So hat das Alte dem Neuen zu weichen und kommt in den Müll.

Konsumverzicht
Konsumverzicht

Du produzierst 617 Kilogramm Müll im Jahr

Im Schnitt besitzt jeder Deutsche rund 10.000 Dinge, nutzt aber nur einen Bruchteil davon. 617 kg Müll produziert er im Jahr, mehr als jeder andere Europäer. Damit hinterlassen wir, jeder Einzelne, im Schnitt einen ökologischen Fußabdruck von 5,1 Hektar Fläche. Zu viel für diese Erde.

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Viele Menschen fühlen sich damit nicht mehr wohl und gar erdrückt von der Last ihres Riesenlatschens. Sie überdenken Lebensweise, Ess- und Konsumverhalten. Begriffe wie Downshifting, Upcycling, Slow Food, Slow Fashion oder Slow Travel sowie Veganismus stehen für die Postwachstums-Bewegung. Sie haben vermutlich alle vom sogenannten „Degrowth“ gehört – die Abkehr vom Wachstums-Prinzip. Sie wollen sich nicht mehr an der Massentierhaltung beteiligen, und dem irren Flächenverbrauch, der damit einhergeht, auch nicht an dem Abbau der knappen Ressourcen. Entkommerzialisierung und Entschleunigung heißen die Maxime.

Die riesige Fülle des Minimalismus

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Mehr Glück durch Konsumverzicht

So werden seit einiger Zeit Werte wie Genügsamkeit, Achtsamkeit und Minimalismus, Einfachheit und Verzicht zunehmend praktiziert und gelebt. Auf kommerzieller Ebene investieren etwa Firmen statt in Quantität in Qualität. Aber auch Sharing-Konzepte, Leih- und Tauschbörsen etablieren sich. Nicht mehr Genutztes kann man zum Beispiel spenden, etwa ans Berliner Sozialkaufhaus Fairkauf, der Berliner Stadtmission oder Oxfam. Auch auf dem Flohmarkt lassen sich ungenutzte Materialien anderen Menschen zugänglich machen.

Das Weniger an Konsum, so erfahrende Post-Kapitalisten, bringe einem mehr an persönlicher Freiheit und Glück. Denn um Glück zu erfahren, braucht es kein Haben, sondern ein Sein. Statt unzählige Selbstverwirklichungsangebote zeitintensiv zu bewerten, vergleichen und auszuwählen, ist es beglückender, sich davon zu befreien. Lieber wenige Produkte von guter Qualität als viel minderwertigen Ausschuss.

Autark in der Natur?

Slow Fashion zum Beispiel dreht trendiger Billigware den Rücken zu und stellt hohe Qualität und gute Verarbeitung sowie Fairness und Unabhängigkeit von kurzlebigen Trends in dem Fokus. Grüne Mode legt besonderen Wert auf nachwachsende Ressourcen, wie Milch, Kaffeesatz oder Algen und biologische Abbaubarkeit. Ähnlich beim Slow Food, dessen Motto gut, sauber und fair lautet. Manche Menschen gehen so weit, sich vollends zurückzuziehen. Sie leben autark in der Natur, etwa im Campingwagen, verzichten auf Strom, bauen selbst ihre Nahrung an und begnügen sich mit dem Allernötigsten.

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Gerade in der heutigen Zeit, in der alles vermarktet wird, was irgendwie an Mann, Frau oder Kind gebracht werden kann, erfordert das ein riesiges Maß an Disziplin und Selbstbeherrschung. Ein Versuch auf Zeit verspricht allerdings einige tolle NEUE Erfahrungen. Der Verzicht kann auch, ähnlich wie beim Fasten, auf bestimmte Bereiche begrenzt werden – etwa auf die Mode, aufs Essen, auf Technik oder aufs Transportieren ohne Plastik.

Bildquelle: iStock/Catalin205