1. desired
  2. Liebe
  3. Menschen, die Liebe zeigen, fühlen sich selbst viel geliebter – sagt die Wissenschaft

Bumerang-Effekt

Menschen, die Liebe zeigen, fühlen sich selbst viel geliebter – sagt die Wissenschaft

Liebe geben
© Getty Images/Mary Long

Ein kleines Kompliment hier, eine Umarmung da – Menschen, die regelmäßig Liebe zeigen, haben ein Geheimnis entdeckt: Sie fühlen sich selbst viel geliebter. Eine Studie enthüllt jetzt, warum das Geben von Zuneigung der beste Weg ist, um selbst mehr davon zu bekommen.

Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol gekennzeichnet.  Mehr erfahren.

Stell dir vor, es gäbe einen simplen Trick, mit dem du dich jeden Tag ein bisschen geliebter fühlen könntest. Keine teuren Geschenke, keine großen Gesten – nur eine kleine Veränderung in deinem Verhalten. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Forscher*innen der Pennsylvania State University haben genau das in einer kleinen Feldstudie untersucht und dabei eine faszinierende Entdeckung gemacht. Sie begleiteten 52 Menschen vier Wochen lang durch ihren Alltag und ließen sie sechsmal täglich dokumentieren, wie geliebt sie sich fühlten und wie viel Zuneigung sie selbst zeigten.

Anzeige

Das Ergebnis ist verblüffend: Die Menschen, die häufiger Liebe ausdrückten, fühlten sich tatsächlich selbst geliebter – aber nicht sofort, sondern mit einer zeitlichen Verzögerung, die alles verändert.

Das „Drei-Stunden-Geheimnis“ der Liebe

Denn hier wird es interessant: Wenn du Liebe zeigst, spürst du die Auswirkungen nicht sofort. Stattdessen erreicht das warme Gefühl des Geliebtwerdens seinen Höhepunkt etwa drei Stunden später. Das ist, als würdest du einen emotionalen Bumerang werfen – er kommt immer zu dir zurück, aber erst nach einer kleinen Verzögerung. Die Forschenden vermuten, dass in diesen drei Stunden ein faszinierender Prozess abläuft: Andere Menschen reagieren auf deine Zuneigung, denken über dein Verhalten nach und geben dir möglicherweise selbst Liebe zurück. Du könntest beispielsweise morgens deiner Kollegin ein ehrliches Kompliment machen und nachmittags überrascht feststellen, wie wohl du dich in ihrer Nähe fühlst – ohne zunächst zu verstehen, warum.

Liebevoller werden geliebte Menschen nicht

Die Studie kam aber auch zu einem Plot-Twist, den man so vielleicht nicht erwartet: Der umgekehrte Effekt funktioniert nicht. Menschen, die sich besonders geliebt fühlen, werden danach nicht automatisch liebevoller zu anderen. Im Gegenteil – die Forscher*innen fanden sogar schwache Hinweise darauf, dass wir nach intensiven Liebesgefühlen eher weniger Zuneigung zeigen. Das könnte daran liegen, dass wir uns in diesem wohligen Gefühl des Geliebtwerdens so richtig fallen lassen und dabei vergessen, selbst aktiv zu werden.

Anzeige

Es ist ein bisschen wie bei einem warmen Bad: Wenn wir uns richtig geliebt fühlen, werden wir möglicherweise zu entspannt, um selbst die Initiative zu ergreifen. Die Wissenschaftler*innen sprechen von „Self-Cherishing“ (übersetzt Selbstverliebtheit). Wir sind so damit beschäftigt, unser eigenes Liebesgefühl zu genießen, dass wir darüber das Geben vergessen.

Menschen mit stabilen Liebesgefühlen sind glücklicher

Während die meisten Emotionen ziemlich schnell wieder abklingen, haben Liebesgefühle eine bemerkenswerte Eigenschaft: Sie halten deutlich länger an. Die Studienteilnehmer*innen, die ihre Liebesgefühle über längere Zeit aufrechterhalten konnten, zeigten deutlich höhere Werte beim psychischen Wohlbefinden und „Flourishing“, einem Zustand, in dem Menschen richtig aufblühen.

Das ist vergleichbar mit dem Unterschied zwischen einem kurzen Feuerwerk und einem gemütlichen Kaminfeuer: Während andere positive Gefühle wie Freude oder Aufregung schnell wieder verschwinden, wärmt uns die Liebe viel länger von innen. Die Forschenden verglichen dies mit dem Konzept des „Savoring“; der Kunst, schöne Momente bewusst auszukosten und ihre Wirkung zu verlängern.

Liebe funktioniert überall

Das Geniale an dieser Entdeckung: Sie gilt nicht nur für romantische Beziehungen. Die Wissenschaftler*innen untersuchten alle Formen zwischenmenschlicher Zuneigung – von der Liebe zwischen Familienmitgliedern über Freundschaften bis hin zu flüchtigen, aber herzlichen Begegnungen mit völlig fremden Menschen.

Anzeige

Also, ein freundliches Gespräch mit der Kassiererin im Supermarkt, ein aufmunterndes Wort für einen gestressten Kollegen oder eine spontane Umarmung für deine beste Freundin. All diese Momente der Verbindung können den gleichen positiven Effekt haben. Das bedeutet, dass du jeden Tag unzählige Gelegenheiten hast, sowohl Liebe zu geben als auch (mit einer kleinen Verzögerung) selbst mehr davon zu spüren.

Micro-Momente mit Mega-Wirkung

Du musst keine großen Liebesbekundungen machen oder dich völlig verausgaben, um von diesem Effekt zu profitieren. Die Forscher*innen betonten, dass bereits kleinste Gesten der Zuneigung ausreichen. Ein ehrlich gemeintes „Wie geht's dir denn?“, eine helfende Hand beim Tragen schwerer Taschen, aufmerksames Zuhören, wenn jemand von seinem Tag erzählt, oder auch nur ein warmes Lächeln für jemanden, der müde aussieht.

Diese winzigen Momente der menschlichen Verbindung – die Wissenschaftlerinnen nennen sie „Micro-Momente der Liebe“ – können sich über die Zeit zu einem deutlich stärkeren Gefühl des Geliebtwerdens summieren. Es ist wie bei einem Sparbuch für Emotionen: Jede kleine Einzahlung an Zuneigung bringt dir später Zinsen in Form von warmen, liebevollen Gefühlen.

Liebe lässt sich lernen

Diese Studienergebnisse sind wie eine Bedienungsanleitung für mehr Glück im Alltag. Du musst nicht warten, bis andere dir Liebe zeigen, du kannst selbst aktiv werden und dadurch dein eigenes Wohlbefinden steigern. Das bedeutet nicht, dass du dich verstellen oder übertrieben nett sein sollst. Vielmehr geht es darum, die kleinen Momente der Verbindung bewusst wahrzunehmen und zu nutzen. Frag dich regelmäßig: Wem habe ich heute zuletzt gezeigt, dass er mir wichtig ist?

Anzeige

Die Forscher*innen schlagen vor, Liebe als eine erlernbare Fähigkeit zu betrachten, genau wie Kochen oder Autofahren. Mit etwas Übung und Aufmerksamkeit können wir alle besser darin werden, Zuneigung zu geben und zu empfangen, ohne uns dabei komisch vorzukommen. Der Clou dabei: Während du anderen hilfst, sich geliebt zu fühlen, hilfst du automatisch auch dir selbst. Es ist eine Win-Win-Situation, bei dem alle Beteiligten profitieren – du musst nur den ersten Schritt machen.