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Inklusive Sprache

Richtig gendern: Mit diesen Tipps stört es den Lesefluss nicht

zeichnung von hand mit Stift
© iStock/Roman Prysiazhniuk

„Gendern macht die Sprache kaputt“, dieses Argument hört man von Gegnern und Gegnerinnen der inklusiven Sprache immer wieder. Doch wenn es gut gemacht ist, fallen Sternchen, Paarformen und geschlechtsneutrale Formulierungen kaum auf. Deshalb haben wir hier einen kleinen Gender-Guide zusammengestellt, der dafür sorgt, dass das Gendern den Lesefluss nicht stört.

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Gibt es feste Regeln fürs Gendern?

In Deutschland gibt es keine festen Regeln fürs Gendern und somit auch keinen Gender-Zwang, wie er von konservativen und rechten Stimmen so oft unterstellt wird. Im Gegenteil, die einzigen gesetzlich vorgeschriebenen Regeln zum Gendern gibt es zum Teil auf Landesebene, wie etwa in Bayern, wo seit März 2024 das Gendern mit Sonderzeichen in Behörden und Schulen verboten ist.

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Darüber hinaus setzen sich viele Institutionen und Unternehmen selbst interne Gender-Vorgaben, die häufig auf denselben Prinzipien beruhen.

Welche Formen zu gendern gibt es?

Obwohl es keine verbindlichen Regeln zum Gendern gibt, gibt es doch drei Formen, die sich mit der Zeit durchgesetzt haben:

Gendern mit Sonderzeichen: Wer ans Gendern denkt, hat diese Form vermutlich als Erstes im Kopf. Gegendert wird typischerweise mit *,:, oder / also etwa Leser*in, Leser:in oder Leser/in.

Gendern mit Paarformen: Was häufig überhaupt nicht als Gendern auffällt, ist die Verwendung von Paarformen, wenn man also von Lesern und Leserinnen spricht oder im Singular von dem Leser oder der Leserin.

Gendern mit neutralen Formen: Eine weitere Form des Genderns, die allerdings nicht bei allen Wörtern funktioniert, ist das Verwenden von neutralen Formen. Aus Lesern werden dann Lesende. Das funktioniert allerdings nur, wenn sich aus einem Wort, ein substantiviertes Partizip bilden lässt, was meist der Fall ist, wenn das Wort auf einem Verb basiert.

Jede Form des Genderns kommt mit ihren Herausforderungen daher und es gibt auch berechtigte Kritik. Daher ist es sinnvoll, mehrere Formen miteinander zu kombinieren, um den besten Lesefluss zu kombinieren.

7 Tipps und verständlich und inklusiv zu gendern

Die verschiedenen Gender-Formen zu kennen, reicht nicht aus, um so zu gendern, dass es flüssig ist und auch jede*n Leser*in inkludiert. Wenn du eine Autor*in bist, der/die ein paar kleine Regeln nicht befolgt, dann wirst eine*n Leser*in, der/die nichts von gendern hält, garantiert verlieren und dein Text sieht ganz schnell so aus, wie in diesem Absatz.

  1. Vermeide komplizierte Formulierungen mit der/die: Sätze wie die oben lenken tatsächlich vom Inhalt ab und sind unschön zu lesen. Sie lassen sich aber ganz einfach vermeiden, indem du eine andere Form des Genderns wählst oder den Satz so formulierst, dass du gar nicht erst gendern brauchst.
  2. Achte darauf, dass der Wortstamm passt: Bei einigen Wörtern haben die weibliche und die männliche Form nicht denselben Wortstamm. Ein gängiges Beispiel: Arzt und Ärztin. Hier mit „Ärzt*in“ zu gendern ist also ziemlich krumm. In diesem Fall ist es besser eine Doppelnennung wählen oder auf Synonyme wie Doktor*in oder Mediziner*in zurückzugreifen.
  3. Achte auf dein Sprachgefühl: Es ist immer sinnvoll, nicht blind zu gendern, sondern die Sätze noch einmal durchzugehen. Passt eine neutrale Formulierung hier wirklich oder klingt das Wort „Schauspielende“ anstatt „Schauspieler und Schauspieler*innen“ nicht irgendwie seltsam? Oftmals ist es auch schon sinnvoll, vom Singular in den Plural zu wechseln.
  4. Gendere nur Wörter, die auch wirklich gegendert werden müssen: Diese Regel sollte eigentlich selbsterklärend sein, trotzdem liest man immer wieder Begriffe wie Mitglieder*innen oder ähnliches.
  5. Gendere einheitlich: Zwischen den verschiedenen Formen des Genderns zu wechseln, macht einen Text oft leserlicher. Trotzdem sollte man darauf achten, einheitlich zu gendern, also nicht erst mit einem Doppelpunkt und dann doch mit einem Sternchen.
  6. Gendere nur, wenn das Geschlecht der Person nicht feststeht: Gendern bzw. das Verwenden von beiden Geschlechtsformen ist nur dann sinnvoll, wenn du das Geschlecht einer hypothetischen Person nicht kennst. Ein Beispiel: Der/die Leser*in hat den Text gelesen. Wenn du weißt, dass die es sich um eine weibliche Person handelt, kannst du auch einfach schreiben: Die Leserin hat den Text gelesen.
  7. Kein Gendern in Erstbestandteilen von Wörtern: Bei zusammengesetzten Nomen wie etwa „Bürgermeister*in“ wird nur der hintere Teil des Wortes gegendert. Alles andere verkompliziert die Sprache unnötig.
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Gendern mit Sonderzeichen: Sternchen oder Doppelpunkt?

Wenn du mit Sonderzeichen gendern willst, stellt sich oft die Frage, was besser geeignet ist, Sternchen oder Doppelpunkt. Dahinter steckt nicht nur eine ästhetische Frage, beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Das Sternchen gilt nicht nur als Verbindung der beiden binären Geschlechtsformen, es soll in der Sprache auch als Repräsentation für alle, die sich keinem dieser Geschlechter zuordnen können, dienen. Der Doppelpunkt hingegen wird von vielen Befürworter*innen als weniger störend im Lesefluss wahrgenommen. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Daten, die das belegen. Es handelt sich hierbei bisher eher um ein individuelles ästhetisches Empfinden. In Vorleseprogrammen für Sehbehinderte können beide Zeichen als gleich störend bzw. nicht störend wahrgenommen werden. Moderne Programme ermöglichen es in der Regel, einzustellen, wie ein Sonderzeichen beim Vorlesen behandelt werden soll.

Johanna Böhnke

Gendern ja, aber bitte elegant!

Ich persönlich kann die Debatte übers Gendern nicht mehr hören. Ich stimme Gegner*innen zu, die damit argumentieren, dass komplizierte Konstrukte mit der/die-Formulierungen und Gender-Sternchen in jedem zweiten Wort den Lesefluss für Menschen mit Leserechtschreib-Schwäche erschweren. Aber wer gekonnt gendert, der kann das in der Regel sehr gut verhindern. Und ganz ehrlich: Ich nehme es Herbert, 56, nicht ab, wenn er plötzlich zum Vorkämpfer für Behindertenrechte wird, sobald es ums Gendern geht. Wer sich beschwert, dass ihn fünf Sonderzeichen in einem Text davon abhalten, ihn zu verstehen, obwohl er eigentlich keinerlei kognitive Einschränkungen hat, der ist vielleicht intellektuell auch so nicht in der Lage, sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen.

Johanna Böhnke

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