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Challenge

Ich habe einen Monat sofort auf Nachrichten geantwortet – das habe ich dabei gelernt

Sofort auf Nachrichten antworten
© iStock/diego_cervo

Über dem Gmail-Icon auf meinem Handy ist aktuell diese kleine rote Zahl, die auf ungelesene Nachrichten hinweist. Wobei, klein ist sie längst nicht mehr. 7.821 zeigt das rote Feld an. Die meisten davon sind Werbe-Mails, die sich hier seit Jahren ungeöffnet sammeln, aber ich glaube, es wird deutlich: Ich habe ein Problem. Wenn ich daran denke, Mails oder WhatsApp-Nachrichten zu beantworten, dann überkommt mich ein fieses Unbehagen. Den Punkt „E-Mails beantworten“ auf meiner To-do-Liste schiebe ich in 90 Prozent der Fälle auf den nächsten Tag. Und genau deshalb habe ich mir vor einiger Zeit eine Challenge gesetzt: Ich werde einen Monat lang sofort auf Nachrichten antworten. Wie gut das geklappt hat und was ich daraus gelernt habe, lest ihr hier.

Wenn ich sage, dass ich mir diese Challenge vor einiger Zeit gesetzt habe, dann meine ich irgendwann im Frühjahr 2022. Seitdem habe ich sie immer wieder angefangen und dann doch wieder abgebrochen. Zwei Jahre später habe ich nun aber endlich Ernst gemacht und es durchgezogen. Da ich aus meinen bisherigen Fehlversuchen schon einiges gelernt hatte, habe ich den Begriff „sofort“ etwas gedehnt. „Sofort“ bedeutete in meinem Fall innerhalb von 24 Stunden, was wohl immer noch besser ist, als innerhalb von drei Wochen oder wahlweise auch nie.

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Warum fällt es mir so schwer, auf Nachrichten zu antworten?

Ich weiß, dass ich mit meinem Problem keinesfalls alleine bin. Wenn ich Freund*innen von meiner Idee erzählt habe, konnten sie sich meist ziemlich gut damit identifizieren. Die Angst vor Nachrichten, ist auch keinesfalls ein neues Phänomen, das erst mit WhatsApp und Co. aufkam (auch wenn der Druck, ständig erreichbar zu sein, das Ganze sicher noch verstärkt). Tatsächlich ist „Postangst“ in der Psychologie ein gängiger Begriff. Patient*innen entwickeln hierbei eine Art Phobie davor, Briefe zu öffnen. Die Verbraucherzentrale Hessen warnt sogar davor, dass ungeöffnete Briefe häufig ein Grund für Überschuldung seien. Ganz so schlimm ist es bei mir nicht. Auch wenn ich nicht leugnen will, dass sich auf meinem Esstisch eventuell ein paar nicht geöffnete Briefe stapeln. Zum Glück bekomme ich allerdings nicht allzu viele Briefe und habe nach ein paar negativen Erfahrungen damit begonnen, die wirklich wichtigen auch tatsächlich schnell zu öffnen und zu beantworten. Genau solche negativen Erfahrungen können Ängste teilweise aber noch weiter verstärken und mitunter zu einer Angststörung führen. In einem solchen Fall ist es sinnvoll, sich therapeutische Hilfe zu holen.

Bei mir ist es häufig so, dass ich auch vergesse auf „gute“ Nachrichten zu antworten. Wie oft habe ich mich schon über eine WhatsApp-Nachricht von einer Freundin gefreut, von der ich schon länger nichts gehört habe – und habe dann nie zurückgeschrieben? Alle, die gerade diesen Text lesen und schon länger auf eine Nachricht von mir warten, sich vielleicht sogar fragen, ob ich sie nicht mehr mag, können jetzt also beruhigt sein: Es liegt höchstwahrscheinlich nicht an dir. Stattdessen könnte einer der folgenden Gründe schuld daran sein:

  • Ich stelle zu hohe Ansprüche an meine Nachrichten: Oftmals lese ich eine Nachricht so nebenbei und will mir dann Zeit nehmen, um „richtig“ zu antworten. Nur, dass der richtige Zeitpunkt dann irgendwie nie kommt. So entsteht ein Teufelskreis.
  • Ich denke, es ist eh schon zu spät zu antworten: Die andere Person ist wahrscheinlich bereits wütend auf mich und will nichts mehr mit mir zu tun haben. Sowas ist mir in der Vergangenheit tatsächlich schon passiert. Aus Angst davor, antworte ich dann oft lieber gar nicht, als so stark verzögert. In den meisten Fällen freuen Menschen sich aber wahrscheinlich auch über eine späte Rückmeldung.
  • Ich will nicht zu schnell antworten: Wir alle kennen diese absurden Dating-Regeln à la „Warte drei Tage, bis du dich meldest!“ – und ja, irgendwie haben die sich in meinen Kopf eingebrannt und sorgen dafür, dass ich selbst in völlig Dating-unabhängigen Situationen lieber noch mit dem Schreiben warte, weil ich das Gefühl habe, ich komme sonst zu needy rüber.
  • Ich bin nicht bereit für die Konsequenzen: Das mag jetzt vielleicht dramatischer klingen, als es eigentlich gemeint ist, aber manche Nachrichten ziehen natürlich auch weitere Konsequenzen und Verpflichtungen mit sich. Man sagt zu etwas zu oder ab und daraus ergeben sich weitere Pläne.
  • Ich vergesse zu antworten: Und wenn wir zum Schluss ehrlich sind, dann ist der Grund, warum ich nicht antworte auch ganz oft ein super simpler: Ich vergesse es. Wenn ich eine Nachricht öffne und nicht sofort antworte, dann denke ich ganz oft, ich hätte schon geantwortet oder ich vergesse, dass ich sie überhaupt bekommen habe.

Diese Gründe beziehen sich alle auf mich persönlich, ich bin mir aber sicher, dass der ein oder andere sich darin wiedererkennt. Für meine Challenge hat es mir auf jeden Fall wahnsinnig geholfen, mir dieser inneren Hindernisse bewusst zu werden.

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Meine wichtigsten Learnings aus der Challenge

Ich würde an dieser Stelle gerne sagen, dass ich meine Challenge zu 100 Prozent durchgezogen habe und auch in Zukunft jede meiner Nachrichten sofort beantworten werde. Aber damit würde ich mich selbst belügen – und mir noch dazu viel zu viel Druck machen. Wie schon am Anfang erwähnt, habe ich den Begriff „sofort“ sehr weit gedehnt. Ich wollte alle Nachrichten innerhalb von 24 Stunden beantworten. Aber selbst das hat nur in 90 Prozent der Fälle geklappt. Was mich auch direkt zu meiner ersten Erkenntnis bringt.

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Es ist okay, nicht 24/7 erreichbar zu sein

Ja, es ist toll, dass wir heute nicht mehr auf langwierige Briefwechsel setzen oder immer darauf hoffen müssen, dass unsere beste Freundin gerade zu Hause ist, wenn wir sie auf dem Festnetztelefon erreichen wollen. Aber das heißt nicht, dass wir umgekehrt immer erreichbar sein und auf jede Nachricht direkt antworten müssen. Es ist okay, eine Nachricht erst mal nur zu lesen, aber dann etwas anderes zu priorisieren, anstatt direkt zu antworten. Wenn ich auf eine Nachricht während meiner Challenge nicht innerhalb von 24 Stunden geantwortet habe, dann meist, weil das auch überhaupt nicht notwendig war. Nur, weil wir theoretisch 24/7 antworten können, heißt es nicht, dass wir einen Anspruch darauf haben, dass andere das auch direkt tun. Was mich auch direkt zu meinem nächsten Learning bringt.

Es ist okay, wenn es nicht matcht

Ich finde es okay, wenn es für Menschen in einer Freundschaft wichtig ist, sich häufig auch per Textnachricht upzudaten. Aber wenn das jemand von mir erwartet, setzt mich das unter Druck. Letztendlich passen die Bedürfnisse hier auf beiden Seiten vielleicht einfach nicht zusammen. Glücklicherweise hatte ich es in den letzten Jahren nur äußerst selten, dass jemand sauer war, weil ich mich nicht rechtzeitig gemeldet habe. Ich glaube, ich umgebe mich mittlerweile größtenteils mit Menschen, die ähnlich ticken wie ich. Tatsächlich haben mir während meiner Challenge gleich zwei Freundinnen ebenfalls sehr lange nicht geantwortet. Sauer war ich deshalb keinesfalls. Es hat mich aber zu einer weiteren Erkenntnis gebracht.

Es ist okay, noch mal nachzufragen

Manchmal kommt man sich ziemlich blöd vor, wenn man seit Tagen auf eine Nachricht wartet und es kommt keine Antwort. Ist die andere Person sauer? Bin ich zu aufdringlich, wenn ich jetzt nochmal nachfrage? Bin ich zu uninteressant? Meinen Erfahrungen nach, ist es vollkommen okay, nach ein paar Tagen noch mal nachzuhaken. Wenn das jemand bei mir macht, freue ich mich sogar. Immerhin zeigt es, dass ich der anderen Person wichtig bin. Und meistens ist die Erklärung dafür, warum man bisher nicht geantwortet hat, auch eine ganz simple. Oft ist die andere Person gerade einfach im Stress oder hat die Nachricht in einem ungünstigen Moment gelesen und ist schlicht übers Antworten hinweggekommen. Was mich auch direkt zu meiner letzten Erkenntnis bringt.

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Es ist okay, wortwörtlich sofort zu antworten

Wie eingangs schon erwähnt, antworte ich manchmal bewusst nicht direkt auf Nachrichten, weil ich mir entweder genug Zeit nehmen will oder nicht will, dass es so aussieht, als würde ich den ganzen Tag nur am Handy hängen. Ersteres ist noch ein ganz plausibler Grund, letzteres ist einfach nur absurd. Und genau deshalb habe ich im letzten Monat möglichst immer direkt dann, wenn ich die Nachricht gelesen habe, geantwortet. Zumindest immer dann, wenn mir das möglich war. Dadurch habe ich dafür gesorgt, dass der Berg an unbeantworteten Nachrichten nicht noch viel größer wird, als er ohnehin schon ist. Allerdings hatte ich auch dabei teilweise ein komisches Gefühl, was mich zu meiner nächsten Erkenntnis bringt.

Es ist okay, klein anzufangen

Irgendwie hatte ich manchmal fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich auf eine Nachricht sofort geantwortet habe, während andere schon seit Tagen oder Wochen auf meine Aufmerksamkeit warteten. Am liebsten hätte ich einfach direkt den ganzen Stapel an unbeantworteten Mails auf einmal abgearbeitet. Doch das hätte mich dann vermutlich wieder so sehr gestresst, dass ich meine ganze Challenge abgeblasen hätte. Also habe ich einfach immer die Nachrichten beantwortet, zu denen ich gerade kam und habe mir zusätzlich eine feste Zeit in den Kalender geschrieben, in der ich aufgeschobene Mails und Nachrichten beantwortet habe. Diese ewig geschobenen To-Dos von der Liste zu streichen, hat mir jedes Mal ein richtiges Hochgefühl bereitet!

So geht es nach meiner Challenge weiter

Ich muss zugeben: Als mein Challenge-Monat vorbei war, war ich irgendwie auch ganz glücklich darüber, meine Nachrichten wieder etwas länger ignorieren zu dürfen. Trotzdem habe ich aus dieser Zeit einiges mitgenommen. Es hat mir vor allem geholfen, mich mit den Gründen für mein Nicht-Antworten auseinanderzusetzen. Nun schreibe ich viel öfter direkt zurück und warne viele Kontakte auch vor, dass sie noch mal nachhaken sollen, wenn ich etwas länger mit dem Antworten brauche. Dadurch, dass ich auch auf viele länger zurückliegende Nachrichten geantwortet habe und mir niemand meine ausgedehnte Antwortzeit übel genommen hat, bin ich auch hier etwas lockerer geworden. Zwar wird es wohl auch in Zukunft noch einige rote Zahlen an meinen Messenger-Apps geben, aber diese fallen dann zumindest kleiner aus!

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