Niemand hört gerne, dass etwas nicht perfekt gelaufen ist oder dass Verbesserungspotential besteht. Kritik kann unangenehm sein und unser Selbstbild herausfordern – aber sie gehört zum Leben dazu. Während einige Menschen konstruktives Feedback als wertvollen Input betrachten, löst es bei anderen starke emotionale Reaktionen aus. Sie fühlen sich angegriffen, werden defensiv oder ziehen sich zurück. Was dahinterstecken kann, wenn du Schwierigkeiten hast, mit kritischen Äußerungen umzugehen, erfährst du hier.
#1
Du hast ein fragiles Selbstwertgefühl
Menschen, die schlecht mit Kritik umgehen können, haben oft ein unsicheres Selbstwertgefühl. Sie sind stark darauf angewiesen, was andere von ihnen denken, und interpretieren jede Form von Feedback als Bewertung ihrer gesamten Person.
Statt die Kritik als Hinweis auf ein bestimmtes Verhalten oder eine konkrete Situation zu verstehen, nehmen sie sie als Angriff auf ihre Identität wahr. Das Selbstwertgefühl schwankt dann stark mit der Meinung anderer – positive Rückmeldungen heben es, negative lassen es abstürzen.
#2
Du neigst zu Perfektionismus
Perfektionist*innen haben oft besondere Schwierigkeiten mit Kritik, weil sie einen hohen Selbstanspruch haben und von sich selbst rund um die Uhr fehlerlose Leistungen erwarten. Jede Rückmeldung, die auf Verbesserungsmöglichkeiten hinweist, wird als Beweis für das eigene Versagen interpretiert.
Sie können nicht zwischen „Das war nicht optimal“ und „Ich habe versagt“ unterscheiden. Diese Alles-oder-Nichts-Denkweise macht es schwer, aus Fehlern zu lernen, weil die emotionale Belastung zu groß ist.
#3
Du hast Angst vor Ablehnung
Wer nicht gut mit Kritik umgehen kann, fürchtet oft, dass negative Rückmeldungen zu Ablehnung oder dem Verlust wichtiger Beziehungen führen. Diese Angst vor Zurückweisung kann so stark sein, dass bereits konstruktive Kritik als existentielle Bedrohung empfunden wird.
Betroffene interpretieren jede Form von Feedback als Zeichen dafür, dass sie nicht geliebt oder geschätzt werden. Diese Angst kann dazu führen, dass sie Situationen und Konflikte meiden, in denen sie Kritik erhalten könnten.
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#4
Du hast Schwierigkeiten mit Selbstreflexion
Menschen, die Kritik schlecht vertragen, haben oft wenig Selbstreflexion entwickelt. Sie sind es nicht gewohnt, ihr eigenes Verhalten objektiv zu betrachten oder Fehler als natürlichen Teil des Lernprozesses zu sehen.
Stattdessen nehmen sie eine defensive Haltung ein und suchen die Schuld bei äußeren Umständen oder anderen Personen. Diese mangelnde Fähigkeit zur Selbstreflexion kann die persönliche Entwicklung stark behindern.
#5
Du hast möglicherweise negative Erfahrungen in der Kindheit gemacht
Schwierigkeiten im Umgang mit Kritik können ihre Wurzeln in der Kindheit haben. Wenn du als Kind häufig harsch kritisiert, beschämt oder für Fehler bestraft wurdest, kann sich eine tiefe Angst vor negativen Bewertungen entwickelt haben.
Möglicherweise war Kritik in deiner Familie nicht konstruktiv, sondern destruktiv – verbunden mit emotionaler Kälte oder sogar Liebesentzug. Diese Erfahrungen können dazu führen, dass du auch im Erwachsenenalter jede Form von Kritik als Bedrohung wahrnimmst.
Erkennst du dich wieder?
Wenn du dich in mehreren dieser Punkte wiedererkennst, ist das kein Grund zur Sorge – es ist ein wichtiger Schritt zur Selbsterkenntnis. Der Umgang mit Kritik ist eine Fähigkeit, die du lernen und verbessern kannst. Beginne damit, zwischen der Person und dem Verhalten zu unterscheiden: Kritik an deinem Handeln ist keine Bewertung deines Wertes als Mensch.
Versuche, Kritik als Information zu betrachten, nicht als Angriff. Frage dich: „Was kann ich aus diesem Feedback lernen?“ statt „Warum greift mich diese Person an?“. Übe dich in Selbstmitgefühl, behandle dich so, wie du einen guten Freund oder eine gute Freundin behandeln würdest, der bzw. die einen Fehler gemacht hat.
Falls die Schwierigkeiten mit Kritik sehr stark ausgeprägt sind und dich im Alltag behindern, kann professionelle Hilfe sinnvoll sein. Eine Therapie kann dir helfen, die tieferliegenden Ursachen zu verstehen und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln.