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Die Wunder-Droge

Oxytocin – zwischen Kuscheln und Kampf

Oxytocin

Sex macht Spaß und vertieft die emotionale Bindung zwischen zwei Partnern. Für Letzteres ist vor allem das Hormon Oxytocin verantwortlich, das beim Liebesspiel ausgeschüttet wird. Es manipuliert uns sozusagen, denn wir verlieben uns schneller und vertrauen mehr. Aber wie genau wirkt das Bindungshormon? Deutsche Forscher haben sich auf den Stoff, denn er könnte sogar Krankheiten therapieren.

Übersetzt aus dem altgriechischen okys tokos bedeutet Oxytocin soviel wie schnelle Geburt. Genau dafür ist er zuständig: Der Stoff aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Schwefel löst Wehen aus. Darüber hinaus produziert unser Körper das Liebeshormon beim Stillen und beim Sex.

Oxytocin
Nach dem Sex schütten wir Oxytocin aus. Das bewirkt, dass wir uns schneller verlieben.
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Bei Berührungen, Sex und vor allem beim Orgasmus schüttet unser Körper das Hormon aus, das nicht nur die Libido des Mannes anregt, sondern auch als Treue- und Kuschelhormon bezeichnet wird. Wir wissen, wie Ihr die Ausschüttung fördern könnt.

Vom Frauenhormon zum Kuschelhormon

Anfang des 20. Jahrhunderts als Frauenhormon entdeckt, da es während der Geburt die Kontraktionen der Gebärmutter veranlasst und danach den Stillfluss regelt, erlebt Oxytocin derzeit eine neue Popularität als Kuschel- und Treuehormon. Als Deospray oder Parfum „Liquid Trust“ kannst Du es zum Beispiel auf Amazon kaufen. In den USA wird es bei Partys als Lutschtablette verteilt. Ebenfalls auf Amazon oder bei Ebay kannst Du zumindest ein wenig der Glücks-Droge in homöophatischen Dosen bekommen.

Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass sich das Sexualhormon Oxytocin positiv auf das Gefühl von Verbundenheit und Treue auswirkt. Vor allem der hohe Oxytocin-Ausstoß nach einem Orgasmus verursacht ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit und Verbundenheit. Aber das ist noch nicht alles: Das Zauberhormon Oxytocin kann viel mehr:

Oxytocin bringt mehr Pepp im Bett

Oxytocin
Oxytocin verstärkt das Gefühl von Verbundenheit und Treue.

Versuche mit männlichen Probanden haben gezeigt, dass die Einnahme von Oxytocin eine ähnliche Wirkung auf die männliche Libido hat wie die Einnahme von Viagra. Die Forscher der University of California fanden heraus, dass die Wirkung des Oxytocins sogar noch stärker war als die von Viagra. Die Männer, die sich das Oxytocin in Form eines Nasensprays verabreichten, konnten nicht nur länger – sie hatten vor allem auch mehr Lust auf Sex! Sobald das Oxytocin nicht mehr verabreicht wurde, verschwand die Wirkung.

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Diese libidosteigernde Wirkung gilt übrigens nicht nur für Männer: Eine Australierin, der zur Anregung ihres Milchflusses beim Stillen ein Oxytocin-Präparat verschrieben wurde, berichtete von einem starken Ansteigen ihrer sexuellen Lust und dem intensivsten Orgasmus ihres Lebens nach der Einnahme des Oxytocin.

Oxytocin – und er hilft Dir beim Spülen

Die Untersuchung der University of California hat darüber hinaus ergeben, dass sich Männer, die das Oxytocin einnehmen, gegenüber ihrer Partnerin viel liebevoller zeigen und sie zum Beispiel häufiger in den Arm nehmen. Das aber taten sie übrigens plötzlich auch sehr herzlich mit Arbeitskollegen.

Denn das Hormon aktiviert das Belohnungssystem und bringt uns dazu, uns anderen nähern zu wollen, es hebt Zwischenmenschliches hervor und mildert die Angst vor dem anderen.

Zudem streiten Paare auf Oxytocin offenbar auch weniger, das hat eine Züricher Studie ergeben. Die Probanden diskutieren konstruktiver über Konfliktthemen, zeigten Gefühle offener und interessierten sich mehr für den anderen; sie mauerten nicht und unterbrachen nur selten. Grund dafür ist die beruhigende sowie Blutdruck senkende Wirkung von Oxytocin. Wir schütten weniger Cortisol aus, sind also weniger gestresst. Bisher wurde die Wirkung allerdings nur bei ausgeglichenen Paare getestet.

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Oxytocin fördert das Vertrauen

Auch bei krankhafter Eifersucht könnte Oxytocin positiv eingreifen. Aus der Studie der Universität Zürich geht hervor, dass es das Vertrauen gegenüber dem Partner und anderen Menschen erhöht. Bei einem Investorenspiel mit echten Geldgewinnen schenkten die Versuchspersonen mit erhöhtem Oxytoxinspiegel ihrem Gegenüber mehr Vertrauen. Aufgrund dieser positiven Wirkung in sozialen Interaktionen wird auch über einen Einsatz von Oxytocin bei Depression, sozialen Ängsten oder Krankheiten, die das soziale Interagieren verhindern nachgedacht.

Oxytocin dockt in der Amygdala an, dem Teil des limbischen Systems im Hirn, der Angstreflexe steuert: Das Hormon dämpft die Aktivität der Amygdala, also die Angst. Patienten mit Angststörungen könnten davon profitieren. Ein Medikament, das krankhafte Angst mildert, aber nicht abhängig macht, gibt es bislang noch nicht. Jedoch schafft Oxytocin keine neuen Empfindungen, sondern verstärkt bestehende. Deshalb kann eine Therapie nur in Kombination mit einer Psychotherapie funktionieren, die positive Erfahrungen bringt. Dies wird derzeit erforscht.

Oxytocin und Depression

Auch gegen Autismus gilt der Stoff als Hoffnungsträger: Es könnte betroffenen Kindern helfen, soziale Reize wahrzunehmen und auszuhalten. In Studien verschwanden unter Oxytocin die Unterschiede zu gesunden Probanden. Darüber hinaus hoffen Forscher, das Hormon als Orientierung beziehungsweise Lotse im menschlichen Gehirn nutzen zu können, um weitere noch wirkungsvollere Stoffe zu entwickeln, die, wie Oxytocin, dort andocken, wo soziales Erleben gesteuert wird.

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Oxytocin verschärft Abgrenzung und Aggression

Es gibt allerdings auch Gegner des Allheil-Hormons: Der Psychologe Carsten De Dreu hält es gar für gefährlich: Er ließ Gruppen mit unterschiedlichen Interessen unter Oxytocin-Einfluss miteinander verhandeln. Dabei machte er die Erfahrung, dass das Oxytocin-Team harmonischer miteinander umging, den Gegner aber stärker auf Abstand hielt, sich ihm verweigerte und log, wenn das der eigenen Gruppe half. Darüber hinaus setzten die Probanden auf Oxytocin die anderen Gruppen stärker herab. Demnach verstärkt das Hormon die Abgrenzung zu anderen und fördert Ethnozentrismus. Laut De Dreu fördert es die Entstehung von Konflikten, Hass und Gewalt.

Folgestudien zeigten zudem, dass tendenziell aggressivere Menschen bei Stress und Schmerz unter Oxytocin noch aggressiver werden. In Konkurrenzsituationen kann der Stoff Neid und Schadenfreude verstärken. Diese beiden gegensätzlich erscheinenden Wirkungen widersprechen sich dabei aber keineswegs: Der Stoff fördert fürsorgliches und beschützendes Verhalten gegenüber der eigenen Gruppe, führt damit aber auch zu einem aggressivem Verhalten gegenüber potenziellen Gefahren.

Aber auch ein Mangel an Oxytocin steigert Aggressionen, Neid und Schadenfreude. Willst Du Deinem Körper also mehr Oxytocin gönnen, solltest Du das mit diesen Tricks ganz gut hin bekommen:

  • Yoga und Meditation
  • Oxytocin-haltige Lebensmittel essen
  • Kuscheln, Küssen, Sex

Denn bislang gibt es Oxytocin unter dem Handelsnamen Syntocinon zwar schon als Medikament zu kaufen – die Zulassung gilt aber nur zur Geburtseinleitung oder bei Stillproblemen. Einfach mal eben in der Apotheke abgreifen, geht also nicht. Bis eine frei verkäufliche Oxytocin Variante auf den deutschen Markt kommt, heißt es also: Ran an den Mann! 

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Bildquelle: iStock/nd3000, iSTock/g-stockstudio