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Filmkritik:

Book Club: Wenn ein Erotikroman die Begierde entfacht

Bookclub-Filmposter

Am 13. September kommt der Film „Book Club – Das Beste kommt noch” in die deutschen Kinos: Diane Keaton, Jane Fonda, Candice Bergen und Mary Steenburgen spielen vier alte Freundinnen jenseits der 60, die sich jeden Monat zum Buchklub treffen. Als sie einen berühmten Erotikroman lesen, entdecken sie ihre sexuelle Begierde wieder. Ich habe den Film gesehen und kann ihn, trotz der schönen Thematik, leider nur bedingt empfehlen. 

Die Handlung des Films ist übersichtlich: Diane ist verwitwet, Sharon seit 18 Jahren geschieden und Carol hat in ihrer eingefahren Ehe mit der Unlust ihres Mannes zu kämpfen. Außer bei Dauersingle Vivian spielt Sex im Leben der Freundinnen keine Rolle mehr. Bis zu dem Tag, an dem der BSDM-Erotik-Roman „Fifty Shades of Grey” zur Pflichtlektüre des Buchklubs wird. Plötzlich werden in den Freundinnen längst vergessene Bedürfnisse geweckt.

Den Trailer zum Film kannst du dir hier anschauen:

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Beim Anschauen des Trailers hatte ich sofort das Gefühl zu wissen, wie dieser Film sein würde: Eine typische Hollywood-Komödie mit übersichtlichen Handlungssträngen, durchschaubaren Konflikten und offensichtlichen Lösungen. Das Happy End scheint vorprogrammiert. Auch, wenn gleich vier Hollywood-Diven sich hier die Ehre geben: Mehr als eine Standard-Komödie habe ich nicht erwartet. Und diese Erwartung wurde erfüllt. Dabei finde ich viele Botschaften des Filmes sehr schön.

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Überraschung: Mütter sind auch nur Menschen

Aus der Sicht einer Person Mitte 20, die die (Enkel)-Tochter einer der Charaktere sein könnte, kommt besonders eine Botschaft bei mir an: Mütter sind auch nur Menschen. Und nur, weil sie es vielleicht als Lebensaufgabe ansehen, uns zu umsorgen, bedeutet das nicht, dass sie damit das Recht auf ein Privatleben einbüßen. Wenn wir aus dem Haus sind, wollen sie auch wieder Spaß haben, vielleicht die Beziehung zu ihrem Partner auffrischen oder sich wieder ins Dating-Abenteuer stürzen. Es kann sehr merkwürdig sein, die eigenen Eltern bei diesem zweiten Frühling zu beobachten. Doch wir müssen das ertragen, weil es ihr gutes Recht ist. 

Schönheit und Alter widersprechen sich nicht

Die zweite Botschaft lautet: „Sexuelle Begierde ist keine Frage des Alters!“ Ich finde das toll, denn Hollywood stellt Weiblichkeit gerne mal sehr eintönig da. Die meisten Heldinnen in Rom-Coms sind sportlich schlanke Frauen Mitte 20, auf dem Weg zum Traumjob. Schauspielerin Jamie Lee Curtis kündigte 2004 ihren Rückzug aus dem Filmgeschäft an, da sie dieses einseitige Schönheitsbild in Hollywood nicht mehr ertrug. Gegenüber der Financial Times Deutschland sagte sie damals: „Ich bin 46 Jahre alt, mein Körper hat sich verändert. Lebe ich in einer Gesellschaft, in der man nicht mehr altern darf? Das kann doch nicht sein!”

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Deshalb sehe ich einen Schritt in die richtige Richtung, wenn ein Film mit Hollywood-Ikonen um die 60 produziert wird. Hier sehen wir Frauen, die Falten haben und sich für ein Date nicht mehr in ein Minikleid quetschen. 

Sharon (Candice Bergen)
Sharon (Candice Bergen) hat Skrupel, sich nach 18 Jahren wieder in den Dating-Pool zu stürzten.

Leider wird nur an der Oberfläche gekratzt

Doch an den tatsächlich relevanten Themen, wie Begehrtsein, Lust und Sehnsucht jenseits der 30, wird nur oberflächlich gekratzt. Der Film will dem Zuschauer optisch und emotional gefallen und bleibt deshalb immer harmlos: Keine Nacktszene, keine echte Sexszene (nur der Moment danach), keine schmerzhaften Aha-Momente.

Die Schauspielerinnen, die allesamt zur A-Liga Hollywoods zählen, sind weit entfernt ihr Können zu zeigen und bilden eher die vier Standard-Frauenbilder ab: Heldin, sexy Biest, arme Hausfrau und in sich noch ganz wilde, aber nach außen frigide Karrierefrau, zusammen die „Sex and the City”-Figuren in ein paar Jahren. 

Helena Serbent

Süß, aber lau

Der Film lässt dich schmunzeln, allerdings solltest du nicht nach einem tief versteckten Sinn oder neuen Erkenntnissen suchen. In Momenten, wo Ängste tatsächlich angesprochen werden, kommt schnell der nächste, oberflächliche Klischeewitz, damit die Situation ja nicht unangenehm wird. Dafür ist dieser Streifen natürlich familienfreundlich. Eben eine typische Rom-Com.

Wenn du ein Fan von amerikanischen Komödien wie „Von Frau zu Frau” oder dem „Sex and the City”-Film bist, wirst du mit Book Club einen netten Abend haben. Ein süßer Film, den du vielleicht gemeinsam mit deiner Mutter sehen kannst. Wirst du dir den Film anschauen?

Helena Serbent
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Bildquelle: Twentieth Century Fox/Square Entertainment/Telepool