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Laut Psychologin

Warum es uns so schwerfällt, in Beziehungen über Bedürfnisse zu sprechen – und wie wir das ändern

Paar steht zusammen auf einer Dachterasse
© Pexels / cottonbro studio

Mit den eigenen Bedürfnissen ist es so eine Sache – vor allem, wenn Emotionen im Spiel sind. Manchmal wissen wir selbst nicht so richtig, was wir eigentlich von unserem Partner oder unserer Partnerin brauchen. Manchmal wissen wir es zwar, aber finden nicht die richtigen Worte oder im schlimmsten Fall sogar die falschen. Doch warum fällt es uns eigentlich so schwer, in Beziehungen über Bedürfnisse zu sprechen? Und wie können wir darin besser werden? Wir haben bei einer Psychologin nachgefragt.

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Warum Bedürfnisse in Beziehungen oft unausgesprochen bleiben

In einer aktuellen Studie von ElitePartner, für die 4.234 Liierte befragt wurden, lassen sich drei Gründe ausmachen, warum die eigenen Bedürfnisse in vielen Beziehungen zu kurz kommen. Lisa Fischbach, Diplom-Psychologin, Paarberaterin und ElitePartner-Expertin, hat uns diese unterschiedlichen Gründe näher erläutert:

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#1 Wir kennen unsere Bedürfnisse selbst nicht

In der ElitePartner-Studie wird vor allem eines klar: Jüngere Menschen haben größere Schwierigkeiten damit, offen und ehrlich über ihre Bedürfnisse zu sprechen. Jede*r dritte Liierte zwischen 18 und 39 Jahren gab sogar an, oft nicht genau zu wissen, was seine bzw. ihre Bedürfnisse in der Beziehung eigentlich sind. Mit dem Alter sinkt diese Unsicherheit deutlich, was zeigt, dass das Wahrnehmen der eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche eng mit unserer Lebens- und Beziehungserfahrung zusammenhängt.

„Oft fehlt das Vertrauen, mit unterschiedlichen Bedürfnissen akzeptiert zu werden“, sagt Lisa Fischbach. „Wer wenig Übung im Führen konstruktiver Gespräche gesammelt oder negative Erlebnisse in Form von Ablehnung oder Kritik gemacht hat, zieht sich in der Regel eher zurück, anstatt sich offen zu zeigen.“

Jüngere Menschen seien zudem noch auf der Suche nach ihrer eigenen Identität und ihren Grenzen, was die Unsicherheit in Bezug auf die eigenen Bedürfnisse in Partnerschaften verstärkt. Am Ende kann sich das allerdings negativ auf die Beziehungsdynamik auswirken: Laut Studie nervt es gut die Hälfte der Befragten, wenn der Partner oder die Partnerin nicht weiß, was er bzw. sie will.

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#2 Wir erwarten, dass der Partner oder die Partnerin unsere Bedürfnisse errät

Hier sind besonders Frauen betroffen, wie die Umfrage zeigt: 37 Prozent stimmten der Aussage „Ich bin enttäuscht, wenn mein*e Partner*in nicht spürt, was ich möchte“ zu (im Vergleich: bei den Männern sind es 27 Prozent). Doch ganz egal, ob Mann oder Frau: „Es ist eine Illusion zu glauben, dass der Partner oder die Partnerin automatisch nonverbal spüren kann, was man braucht – vor allem, wenn es nie offen kommuniziert wurde“, so Lisa Fischbach.

„Diese Erwartungshaltung ist schädlich für das Miteinander, weil sie die emotionale Verbindung schwächt. Es entsteht eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Das kann dazu führen, dass man das Gefühl bekommt, nicht gesehen oder verstanden zu werden. Im Laufe der Zeit entwickelt sich daraus Unzufriedenheit, Rückzug oder emotionale Distanz. Zudem besteht das Risiko, dass unausgesprochene Bedürfnisse sich aufstauen und irgendwann in einem emotionalen Ausbruch oder passiv-aggressivem Verhalten entladen.“

#3 Wir halten unsere Bedürfnisse zurück, um Konflikte zu vermeiden

Was Konfliktvermeidung angeht, sind im Gegensatz zum vorherigen Punkt eher Männer betroffen: 35 Prozent stimmen laut der ElitePartner-Studie häufig gemeinsamen Vorhaben zu, obwohl sie eigentlich keine Lust haben. Und 28 Prozent schweigen aus Sorge vor schlechter Stimmung, wenn sie etwas stört. Wie Lisa Fischbach erklärt, sei dieses Verhalten tief in sozialen Rollenbildern verwurzelt: „Männer werden dazu erzogen, Konflikte auf Beziehungsebene zu vermeiden und stattdessen Stärke zu zeigen. Zudem lernen sie in ihrer Erziehung oft viel zu wenig, ihre Gefühle wahrzunehmen und zu verbalisieren.“

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Die Harmonie, die Männer versuchen aufrechtzuerhalten, indem sie ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle zurückhalten, hat allerdings ihre Schattenseiten: „Langfristig wirkt sich das negativ auf die Beziehung aus“, so die Psychologin. „Unausgesprochene Frustration kann sich aufstauen und in Form von emotionaler Distanz, Vorwürfen oder sogar Resignation manifestieren. Es entsteht ein Teufelskreis, in dem Konflikte vermieden werden, die Unzufriedenheit jedoch wächst. Das untergräbt die Grundlage für echte Nähe und gegenseitiges Verständnis.“

Wie schafft man es, seine Bedürfnisse zu erkennen und zu teilen?

Wir sehen also: Es ist völlig egal, aus welchem Grund wir unsere Bedürfnisse in Beziehungen für uns behalten – am Ende fällt uns das eigentlich immer auf die Füße und wirkt sich negativ auf unsere Beziehungen aus. Die Devise lautet also: Selbstreflexion und offene Kommunikation! Das Erkennen und Teilen unserer Gefühle und Bedürfnisse ist laut Lisa Fischbach ausschlaggebend, um Missverständnisse zu vermeiden und eine stabile, vertrauensvolle Verbindung zu fördern und damit ein wichtiger Schritt zu einer erfüllten Beziehung.

Wie du besser darin werden kannst, deine Bedürfnisse zu erkennen und sie mit deinem Partner oder deiner Partnerin zu teilen, hat uns die Psychologin ebenfalls verraten:

  • Regelmäßige Zeit für Selbstreflexion: Das kann bedeuten, sich bewusst zu fragen: „Was brauche ich gerade? Was macht mich glücklich oder unzufrieden?“ Dabei ist es wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein, ohne die eigenen Wünsche zu bewerten oder zu unterdrücken. Das Führen eines Tagebuchs kann dabei unterstützen, Muster zu erkennen und eigene Gefühle besser zu verstehen.
  • Offene und respektvolle Kommunikation: Beim Teilen der Bedürfnisse sind „Ich-Botschaften“ sehr hilfreich, weil sie den Fokus auf die eigenen Gefühle legen, ohne den Partner oder die Partnerin anzugreifen. Zum Beispiel: „Ich fühle mich manchmal alleingelassen, wenn wir nicht regelmäßig Zeit füreinander finden.“ Es ist auch wichtig, aktiv zuzuhören und den Partner oder die Partnerin ernst zu nehmen, denn das Verständnis für seine bzw. ihre Bedürfnisse fördert eine vertrauensvolle Atmosphäre.
  • Gemeinsam nach Lösungen suchen, statt nur Probleme benennen: Das schafft ein Team-Gefühl. Und letztendlich sollte man sich bewusst sein, dass Bedürfnisse im Laufe der Zeit variieren können – Flexibilität und Offenheit sind daher essenziell.

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