Entscheidungsunfähigkeit ist weit verbreitet und kann verschiedene Ursachen haben. Manchmal liegt es an zu hohen Ansprüchen an uns selbst, manchmal an der Angst vor Verantwortung oder den Konsequenzen. Die gute Nachricht: Wenn du diese typischen Gedankenmuster erkennst, kannst du bewusst daran arbeiten, sie zu durchbrechen und wieder handlungsfähig zu werden.
#1
„Wenn ich entscheide, bin ich schuld, wenn es schief geht.“
Dieser Gedanke ist wohl einer der häufigsten Blockaden bei Entscheidungen. Die Angst vor Verantwortung und möglichen negativen Konsequenzen lähmt uns komplett. Menschen mit diesem Gedankenmuster malen sich oft die schlimmsten Szenarien aus und stellen sich vor, wie andere sie für eine falsche Entscheidung verurteilen könnten. Dabei vergessen sie, dass auch Nicht-Entscheiden eine Entscheidung ist – und dass Fehler zum Leben dazugehören und oft die besten Lernmöglichkeiten bieten.
#2
„Es muss die perfekte Lösung geben.“
Perfektionist*innen haben es besonders schwer mit Entscheidungen. Sie glauben, es müsse für jede Situation die eine, absolut richtige Antwort geben, mit der alle zufrieden sind und die für niemanden einen Kompromiss bedeutet. Diese Denkweise führt dazu, dass sie endlos recherchieren, Pro- und Contra-Listen erstellen und sich in Details verlieren. Doch in den meisten Lebensbereichen gibt es nicht die eine perfekte Lösung, sondern verschiedene Optionen mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen.
#3
„Ich weiß nicht, was richtig ist.“
Wenn Menschen, die sich schlecht entscheiden können, nach der perfekten Lösung suchen, dann fehlt ihnen oft der Fokus und der Glaube an ihr eigenes Urteilsvermögen. Sie denken, nicht genug zu wissen, um zu entscheiden, ob nun die Vorteile von Option A oder von Option B überwiegen.
#4
„Was werden die anderen denken?“
Die Meinung anderer wiegt bei unentschlossenen Menschen oft schwerer als die eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Sie machen sich Sorgen, dass ihre Entscheidung von Freund*innen, Familie oder Kolleg*innen kritisiert werden könnte. Dieser Gedanke führt dazu, dass sie ihre Entscheidung immer wieder aufschieben oder sich von anderen beeinflussen lassen, statt auf ihr eigenes Bauchgefühl zu hören.
Journaling kann helfen
Wenn du dich schlecht entscheiden kannst, kann es helfen, deine Gedanken aufzuschreiben. Zum Beispiel in diesem wunderschönen Journal:
#5
„Ich könnte etwas Besseres verpassen“
Die Angst vor dem Verpassen – auch bekannt als „Fear of Missing Out“ – ist ein typisches Phänomen unserer Zeit. Menschen mit diesem Gedankenmuster fürchten, dass gleich um die Ecke eine noch bessere Option wartet. Sie vergleichen ständig und können sich nie sicher sein, ob ihre Wahl wirklich die beste ist. Diese ständige Ungewissheit macht es unmöglich, sich festzulegen und mit einer Entscheidung zufrieden zu sein. Gerade beim Dating ist das für viele ein Problem.
#6
„Ich bin einfach nicht gut darin, Entscheidungen zu treffen.“
Dieser selbstsabotierende Gedanke wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Wenn du dir immer wieder sagst, dass du schlecht in Entscheidungen bist, wirst du automatisch unsicherer und zögerlicher. Dabei ist Entscheiden wie ein Muskel – je öfter du ihn trainierst, desto stärker wird er. Menschen, die sich für „schlechte Entscheider*innen“ halten, übersehen oft ihre erfolgreichen Entscheidungen und fokussieren sich nur auf die wenigen, die nicht optimal gelaufen sind.
#7
„Wenn ich mich falsch entscheide, kann ich das nie wieder rückgängig machen“
Viele unentschlossene Menschen sehen Entscheidungen als endgültig und unumkehrbar an. Diese Schwarz-Weiß-Denkweise erhöht den Druck enorm und macht jede Wahl zu einer scheinbar lebensverändernden Angelegenheit. Dabei sind die meisten Entscheidungen reversibel oder zumindest korrigierbar. Selbst wenn ein Weg nicht zum gewünschten Ziel führt, bietet er oft wertvolle Erfahrungen und neue Möglichkeiten.
Entscheidungen können erleichtern
Es ist keine schlechte Eigenschaft, vor großen Entscheidungen gut abzuwägen und sie aus allen Perspektiven zu beleuchten. Doch wenn wir uns ständig nicht entscheiden können, schränkt uns das im Alltag massiv ein. In den meisten Fällen fühlt es sich gut und erleichternd an, endlich eine Entscheidung getroffen zu haben – und wenn es doch nicht die richtige war, findet man meist auch dafür eine Lösung.
Entscheidungsunfähigkeit ist kein unveränderliches Persönlichkeitsmerkmal, sondern ein erlerntes Verhalten, das du wieder verlernen kannst. Beginne mit kleinen, alltäglichen Entscheidungen und arbeite dich langsam zu größeren vor. Setze dir bewusst Zeitlimits für Entscheidungen und halte diese ein – oft ist eine „gute“ Entscheidung, die schnell getroffen wird, besser als eine „perfekte“, die nie kommt.
Erkenne an, dass es keine Entscheidungen ohne Risiko gibt und dass Fehler Teil des Lernprozesses sind. Vertraue auf deine Fähigkeit, mit den Konsequenzen deiner Entscheidungen umzugehen – diese Resilienz ist oft stärker, als du denkst. Und denk daran: Nicht zu entscheiden ist auch eine Entscheidung – nur dass du dann die Kontrolle über dein Leben an die Umstände abgibst, statt sie selbst in die Hand zu nehmen.