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Kommentar

Warum der Begriff Skinny Fat unsinnig ist

Kate Moss Skinny Fat

Dank Social-Media-Plattformen wie Instagram und Pinterest lernen wir immer wieder neue Wortschöpfungen. In der Form von Hashtags werden Phänomene beschrieben, die aktuell von Interesse sind und anhand derer man ganz gut nachverfolgen kann, welche Trends in Sachen Beauty, Fashion und Fitness gerade angesagt sind. Einer dieser Begriffe wird inzwischen so häufig geteilt, dass er sich langsam in unseren Wortschatz schleicht: „Skinny Fat“ bezeichnet Frauen, die auf den ersten Blick schlank sind und dem gesellschaftlichen Schönheitsideal entsprechen, bei genauerem Hinsehen jedoch keinen straffen durchtrainierten Körper vorzeigen können.

Der Begriff „Skinny Fat“ fügt sich derzeit perfekt ein in den neuen Körperkult um muskulöse und perfekt durchtrainierte Frauenkörper. Während Frauen vor einigen Jahren noch den Figuren von äußerst mageren Models wie Kate Moss oder Mischa Barton nacheiferten, werden genau diese heutzutage mit der Betitelung „Skinny Fat“ abgewertet. Dünn sein alleine reicht nicht mehr, denn das äußere Erscheinungsbild muss auch nackt oder im Bikini straff und perfekt aussehen. Obwohl man zunächst denken könnte, dass dieses neue Körperideal ein Schritt in die richtige Richtung – weg vom Magerwahn – ist, will ich Dir heute zeigen, warum Bezeichnungen wie „Skinny Fat“ zu noch mehr Komplexen bei Frauen führen als ohnehin schon.

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Ein klares Beispiel für Skinny Fat oder übertriebener Perfektionismus?
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Perfekte Figur? – Der äußere Schein trügt!

Was mir bei der Bezeichnung „Skinny Fat“ zuerst unangenehm aufstößt, ist das daraus resultierende Misstrauen. Damit meine ich, dass nun nicht mehr der erste Eindruck genügt, um zu beurteilen, ob der Körper einer Frau als schön erachtet wird oder nicht, sondern er noch genauer unter die Lupe genommen wird. Frauen, die auf den ersten Blick schlank wirken, könnten nämlich eine ganze Menge Fett unter ihrer vordergründig perfekten Fassade verstecken. Wer also bekleidet eine schlanke Figur macht, muss sich erst noch im Bikini unter Beweis stellen. Womöglich finden sich bei der genaueren Inspektion ungewollte Dellen an den Oberschenkeln und auch der Hintern ist nicht prall genug: Ein klares Anzeichen für „Skinny Fat“!

Das neue Credo lautet, dass Du Dich nur dann in Deinem Körper wohlfühlen kannst, wenn Du Dich auch nackt vollkommen perfekt findest. Sich einfach nur vorteilhaft zu kleiden, zählt nicht mehr, denn damit täuschst Du andere und versteckst die sogenannte „Wahrheit“, die erst am Strand in Form Deines entblößten Körpers zum Vorschein kommt. Passend dazu wird in der Beschreibung zu diesem #skinnyfat-Instagram-Post dazu aufgefordert, noch einmal ganz genau hinzusehen: „Sieht so ein gesunder Körper aus? Denk noch mal genau nach!“ Und mit genau solchen Aufforderungen beginnt die Verunsicherung und das Misstrauen.

Zu dünn? Zu viele Muskeln? Zu viel Fett? – Was denn nun?!

Dass sich Körperideale im Laufe der Geschichte immer wieder gewandelt haben und unsere Schönheitsvorstellungen demnach kulturell und historisch geprägt sind, wissen wir alle. Dennoch vollziehen sich Trends in Sachen Fitness so schleichend, dass man selbst gar nicht bewusst merkt, wie diese einen beeinflussen. Während viele Frauen in den 90er Jahren noch so dürr sein wollten wie Kate Moss, gilt es heute so gertenschlank zu sein wie ein Victoria's-Secret-Model und gleichzeitig einen prallen Hintern wie Beyoncé zu haben, der hauptsächlich aus Muskeln und nicht aus „Skinny Fat“ besteht.

Mir schwirrt vor all diesen Körperidealen ganz schön der Kopf: Heutzutage gilt es also in der Gesamterscheinung rank und schlank zu sein, allerdings darf diese Figur nicht mit einer Crash-Diät erreicht werden, die zu unstraffer Haut führen kann. Das neue „Fit is the new skinny“-Idealbild verlangt stattdessen sowohl eine strikte Diät als auch das perfekt angepasste Sportprogramm, um die einzelnen Körperpartien zu formen.

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Wenn ich mir die Instagram-Posts unter #skinnyfat aber so ansehe, erschließt sich mir immer noch nicht, was „Skinny Fat“ nun eigentlich meint: Sowohl sehr dürre Frauen ohne sichtbare Muskeln taggen sich mit diesem Begriff als auch solche, die in meinen Augen eine ziemlich sportliche Figur haben. Wenn die also alle „Skinny Fat“ sind, was bin dann ich? Auch wenn es von vielen Seiten heißt, „Skinny Fat“ wäre ein tatsächliches Gesundheitsproblem, wirkt es auf mich eher so, als habe man einfach nur einen neuen Begriff geschaffen: einen Begriff, mit dem Frauen ausdrücken, dass sie ihre Figur – ob mit oder ohne Training – als nicht gut genug empfinden.

Schlanksein ohne eigenes Zutun zählt nicht!

Neben zahlreichen Fitness-Posts finden sich auf Instagram auch zahlreiche Selfies von Frauen, die allesamt eine ziemlich schlanke Figur vorzeigen können und eigentlich dem gesellschaftlichen Idealbild entsprechen. Jedoch scheinen diese die neue „Skinny Fat“-Ideologie schon so verinnerlicht zu haben, dass sie mit dem Hashtag kennzeichnen: „Ich bin zwar schlank, aber ich weiß, dass mein Körper dennoch nicht schön ist.“

Wer also einfach nur von Natur aus mit einer schlanken Figur ausgestattet ist und diesen nicht durch ein striktes Sport- und Ernährungsprogramm erreicht, der scheint irgendwie zu schummeln. Honoriert werden nur noch die Frauen, die tagtäglich hart für ihren dünnen und zugleich muskulösen Körper trainieren. Mich erinnert dieser Trend stark an sogenannte Fitspiration-Posts, in denen Aufopferung und Training bis zum Umfallen propagiert werden. Obwohl es vielleicht einleuchtend klingen mag, dass dünne Frauen ohne sichtbare Muskelmasse ungesünder leben, als solche mit durch und durch straffen Körpern, wird auch hier Gesundheit lediglich anhand optischer Merkmale gemessen.

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Nina Everwin

Ungleiche Voraussetzungen

Wie so oft wird negiert, dass wir alle unterschiedliche körperliche Voraussetzungen haben und wohl auch abweichende Gesundheitsvorstellungen. Denn, wenn ich mir vorstelle, was es für mich bedeuten würde, diesem Schönheitsideal nachzueifern, würde ich mich alles andere als gesund fühlen. Anstatt sich von Buzzwörtern wie „Skinny Fat“ verunsichern zu lassen, sollte man es vielleicht lieber jedem selbst überlassen, in welcher körperlicher Verfassung man sich am wohlsten fühlt.

Nina Everwin

Bildquelle: Getty Images/Chris Jackson, Getty Images/TORSTEN BLACKWOOD