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Teil 1

dates & desires: „Ich will aber nur was Lockeres, und du?“

Dates & Desires Teil 1

Beim Online-Dating haben sich mittlerweile zwei Fraktionen aufgetan, wobei erstere deutlich in der Unterzahl ist: Team „Beziehung“ und Team „Nur was Lockeres“. Und dann komme ich – irgendwo dazwischen hängend – und frage mich, ob es noch möglich ist, Dates zu erleben, bei denen alles offen und das Ziel nicht vorgegeben ist. Kommt dir das bekannt vor?

Keine Frage: Kommunikation ist wichtig und toll und falsche Erwartungen doof. Aber wieso soll ich denn schon entscheiden, ob ich mit einer Person nur ins Bett will oder doch zur Familienfeier, wenn ich sie noch nie live gesehen habe? Mir fällt es allein schwer zu entscheiden, was ich essen möchte – da lege ich mich bei dieser Wahl erst recht nicht fest, ohne eine Kostprobe zu bekommen. Was ich von der ganzen Sache halte, vorab klar zu machen, in welche Richtung ein Kennenlernen geht, und warum ich zu diesem Thema eine sehr gespaltene Meinung habe, verrate ich dir hier.

Offene Kommunikation – yes, please!

Fangen wir mit der positiven Seite an: Ich finde es mega gut, dass mittlerweile so viele Personen offen kommunizieren, wonach sie auf Dating-Apps suchen. Denn wenn ich auf keinen Fall eine Beziehung möchte – aus welchem Grund auch immer –, dann sollte ich das auch sofort sagen. Diese Tatsache zu verschweigen und falsche Hoffnungen zu vermitteln, nur weil ich jemanden ins Bett bekommen möchte oder einfach zu bequem bin, um das Thema anzusprechen, ist nämlich einfach nur scheiße. #uncool An alle, die bereits so weit sind und mit offenen Karten spielen, wenn sie sich DEFINITIV nicht binden wollen: Danke, bitte genauso weitermachen!

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Die zweite gute Sache, die Team „Nur was Lockeres“ deutlich macht, ist, dass sich immer mehr Menschen bewusst für das Singledasein entscheiden. Mit uns selbst klarzukommen, unsere eigene Gesellschaft zu genießen und nicht das Bedürfnis zu haben, uns mit einer zweiten Person komplettieren zu müssen, halte ich für unglaublich wichtig. Denn ein Partner oder eine Partnerin soll nicht die Bürde tragen, uns glücklich zu machen – das müssen wir schon allein schaffen –, sondern den Ist-Zustand noch ein bisschen schöner machen. Auch hier also: Super cool, dass das Thema Selbstliebe heutzutage eine so große Rolle spielt und viele erkannt haben, dass sie als Individuum genug und auch ohne Beziehung glücklich sind. Soweit so gut … doch jetzt zu meinem großen Aber.

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Können wir bitte aufhören, Gefühle zu planen?

Bei diesen Fortschritten, die ich an meiner Generation sehr zu schätzen weiß und die tatsächlich ein bisschen Reife erahnen lassen, gibt es natürlich auch eine andere Seite der Medaille: Ich habe das Gefühl, dass diese „Nur was Lockeres“-Einstellung zu einem echten Trend geworden ist – und das finde ich irgendwie schade. Klar, das Ganze hat den großen Vorteil, dass Personen, die sich ausschließlich eine feste Beziehung wünschen, dankend ablehnen können und Personen, die nur Interesse an unverbindlichem Sex haben, dankend annehmen. Aber was ist mit Leuten wie mir, die sich irgendwo dazwischen befinden und weder das eine noch das andere aktiv suchen, sondern sich einfach treiben und von ihren Gefühlen leiten lassen?

Ich bin gerne Single und absolut nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Lockere Geschichten finde ich super – solange das von beiden Seiten klar kommuniziert wird, keine Spielchen gespielt werden und alle Beteiligten happy mit der Situation sind. Trotzdem würde ich niemals sagen, dass für mich nur Casual Dating in Frage kommt und ich eine Partnerschaft kategorisch ablehne. Liebe lässt sich doch nicht planen. Sie passiert einfach – ob wir wollen oder nicht. Im Gegensatz dazu habe ich allerdings das Gefühl, dass viele überzeugte Singles versuchen, ihre Emotionen zu kontrollieren und bloß niemanden zu nah an sich ranzulassen. Und deshalb wird lieber gleich gesagt, dass etwas Festes nicht infrage kommt, bevor man sich am Ende noch verletzlich macht oder sogar verliebt. Denn das wäre ja einfach nur schrecklich.

Zu viel Kontrolle = weniger Magic

Natürlich weiß ich auch lieber was Sache ist und woran ich bin, bevor ich jemanden richtig toll finde und am Ende enttäuscht bin, weil ich mir doch mehr vorstellen konnte und die Person eigentlich schon von Anfang an wusste, dass das mit uns nichts wird. Gleichzeitig vermisse ich es aber auch, Dates zu haben, bei denen eben nicht schon vorher alles klar ist. Mich einfach mal wieder reinfallen zu lassen und dann zu entscheiden, was ich mir mit dieser Person vorstellen kann und was nicht. Durch dieses Abstempeln, bevor man sich getroffen hat und überhaupt weiß, ob eine Anziehung da ist – egal, ob nun emotional, geistig oder körperlich –, geht doch total viel verloren, oder nicht?

Genau so ein Date ohne Absprachen hatte ich letztens endlich mal wieder. Wobei ich an dieser Stelle erwähnen muss, dass das „Nur was Lockeres“-Gespräch dann beim zweiten Treffen aufkam, der Dude sich seitdem in eine Art Geist verwandelt hat und ich in diesem Moment keine Ahnung habe, ob ich ihn jemals wiedersehen werde. Aber blende ich all das aus und versuche mir rückblickend nicht vorzustellen, dass er sich aus einem bestimmten Grund von seiner besten Seite gezeigt hat, hat mir das Date wieder in Erinnerung gerufen, wie schön es ist, sich unvoreingenommen kennenzulernen. Ohne vorher zu wissen, ob man einmalig zusammen nach Hause geht, sich die nächsten Wochen häufiger sieht oder vielleicht doch mehr daraus wird. Das fand ich zur Abwechslung einfach richtig aufregend und schön – unabhängig davon, wie es ausging.

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Übrigens: Alle, die zu Team „Beziehung“ gehören, aber immer wieder an Personen geraten, die nur was Lockeres wollen und sich deshalb gerade über mein Luxus-Problem aufregen: Ich habe das aller größte Mitgefühl für euch. Wie frustrierend das sein muss, möchte ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen. <3

Rica Pahlke

Zu feige für die Liebe?

Vielleicht sind wir zu vorsichtig geworden, was Gefühle angeht. Oder wir haben einfach ein total negativbesetztes Bild von Beziehungen in unseren Köpfen verankert, das wir nochmal überdenken sollten. Natürlich hat jeder und jede eigene Gründe, ob es nun schlechte Erfahrungen sind oder was auch immer, und dafür habe ich absolutes Verständnis. Doch manchmal wünsche ich mir, wir würden häufiger unser Herz riskieren. Einfach mal schauen, was passiert und weniger planen. Mutiger sein und nicht mit angezogener Handbremse durch den Dating-Dschungel düsen, das Herz dabei imaginär in Polsterfolie gewickelt. Vielleicht würden wir dann doch mal wieder überrascht werden – von einem Date oder sogar von uns selbst.

Rica Pahlke

Bildquelle: Unsplash / kevin laminto