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Kommentar

Macht eine kleinere Kleidergröße glücklicher? Nein!

kleinere Kleidergröße

Ich kenne kaum eine Frau, die zufrieden mit ihrem Gewicht ist und nicht konstant daran arbeitet, dünner zu werden. Dabei scheint die Figur völlig egal zu sein: Eine kleinere Kleidergröße verspricht immer ein besseres Aussehen. Mit diesem Ideal bin auch ich aufgewachsen und dachte lange Zeit, dass ich niemals mit einer Kleidergröße 42 zufrieden sein könnte. Mittlerweile habe ich jedoch erkannt, warum Abnehmen kein Glück verspricht und sich sogar richtig schlecht anfühlen kann.

Glücklich ist man erst ab Kleidergröße 36?

Es ist keineswegs so, dass ich schon immer zufrieden mit meinem Körper war. Aufgewachsen in einer Familie mit vielen jungen Frauen war Gewicht ein ständiges Thema. Bei jeder Familienfeier wurde und wird auch heute noch evaluiert, wer zu- oder abgenommen hat. Kein Wunder, dass das auch Spuren bei mir und so ziemlich all meinen weiblichen Familienmitgliedern hinterlassen hat – selbst wenn die wenigsten offen darüber sprechen. Besonders schwer zu ertragen war das in meiner Pubertät, als sich mein bisher dünner, schlaksiger Körper deutlich rundete. Plötzlich gehörte ich nicht mehr zu den dünnsten Frauen in der Familie und musste akzeptieren, dass ich nicht mehr in eine 32 oder 34 hineinpasse.

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Obwohl meine Mutter, meine Schwester und ich alle völlig unterschiedliche Körpergrößen und Figuren haben, hatte sich eine Zahl in meinem Kopf festgesetzt: Kleidergröße 36. Das bekam ich indirekt über Gespräche und beim Shoppen mit: Passt man nicht mehr in die 36, ist man zu dick. Wenn meine Mutter mir Kleidung schenkte, dann meist in S oder eben 36, obwohl ich allein schon mit meiner Körpergröße von 1,80 m unmöglich in diese hineinpassen konnte – es sei denn, ich würde mich übertrieben herunterhungern. Als ich mich dann an die Kleidergrößen 38 bis 40 gewöhnen musste, war für mich klar: Du musst irgendwie wieder auf eine geringere Konfektionsgröße kommen. Wenn ich heute an diese Zeit zurückblicke, kann ich nur den Kopf schütteln: Ich trage mittlerweile bei den meisten Kleidungsstücken 42 und fände alles andere auch völlig unpassend für meine Statur.

Als ich dünner war, war ich unzufriedener

Kleidergröße 36
Darüber ging lange Zeit nichts.

Es hat ziemlich lange gedauert, mir unrealistische Konfektionsgrößen aus dem Kopf zu schlagen. Auch mit Anfang bis Mitte 20 kam ich mir mit meiner „großen Kleidergröße“ im Vergleich zu den anderen Frauen in meiner Familie vor, als sei ich wirklich übergewichtig. Das führte dann auch zu Phasen, in denen ich versucht habe, mit strengen Diäten und viel Sport abzunehmen – etwas, das ich mir heute überhaupt nicht mehr vorstellen kann. Wenn ich mir jetzt Fotos aus den letzten zehn Jahren anschaue, weiß ich genau, welche Phasen das waren, in denen ich mich auf mein angepeiltes Wunschgewicht von 58 kg gehungert hatte. Auch das war übrigens eine Zahl, die sich in meinem Kopf festgesetzt hatte: Sobald die Waage 60 oder mehr anzeigt, bin ich fett und fühlte mich auch so.

In den letzten Jahren habe ich gelernt, meinen Körper zu akzeptieren, auf Diäten zu verzichten und vor allem die Waage zu verbannen. Das war nur richtig so, denn erst kürzlich bekam ich wieder zu spüren, wie sehr mich die Gewichtsanzeige verunsichern kann: Bei einem Arztbesuch musste ich mich seit langem Mal wieder wiegen und bekam mein Gewicht mitgeteilt: 70 kg! Ich konnte es kaum fassen, denn so viel hatte ich zumindest wissentlich noch nie gewogen. Die Zweifel darüber, ob ich mir ein völlig verzerrtes Selbstbild angeeignet hatte, wurden jedoch schnell von einer anderen Erkenntnis verdrängt: Ich habe meinen Körper noch nie als so schön empfunden wie jetzt. Als ich damals mit zwei Kleidergrößen kleiner in den Spiegel blickte, habe ich mich seltsamerweise fetter empfunden als jetzt. Das mag zum Teil auch daran liegen, dass ich mich mittlerweile vorteilhafter kleide und von meinem Ex-Freund sehr viel Bestätigung erhalten habe, schließlich stehen nicht alle Männer auf dünne Frauen.

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Außerdem befolge ich auch einige Tipps aus dieser Liste. Vor allem der Punkt mit der Bewertung von Essen ist mir sehr wichtig geworden :

9 Schritte, um dich und deinen Körper lieben zu lernen

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Abnehmen kann sich richtig schlecht anfühlen

Da ich mich mittlerweile nicht mehr wiege, merke ich kaum, wenn mein Gewicht schwankt. Es kommt aber durchaus vor, dass ich zeitweise einige Kilos abnehme. Das passiert vor allem im Sommer, wenn ich mich gesünder ernähre, aber auch vor allem dann, wenn es mir schlecht geht. Besonders in Trennungsphasen habe ich wenig Appetit und nehme unbeabsichtigt ab. Dieser Nebeneffekt würde andere Frauen vielleicht freuen, ich kann das aber nicht wirklich nachvollziehen. Vielmehr finde ich es ziemlich beunruhigend, wenn ich vor allem dann Komplimente von Kollegen und Bekannten bekomme, wenn ich mich einfach nur ausgemergelt und traurig fühle. Natürlich bedanke ich mich dennoch für diese Komplimente, lerne daraus aber nicht, dass ich dieses Gewicht halten sollte. Schließlich weiß ich allzu gut, mit wie viel Kummer dieser Gewichtsverlust verbunden ist.

Nina Everwin

Mach dein Glück nicht von Zahlen abhängig!

Ich bin wirklich froh, mir inzwischen so viel Selbstbewusstsein angeeignet zu haben, dass ich mein Glück nicht mehr von Konfektionsgrößen oder der Zahl auf der Waage abhängig mache. Mir ist jedoch bewusst, wie schwer es ist, sich dem zu entziehen, wenn man überall von Frauen umgeben ist, deren ständiges Ziel es ist, abzunehmen. Wer gerne auf seine Ernährung achtet und Sport treibt, soll das natürlich tun. Allzu oft erscheint es mir aber so, als ginge es dabei nur darum, eine willkürlich festgelegte Zahl zu erreichen, in der Hoffnung, dann endlich zufrieden zu sein. Diesen Frauen kann ich nur sagen: Glaubt mir, man kann wirklich lernen, sich wohl in seinem Körper zu fühlen und nichts darauf zu geben, wenn man nicht mehr in eine bestimmte Konfektionsgröße passt.

Gibt es bei dir auch so eine Zahl, die sich in deinem Kopf festgesetzt hat, oder bist du da genauso locker wie ich? 

Nina Everwin
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Bildquelle: iStock/MatiasEnElMundo, iStock/mzamur